Mit dem Gute-Laune-Lied «Spielverderber» startet die Gesangskarriere der 16-Jährigen im sozialistischen Teil Deutschlands kometenhaft: Als Inka, jüngste Tochter des erfolgreichsten DDR-Schlagerkomponisten Arndt Bause, zum Jahreswechsel 1984/85 erstmals in einer Fernsehsendung auf der Bühne singt, wirkt sie schon wie ein Profi. Die pausbäckige quirlige Jugendliche wird direkt ein Star. Ebenso ihre Frisur: Manch DDR-Teenie will unbedingt auch den lockigen Pagenschnitt mit Schleife im Haar - genannt die «Inka-Frisur».
Bis zum Mauerfall folgt ein Inka-Hit nach dem anderen, parallel zum Musikstudium. Vier Jahrzehnte später ist sie immer noch Sängerin - aber im westlichen Teil Deutschlands vor allem als erfolgreiche Moderatorin der RTL-Sendung «Bauer sucht Frau» bekannt. Mit dem Album «INKA» feiert sie nun ihr Jubiläum als Musikerin: mit 40 Songs aus 40 Jahren.
Papa komponiert zu Hause DDR-Hits
Blick zurück in die 80er-Jahre: Wie am Fließband komponiert Arndt Bause (1936-2003), Vater von drei Töchtern, in Ost-Berlin Ohrwürmer für Schlagersänger in der DDR; etwa für Helga Hahnemann («Dicke da») oder Wolfgang Lippert («Erna kommt»). «Ich hatte das große Privileg, dass ich viele spätere DDR-Hits vorher zu Hause auf dem Klavier gehört habe», blickt Inka Bause im dpa-Interview zurück.
Sie selbst spielt seit ihrem achten Lebensjahr Geige. «Als Teenager wollte ich dann singen und habe noch Gesangsunterricht genommen.» Nach der 10. Klasse bewirbt sie sich um einen Musikstudienplatz. Sie geht ins Studio ihres Vaters, will sich auf die Aufnahmeprüfung vorbereiten. «Auf dem Mischpult lag das Lied 'Spielverderber'», berichtet sie. Ihr Vater hatte es für eine Sängerin komponiert. «Das hab ich dann im Studio gesungen. Es war mein erster Gesang überhaupt an einem Studiomikrofon.» Der Tonmeister habe alles aufgenommen.
Mit «Spielverderber» von Null auf Hundert
Mehrere Rockmusiker hätten sie dann ermuntert, mit «Spielverderber» auf die Bühne zu gehen. «Wir hatten so eine junge Sängerin im Osten noch nicht», so Bause. Aber sie zögerte damals: «Eigentlich wollte ich nicht mit 16 berühmt werden und auf der Bühne stehen.» Ihr Vater wiederum wollte nicht, dass sie eine Komposition von ihm singt. «Er hatte Bedenken, dass er vielleicht vor den Kollegen an Respekt und Glaubwürdigkeit verliert, wenn er seine eigene Tochter pusht.» Schließlich habe ihre Mutter ihn umgestimmt - mit dem Argument: «Wenn Du ihr keine Titel schreibst, macht es jemand anderes.»
Schon ihr erster TV-Auftritt als Teenie-Sängerin hat ungeahnte Folgen: «Es kam körbeweise Fanpost. Wir haben tage- und nächtelang im Wohnzimmer nur Autogrammkarten geschrieben. Es müssen Tausende gewesen sein.» Rückblickend sagt Bause: «Dieses Erlebnis gibt mir bis heute eine Leichtigkeit und Relaxtheit. 90 Prozent der Künstler erleben so etwas nicht.» Auch die nächsten Songs von Inka - etwa «Ist das Liebe?» und «Es ist Sommer» - wurden zu Ohrwürmern. «Ich hatte damals nur Spaß auf der Bühne. Lampenfieber kam erst Jahre später», berichtet die 56-Jährige.
Einst «Talentebude», nun «Bauer sucht Frau»
Dann fiel die Mauer. Arndt Bause schrieb dazu später in seiner Biografie: «Jetzt war ich in einem Land, wo ich nicht mehr gebraucht wurde. Wir hatten unsere Platte mit Inka, aber die Menschen kauften sie nicht. Die Leute wollten nur noch Westmusik.» Aus der Sängerin Inka, von der es nach 1990 noch mehrere weitere Alben gab, wurde vor allem die Moderatorin Inka Bause.
Schon im DDR-Kinderfernsehen hatte sie die «Talentebude» moderiert, in der sich Jungen und Mädchen mit besonderen Entertainer-Begabungen vorstellten. 2015 hatte sie noch mal einen ähnlichen Job: Neben Dieter Bohlen und Bruce Darnell saß sie in der Jury der RTL-Castingshow «Das Supertalent». Nach einer Staffel verließ sie diese wieder.
Seit 20 Jahren ist Bause nun Moderatorin der Kuppel-Show «Bauer sucht Frau». Und sagt über ihre beiden Rollen auf der Bühne: «Moderation ist ein Handwerk - und als Moderatorin bin ich nur so gut wie die Dinge, die ich präsentiere. Emotional ist für mich die Musik die wichtigere Sache. Da texte ich, lache, tanze, singe über mein Leben.» Deshalb will sie dieses Jahr nach vielen Jahren Pause auch wieder auf Tour gehen - ausschließlich im Osten Deutschlands. Die Tournee startet am 22. Oktober in Halle.
Das Album: 40 Songs und Liebesbriefe
«Die meisten Leute kommen in meine Konzerte, weil sie mit mir groß geworden sind und wir uns eine Vergangenheit teilen», sagt die Mutter einer Tochter. Auch das Album mit den 40 Songs - darunter fünf neue - bietet Gelegenheit zum Rückblick in frühere Zeiten. Es enthält auch die Inka-Hits aus der DDR und ein 80-seitiges Booklet. Mit privaten Fotos, Zeitungsausschnitten, Liebesbriefen von einst und persönlichen Geschichten zu jedem Song.
Die Sängerin, die 2023 in der Show «Masked Singers» der Toast war, schreibt viele ihrer Texte selbst. Sie hat ihr eigenes Plattenlabel. Aber: «Schade, dass ich das Kompositionstalent nicht von meinem Vater geerbt habe», sagt sie. So bietet das Album Titel von vielen verschiedenen Komponisten; darunter auch Songs, die Arndt Bause für DDR-Musiker geschrieben hat - etwa «Gold in Deinen Augen» von Frank Schöbel.
Feste Fanbasis nur im Osten
Inkas jüngste Single heißt «Gute Laune». Diese versprüht die Entertainerin in all ihren Rollen auf der Bühne. Generell sei für sie das Glas in der Regel halbvoll, nicht halbleer. So sagt sie: «Ich bin nicht sauer, dass ich nur in einer Hälfte Deutschlands ein Fundament als Musikerin hab. Das ist mehr, als die meisten Künstler haben.»