In Pans Labyrinth kommt ein Historienfilm mit dem Fantasy-Genre zusammen. Der Film vereint kindliche Ängste und den Glauben an Wunder mit der schonungslosen Darstellung eines autoritären Regimes. Dabei spielt die Geschichte in Spanien unter der Herrschaft von Diktator Franco (1939 bis 1975).
Regisseur Guillermo del Toro („Hellboy“, „Shape of Water“) ist bekannt für seine Fähigkeit, das Fantastische mit dem Alltäglichen zu verbinden. Seine Filme verwischen die Grenze zwischen mythischen Monstern und Menschen. So auch in Pans Labyrinth.
Der Film ist gleichermaßen gewalttätig und träumerisch und gilt als filmisches Meisterwerk. Manche Fans bezeichnen Pans Labyrinth als bestes Beispiel für del Toros Art, Geschichten zu erzählen. Aber worum geht es in Pans Labyrinth?
Pans Labyrinth: Darum geht es in Del Toros Meisterwerk
Im Jahr 1944 reist die 10-jährige Ofelia mit ihrer schwangeren Mutter Carmen zu ihrem neuen Stiefvater: Hauptmann Vidal. Er ist ein hochrangiger Offizier im Dienste des spanischen Diktators Franco. Vidal soll republikanische Rebellen jagen.
Als Ofelia in Vidals Feldlager ankommt, bemerkt sie eine große Heuschrecke, die sie zu einem alten Steinlabyrinth führt. Haushälterin Mercedes hält sie jedoch auf. Mercedes unterstützt heimlich ihren Bruder Pedro, der Teil der Rebellion ist.
In der Nacht erscheint dieselbe Heuschrecke in Ofelias Zimmer. Das Insekt verwandelt sich in eine Fee und führt Ofelia erneut in das Labyrinth. Ein Faun erscheint und erklärt Ofelia, dass sie die Reinkarnation der Prinzessin Moanna sei. Außerdem übergibt er Ofelia ein Buch mit drei Aufgaben, die sie erfüllen müsse, um ihre Unsterblichkeit wiederzuerlangen. Nur dann könne das Mädchen in sein magisches Königreich zurückzukehren.
Pans Labyrinth erklärt: die drei Prüfungen
Die erste Aufgabe besteht darin, einen Schlüssel aus dem Bauch eines Riesenfroschs zu holen. Das gelingt Ofelia. In der Zwischenzeit verschlechtert sich der Zustand ihrer Mutter. Das Mädchen will die Erfüllung der zweiten Aufgabe verschieben. Der Faun bietet Ofelia daraufhin eine Alraunenwurzel an, die ihrer Mutter helfen kann.
Die zweite Aufgabe besteht darin, einen Dolch aus der Höhle eines bleichen Monsters zu bergen. Es gelingt ihr, aber sie beschließt, die Anweisungen des Fauns zu ignorieren. Ofelia isst zwei Trauben vom Tisch des Monsters und weckt es dadurch auf. Es gelingt ihr zu entkommen, jedoch werden bei der wilden Flucht zwei Feen vom Monster getötet. Als der Faun davon erfährt, weigert er sich, Ofelia die dritte Aufgabe zu geben.
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In der Zwischenzeit kommt es zu einem Angriff der Rebellen. Der faschistische Vidal kann einen Angreifer fangen und foltert ihn. Vidal vermutet, dass der Hausarzt Ferreiro den Rebellen hilft und tötet ihn. Nach diesem Vorfall dringt Vidal in Carmens Zimmer ein und holt Ofelia unter dem Bett hervor. Er ist wütend über die Alraunenwurzel, die er ebenfalls findet. Carmen wirft die Wurzel ins Feuer, was schlimme Folgen hat.
Die Geburt beginnt nämlich viel früher als geplant. Obwohl Ofelias kleiner Babybruder die Geburt überlebt, stirbt ihre Mutter.
Vidal findet heraus, dass Mercedes eine Spionin ist. Sie packt ihre Sachen und nimmt Ofelia mit. Doch Vidal und seine Männer hindern sie an der Flucht. Vidal befiehlt seinen Männern, Ofelia in ihrem Zimmer einzusperren und nimmt Mercedes mit. Als sie mit Vidal allein ist, kann sich Mercedes befreien. Sie flieht und schließt sich der Rebellion an.
In der Zwischenzeit ändert der Faun seine Meinung und gibt Ofelia eine weitere Chance. Die dritte Aufgabe besteht darin, Ofelias Bruder in das Labyrinth zu bringen. Sie bricht in Vidals Büro ein und flieht mit dem Baby.
Ofelias Ungehorsam als Metapher?
Del Toro erklärt in einem Interview mit dem Online-Portal „Collider“, dass sich die märchenhafte Moral durch den ganzen Film zieht. Der Faun in Pans Labyrinth gibt Ofelia drei Aufgaben, die sie erfüllen soll. Nur so könne sie ihren Platz als Königin der Unterwelt wieder einnehmen. Doch das Mädchen missachtet die Anweisungen und trifft Entscheidungen nach ihrem eigenen Gewissen. So stiehlt sie beispielsweise das Essen des bleichen Monsters.
Doch genau diese unkonventionelle Art und das Pochen auf ihre eigene Moral erlaubt Ofelia schließlich ein heldenhaftes Ende. Der mystische Faun fordert sie am Ende des Films auf, das Blut ihres kleinen Bruders zu vergießen. Er verlangt dieses Blutopfer, damit Ofelia über das Labyrinth herrschen kann.
Im Labyrinth erklärt der Faun, dass eine kleine Menge des Blutes des Babys notwendig ist, um die dritte Aufgabe zu erfüllen. Ofelia weigert sich jedoch. Sie will einem Unschuldigen kein Leid zufügen. Der Faun geht und sagt Ofelia, dass sie nie wieder in das Königreich zurückkehren könne.
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Die Filmwissenschaftlerin Juliane Becker hat den Film 2018 in einer Seminararbeit untersucht. Die Analyse des Films kommt zu dem Schluss, dass Ungehorsam und Widerstand zwei wichtige Motive in Pan’s Labyrinth sind. Ofelia weigert sich immer wieder, die Aufgaben des Faun richtig zu erfüllen. Dies scheint zunächst das Unglück nach sich zu ziehen: Das Mädchen wird am Ende des Films erschossen.
So betritt die Haushälterin Mercedes das Labyrinth und findet eine blutende Ofelia bei ihrem letzten Atemzug. Die nächste Szene zeigt Ofelia plötzlich in einem schönen Kleid und unversehrt. Der König der Unterwelt sagt ihr, dass sie die Prüfung bestanden hat, als sie sich entschied, ihr eigenes Blut zu vergießen, anstatt das eines unschuldigen Babys.
Der Faun lobt Ofelia für ihre Entscheidung und die Königin der Unterwelt lädt sie ein, neben ihrem Vater zu sitzen und an seiner Seite zu regieren. Doch in der realen Welt stirbt Ofelia friedlich in Mercedes’ Armen.
Pans Labyrinth: Ende erklärt – war alles nur ein Märchen?
Fans des Films diskutieren, ob Ofelias Erlebnisse im Labyrinth nur allein ihrer Fantasie enspringen oder ob sie sich „in Wirklichkeit“ so ereignet haben. Der Film überlässt es dem Publikum, für welche Möglichkeit es sich entscheidet und wie es sich das Ende erklärt.
Von einer realistischen und nüchternen Seite betrachtet war Ofelia nie eine Unterweltprinzessin. Die gesamte Geschichte um den Faun und das Labyrinth voller Monster ist ihre Art, mit der brutalen Realität fertig zu werden. Ihre Mutter verstirbt wegen ihres schlechten Gesundheitszustands und nicht wegen einer verbrannten Alraune. Außerdem gibt es keinen Faun. Dieser existiert nur in Ofelias Fantasie.
Doch im Film gibt es versteckte Hinweise, dass nicht die „nüchterne“ Interpretation von Pan’s Labyrinth die richtige ist:
Hauptmann Vidal schließt Ofelia in ihrem Zimmer ein. Es gibt keine Möglichkeit, in Vidals Büro zu gelangen. Außer: Ofelias magische Kreide, mit der sie eine Tür zeichnet. Mercedes sieht diese Linien, als sie zurückkehrt, um Ofelia zu holen. Das spricht für die reale Existenz der Kreide. Bei der Verfolgungsjagd durch das Labyrinth öffnet sich vor Ofelia plötzlich eine Wand, durch die sie entkommen kann. Vidal verliert ihre Spur, da er diesen Weg nicht sehen kann.
Ein weiterer Hinweis: In der letzten Einstellung erblüht eine Blume auf dem Baum, durch den Ofelia in die Unterwelt gelangte. Der Erzähler sagt, dass die mythische Prinzessin Spuren ihrer Existenz hinterlassen habe. Doch die seien nur für diejenigen sichtbar, die wissen, wo sie suchen müssen. Nicht jeder Mensch kann also die magischen Wesen sehen. Deswegen erscheint der Faun auch nur der fantasiebegabten Ofelia.
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