Der TV-Film „Der König von Köln“ ist eine bissige Komödie, die es in sich hat, nicht nur wegen der Klüngel- und Korruptionsgeschichten, die sie erzählt. Ganz offensichtlich hat sie sich wahre Ereignisse und real existierende Personen zum Vorbild genommen.
Ohne ihn geht in Köln fast nichts: Josef Asch (Rainer Bock), früher einfacher Maurer, verwaltet in der Domstadt die Vermögen der Superreichen, bestimmt die Geschicke einer Privatbank und zieht dank guter Freunde in der Politik ein lukratives Immobilienprojekt nach dem anderen hoch. Seine Geschäfte wickelt er bei Karnevalssitzungen ab.
Als der ihm treu ergebene Baudezernent Lothar Stüssgen (brillant: Joachim Król) im Bordell einen Herzinfarkt erleidet, installiert Asch als Nachfolger den naiven Beamten Andrea Di Carlo (Serkan Kaya). Im Gegenzug soll dieser bei einem Bauprojekt auf die vorgeschriebene Ausschreibung verzichten. Alles läuft glänzend – bis sich die Staatsanwältin Alina Behrens (Eva Meckbach) an Aschs Fersen heftet.
Die Hauptfigur ist unschwer als Karikatur des einst einflussreichen Vermögensverwalters und Bauunternehmers Josef Esch zu erkennen. Diesem wird vorgeworfen, beim Niedergang der Traditionsbank Sal. Oppenheim, der Insolvenz des Arcandor-Konzerns und den Vermögensverlusten der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz eine unrühmliche Rolle gespielt zu haben. Seine Geschäfte waren oft Thema kritischer Reportagen. Auch im Anschluss an den TV-Film beschäftigt sich eine neue Dokumentation mit Josef Esch.
Wegen dieser Brisanz unterlag „Der König von Köln“ vor der Ausstrahlung einer hohen Geheimhaltungsstufe: Nur ausgewählte Medienvertreter durften den Film sehen, unter anderem von GOLDENE KAMERA. Die Vorführungen wurden eigens im Büro der Produktionsfirma Zeitsprung Pictures in Köln organisiert. Die ARD fürchtete offenbar, jemand könnte seine Persönlichkeitsrechte verletzt sehen und die Ausstrahlung gerichtlich verhindern wollen.
„In diesem Film geht es nicht darum, tatsächliche Vorgänge und handelnde Personen abzubilden, sie sind frei erfunden“, betont der Produzent Michael Souvignier. „Stattdessen wollen wir mit den Mitteln der satirischen Zuspitzung Mechanismen aus der Wirtschaftswelt aufzeigen. Diese sind nicht nur typisch für Köln, sondern für jede deutsche Stadt. Die eigentlichen Themen des Films sind: Wie funktionieren Geschäfte auf allerhöchster Ebene? Wie wird Macht missbraucht? Und welche Katastrophen können sich daraus ergeben?“
Für das Drehbuch heuerte der Produzent Ralf Husmann an, der schon als Autor der Comedyserien „Stromberg“ und „Merz gegen Merz“ Talent für besondere Komik bewies. In „Der König von Köln“ gelingt Husmann in Zusammenarbeit mit Regisseur Richard Huber und einer Riege glänzender Darsteller die Kombination von Komödie und Gesellschaftskritik. Die ersten Minuten sind zwar arg unübersichtlich inszeniert, doch dann findet man in die Handlung. In den besten Momenten erinnert der Film sogar an Klassiker wie „Schtonk!“.