Jetzt ist es raus: Basel direkt an der deutschen Grenze wird die Bühne für den Eurovision Song Contest (ESC) 2025 sein. Und wenn man auf Regierungspräsident Conradin Cramer schaut, ist die Stadt schon jetzt in begeisterten Schwingungen: Der 45-Jährige zeigte auf der Plattform X einen Videoclip, in dem er zur Musik des Schweizer Gewinnerliedes 2024 «The Code» durchs Rathaus tanzt. Er versprach ein Fest für die ganze Stadt und alle Besucher, nicht nur für diejenigen, die Tickets für die Show haben.
Die drittgrößte Stadt der Schweiz hat sich im Rennen gegen Genf durchgesetzt. Die Entscheidung trafen die Europäische Rundfunkunion (EBU) und das Schweizer Medienhaus SRG. Die Halbfinale finden am 13. und 15. Mai, das Finale am 17. Mai statt.
Auch Süddeutschland hofft auf Geschäfte
«Ich bin sicher, dass die einzigartige Stimmung des ESC auch auf Lörrach überschwappen wird», sagte dessen parteiloser Oberbürgermeister Jörg Lutz der Deutschen Presse-Agentur. Besucher könnten die touristische Angebote und Hotels der grenznahen deutschen Stadt kennenlernen und feststellen, dass sie «vieles zu bieten hat», sagte Lutz. Freudig war auch die Oberbürgermeisterin von Weil am Rhein, Diana Stöcker. Sie sprach von einem Gewinn für das Dreiländereck.
1000 Euro für eine Nacht in simplem Hotel
In Basel reibt sich das Gewerbe schon die Hände. Beim ESC in Malmö waren in diesem Jahr rund 100 000 Besucherinnen und Besucher in der Stadt. Wer Gästebetten hat, kann einen Reibach machen. Auf Buchungsplattformen sind Hotelzimmer praktisch ausgebucht. Zu haben war wenige Stunden nach der Entscheidung für Basel noch ein Zimmer in einem kleinen Hotel ohne Sterne mit eher schwacher Gästebewertung, für rund 1000 Euro die Nacht. Am Rhein sollen nun Hotelschiffe eingerichtet und Campingplätze ausgewiesen werden.
Begeisterung hielt sich in Umfrage vom Juli noch in Grenzen
In sozialen Medien freuten sich viele Schweizer mit Memes und Begeisterungsemojis auf das Mega-Event. Landesweit war die Stimmung allerdings noch vor vier Wochen nicht so rosig: Bei einer Umfrage unter mehr als 24 000 Menschen meinte jeder Zweite, er begrüße es eher nicht, dass die Schweiz den ESC ausrichtet. Zu den Skeptikern gehört die wählerstärkste Partei, die SVP, deren Präsident schon mal von einem «peinlichen Regenbogen-Anlass» sprach.
Eine Rolle spielt dabei, dass der ESC auch als Fest der Toleranz für Liebe in allen Formen gilt. Nemo ist zum Beispiel eine non-binäre Person, die sich nicht als Mann oder Frau identifiziert. Nemo macht seit dem Sieg in Malmö auch politisch von sich reden, etwa mit der Forderung nach Anerkennung eines dritten Geschlechts. Das ist für die SVP - und viele ihrer Wählerinnen und Wähler - ein rotes Tuch.
Halle für 12.000 Besucher
Das Spektakel soll in Basel in der St. Jakobshalle stattfinden mit rund 12.000 Plätzen stattfinden. Beim Finale soll im nahen St. Jakob-Park eine «Arena Plus» eingerichtet, mit Public Viewing und Konzerten ehemaliger ESC-Stars. Während der Show wird die «Arena Plus» über gegenseitige Liveschaltungen in die Hauptshow integriert. Auch das Messegelände will ein ESC-Village einrichten für Veranstaltungen und Partys rund um den ESC.
Die Stadt rechnet mit Kosten von rund 30 bis 35 Millionen Franken (37 Mio. Euro), rechnet sich aber aus, dass das Geld mit den Ausgaben der Fans und der Werbung, die die Veranstaltung für die Region Basel macht, langfristig wieder reinkommt.
Grenzen überwinden in Basel
Das Motto heißt: «Grenzen überwinden». Wie das geht, lebt Basel seit Jahrzehnten vor: Die Stadt selbst grenzt unmittelbar an Deutschland und Frankreich, und die Gemeinden im Dreiländereck arbeiten so eng zusammen, dass Bewohner die Grenzen kaum noch wahrnehmen. Das Motto passt auch zum ESC, bei dem sich zuletzt immer öfter politische Spannungen niederschlugen, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine oder dem Krieg Israels gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen.
An dem Musikwettbewerb nehmen mehr als 35 öffentlich-rechtlichen Medienorganisationen überwiegend aus Europa teil, die EBU-Mitglieder sind. Das Siegerland richtet in aller Regel den nächsten ESC aus. Der deutsche Sänger Isaak belegte in diesem Jahr in Malmö den 12. Platz.
Schweiz siegte beim ESC öfter als Deutschland
Für die Schweiz ist es der dritte ESC: Sie richtete den ersten Wettbewerb 1956 in Lugano aus und gewann auch mit Lys Assia. Der nächste Gastgeber war allerdings Frankfurt. Ein zweites Mal gewann die Kanadierin Céline Dion 1988 für die Schweiz und startete damit ihre internationale Karriere. Im folgenden Jahr fand der Wettbewerb in Lausanne statt. Deutschland hat bislang zweimal gewonnen: Nicole 1982 mit «Ein bisschen Frieden» und Lena Meyer-Landrut 2010 mit «Satellite».