Von Fans verehrt, von Fahrern gefürchtet: der Nürburgring. Seit einem Jahrhundert prägt die legendäre Rennstrecke die Eifel. Sie gilt als eine der schönsten und anspruchsvollsten Rennstrecken der Welt. Die sogenannte grüne Hölle schlängelt sie sich durch Wälder. Ihre Kurven tragen mitunter klangvolle Namen wie Schwedenkreuz, Fuchsröhre, Bergwerk und Brünnchen.
Zum 100. Jahrestag des ersten Spatenstichs 1925 erzählt eine Dokumentation die Geschichte des Nürburgrings mit Aufs und Abs - von den ersten Rennen über den Feuerunfall von Niki Lauda bis heute.
Der Film «Nürburgring: 100 Jahre grüne Hölle» ist am heutigen Donnerstag (20.3.) um 20.15 Uhr bei Arte zu sehen (und dann auch in der Mediathek abrufbar).
«Das ist meine Welt»
«Nur das ist meine Welt», sagte Ursula Schmitz, Hotelbetreiberin am Nürburgring. «Jeder hat hier irgendwas mit dem Ring zu tun.» Sie betont: «Wir lieben den Nürburgring hier. Das ist unsere Heimat und unsere Existenz.»
Anfang der 1920er Jahre entstanden die Pläne für die Rennstrecke in der damals strukturschwachen Eifel. Etwa 2.500 Arbeiter schufteten dafür ab Sommer 1925 in der kaum besiedelten Region.
Nach dem Krieg kam die Formel 1
Es entstand eine Strecke mit für damalige Verhältnisse extremen Höhenunterschieden und gefährlichen Kurven. Zwei Jahre später folgte die Renn-Premiere. Die Autoverrücktheit der Deutschen verhalf der «Grünen Hölle» schnell zu Bekanntheit.
Der Zweite Weltkrieg zwang den Rennbetrieb 1940 zu einem rund sechsjährigen Stillstand. Nach dem Wiederaufbau ging 1951 erstmals die Motorsport-Elite der Formel 1 in der Eifel an den Start.
In den 60er Jahren kamen Sicherheitsbedenken
In den folgenden Jahrzehnten wurden die Rennwagen immer schneller, doch bis in die 60er blieb der Ring komplett ungesichert. Nicht einmal Leitplanken waren entlang der Strecke angebracht. Das Ergebnis: schwere Unfälle, bei denen immer wieder Rennfahrer verunglückten.
Anfang der 70er Jahre zogen Formel-1-Fahrer die Reißleine. Sie boykottierten ihr nächstes Rennen am Nürburgring und forderten Sicherheitsmaßnahmen. «Ich fahre sehr sehr gerne am Nürburgring. Nur sind wie zur Erkenntnis gekommen, dass wesentlich mehr für die Sicherheit geschehen muss», sagte Rennfahrer Jochen Rindt damals.
Der Protest wirkte. Die Nordschleife wurde umfangreich umgebaut und abgesichert. Fangzäune, Seitenstreifen und Leitplanken wurden entlang der Strecke aufgebaut.
Schwerer Unfall von Niki Lauda 1976
Doch die Sicherheitsbedenken blieben: Mitte der 70er habe Niki Lauda in den Wochen und Monaten vor dem Großen Preis von Deutschland vor schweren Unfällen am Nürburgring gewarnt, erzählte Historiker Alexander Krass.
«Sein Punkt war, und damit hatte er faktisch auch recht, dass diese Strecke, die Länge der Rettungswege, die Rettungsinfrastruktur und alles Weitere, mit diesen zur damaligen Zeit ungeheuer unsicheren und pfeilschnellen Formel-1-Rennwagen nicht mehr vereinbar war», sagte Krass.
Und Lauda sollte tragischerweise Recht behalten: Am 1. August 1976 verlor er auf dem Nürburgring die Kontrolle über seinen Ferrari 312T2. Sein Wagen krachte in eine Böschung und fing Feuer. Lauda überlebte schwer verletzt. Bis zu seinem Tod 2019 hatte Lauda mit gesundheitlichen Folgen des Unfalls zu kämpfen.
Gegenwart zwischen 24-Stunden-Rennen und Rock am Ring
Heute zieht der Nürburgring vor allem durch das 24-Stunden-Rennen Zuschauerinnen und Zuschauer an. Der Langstreckenklassiker zieht jeden Sommer über 200.000 Autobegeisterte aus ganz Europa in die Eifel. «Nürburgring-24-Stunden hat eine weltweite Bedeutung», sagte Hans-Joachim Stuck, ehemaliger Formel-1-Pilot. «Das ist ein absolutes Highlight.»
Einmal im Jahr wird die Rennstrecke außerdem Campingplatz und Spielstätte für das bekannte Open-Air-Festival Rock am Ring.