Francis Ford ist für uns ein Regisseur, der bei seinen Filmen stets im großen Stil denkt und für den kein Stoff zu mutig ist. Megalopolis begleitete ihn nun bereits seit den Achtzigern, als die ersten Drehbuchfassungen entstanden. Anfang der 2000er wagte er eine erste Umsetzung, die abgebrochen werden musste. Als kein Produktionsstudio sich für den Film begeistern konnte, sammelte Coppola schließlich selbst das Millionen-Startkapital an, um sein Werk zu verwirklichen. Doch hat sich die Mühe gelohnt? In unserer Megapolis-Kritik erfährst Du, was Dich in Coppolas imposantem 138-Minuten-Werk erwartet.
Mit dem Megapolis-Trailer kannst Du Dir einen ersten Eindruck verschaffen:
Aus der Dystopie zur Utopie: Die Handlung von Megalopolis
Das fiktive New Rome ertrinkt im tiefen Elend der Armen und der korrupten Dekadenz der Reichen. Ein Mann will die Gesellschaft retten: der Architekt Cesar Catilina (Adam Driver). Mithilfe eines übernatürlichen Materials namens Megalop plant er ein futuristisches Stadtmodell, das alle finanziellen Probleme lösen soll.
Doch die meisten halten ihn für einen Scharlatan, auch Bürgermeister Cicero (Giancarlo Esposito), der gegen die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung kämpfen muss. Seine Tochter Julia (Nathalie Emmanuel) jedoch findet den Visionär sehr geheimnisvoll und inspirierend.
Als Julia beginnt, mit Catilina an seinem Projekt zu arbeiten, verlieben sich die beiden – sehr zum Leidwesen ihres Vaters. Auch für die Reichen wird Catilina zu einer Bedrohung, weshalb sie nicht nur ihn, sondern auch seinen Traum ermorden wollen.
Große Bilder, große Worte – doch nichts bleibt hängen
Megalopolis legt viel Wert auf große Bilder und große Wortgefechte. Doch genau bei diesen beiden Punkten konnte uns Francis Ford Coppolas Werk nicht abholen.
Die gesamte Filmwelt – besonders, wenn es um die Computeranimationen der Gladiatorenarena oder das übernatürliche Megalop-Material geht – wirkt künstlich und gleichzeitig veraltet. Die Dialoge sind voller dramatischer Wortgefechte, die mit Pathos und bedeutungsschweren Phrasen nur so um sich werfen. Doch statt uns tief zu berühren oder zum Nachdenken anzuregen, wirken sie überladen und schwülstig. Am Ende verpufft ihre Wirkung – nichts bleibt wirklich haften und die großen Aussagen verlieren sich in leeren Worthülsen.
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Viel Theatralik, wenig Emotionen
Während unseres Kinobesuchs fragten wir uns permanent, warum uns Megalopolis nicht gefällt. Warum bleibt keine Szene wirklich hängen? Unsere Erklärung: Weil alles wie eine einzige große Werbung wirkt. Jeder einzelnen Szene ist sofort anzusehen, wie sie wirken möchte – und das schafft sie nicht, weil sie diese Wirkung mit aller Macht erzwingen will.
Liebe:r Zuschauer:in, sei jetzt traurig, sei jetzt wütend, sei jetzt entsetzt, sei entzückt. Oder es gibt Szenen, die nichts bezwecken und nur das Leben im römischen New York zeigen. Eindrücke, die wir nicht vermissen würden. Stellenweise wirkt der Film mehr wie eine Lesung oder ein Theaterstück – als ob er sich mit seinem gestelzten Auftreten eher an ein Publikum aus einer anderen Zeit richtet.
Jeder Charakter repräsentiert ein bestimmtes Thema, eine bestimmte Philosophie und ein festes Handlungsset, aus dem er oder sie nicht mehr ausbricht. Keine Person wirkt dadurch echt, weshalb wir auch für keine von ihnen mitfiebern wollen.
Die wenigen Lichtblicke
Während sich Megalopolis permanent selbst zelebriert, gibt es dann plötzlich doch wenige Szenen am Rand, die positiv hervorstechen aufgrund ihrer interessanten Details. Catilina fährt mit seinem Chauffeur durch eine untergehende Stadt, in der große Denkmäler lebendig werden und sich müde zu Boden legen. Oder eine andere Szene: Julia trägt philosophische Zitate vor, die sie in der Kindheit gelernt hat, während ihr Vater sichtlich stolz zuhört. Hier flüstert Megalopolis ohne Worte – aber sonst schwafelt er uns leider nur zu.
Großes Feuerwerk ohne Wow-Effekt
Die Handlung überschlägt sich, es fließt Blut, es wird Verrat begangen, die Bevölkerung rebelliert und eine einzige Rede soll sie alle zur Vernunft bringen – und wir fühlen absolut nichts dabei. Dabei tritt hier ein Cast auf, der nicht namhafter sein könnte: Zum Beispiel ist Shia LaBeouf als Clodio zu sehen, der den neidischen und ekligen Cousin des Architekten spielt. Oder Laurence Fishburne als Chauffeur Fundi, der als heimlicher Erzähler die Geschehnisse kommentiert. Aber beeindruckendes Schauspiel kommt hier nicht zustande, es verschwindet unter dem ganzen Kitsch der Erzählung und Prunk der Szenenbilder.
Dafür, dass Megalopolis ein Film sein möchte, der zum Nachdenken anregt, Menschen zu mehr Optimismus bewegt, ihnen sagen will, dass alles zu erreichen ist, bleibt der Film uns viele Antworten schuldig. Über eine Stunde wird eine Handlung aufgebaut, die innerhalb einer Szene aufgelöst wird. Andere Konflikte verfliegen einfach oder sind vergessen. Das Happy End aus dem Nichts heilt alles.
Was haben wir nun gelernt? Dass die Traumstadt Megalopolis in dieser Computeranimation wirklich nicht gut aussieht? Megalopolis erzählt seine Geschichten in einer merkwürdigen aufgebauschten Weise. Was nichts am Kitsch-Ende ändert.
Megalopolis in der Kritik: Unser Fazit
Auch wenn wir im Vorfeld bereits viel Negatives über Megalopolis gehört haben, haben wir uns vorgenommen, uns fair und unparteiisch auf den Film einzulassen – vielleicht sogar sein Freund zu sein, weil wir mutige Filme lieben, die alte Grenzen sprengen und in neue Welten aufbrechen. Aber so ein Film ist Megalopolis nicht. Er ist ein großer Film, aber genauso wie er groß ist, ist er auch leer.
Megalopolis | |
Genre: | Drama / Science-Fiction |
Bundesstart: | 26. September 2024 |
Laufzeit: | 138 Minuten |
FSK: | - |
Regie: | Francis Ford Coppola |
Drehbuch: | Francis Ford Coppola |
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