Wer eine Zeit lang arbeitslos war, nach einer Depression den Job gewechselt hat oder gekündigt wurde, versucht oft, solche Lücken im Lebenslauf zu kaschieren. «Lücken und peinliche Stellen sind aus meiner Erfahrung als Personalberaterin etwas, was Menschen fürchterlich belastet», sagt die Bewerbungstrainerin Ines Schöffmann.
Diesen vermeintlichen Makel in der Bewerbung zu verstecken oder zu verschweigen, ist aber meist der falsche Ansatz. Diplom-Psychologin Schöffmann zufolge führt das eher dazu, dass Bewerberinnen und Bewerber verkrampft ins Interview gehen, ihre Offenheit und Authentizität verlieren und das Interview «wie ein Polizeiverhör» empfinden. Das merkt auch das Gegenüber - die Chancen, im Jobinterview zu punkten, sinken.
Was kann man mit Lücken in der beruflichen Laufbahn also besser umgehen? Ines Schöffmann erklärt das anhand drei beispielhafter Situationen:
1. Phasen der Arbeitslosigkeit
Für Personalentscheiderinnen und -entscheider seien Phasen der Arbeitslosigkeit mittlerweile völlig normal. «Menschen sind heutzutage eben nicht mehr 40 Jahre durchgängig im selben Job in derselben Firma», so Schöffmann.
«Wirklich peinlich» würden Personalerinnen und Personaler aber die gängigen Versuche finden, diese Phasen im Lebenslauf zu verstecken. No-Go: Wenn Bewerberinnen und Bewerber stattdessen von privaten Projekten, beruflicher Neuorientierung, Selbstfindung oder persönlicher Auszeit schreiben. Oder die Dauer der Arbeitsverhältnisse im Lebenslauf nur mit Jahren, aber nicht mit Monaten, versehen.
Ines Schöffmann rät, «die Lücke Lücke sein zu lassen». Man müsse dafür auch nicht von Arbeitslosigkeit schreiben. Es sei ohnehin logisch, wann man zwischen zwei Arbeitsverhältnissen war.
War die Arbeitslosigkeit nicht selbst verschuldet, etwa wegen einer Standortschließung oder Insolvenz, sollten Bewerberinnen und Bewerber das im Lebenslauf anführen. Auch Faktoren wie ein privater Umzug, der vielleicht zwischenzeitlich zu Arbeitslosigkeit geführt hat, können Bewerberinnen und Bewerber genau so erklären.
2. Abgebrochene Ausbildungen
Hat ein Bewerber oder eine Bewerberin einst eine Ausbildung abgebrochen, gilt auch hier: Die Versuche, zu kaschieren, seien schlimmer als die Wahrheit, so Schöffmann. Gerade bei erfahrenen Kandidatinnen und Kandidaten sei etwa der formale Studienabschluss «in der Regel völlig egal».
Das soll aber nicht heißen, dass es klug ist, abgebrochene Ausbildungen gar nicht anzuführen. Wer etwa drei Jahre studiert hat, habe in der Regel etwas gelernt - unabhängig vom Abschluss. Vermeiden sollte man Schöffman zufolge aber das Wort Abbruch. Sie rät dazu, die Ausbildung mit Dauer und Bildungsträger in den CV schreiben. Beispiel: 2010 – 2012 Bachelorstudium Holzbau, FH Rosenheim. Es fehle dann lediglich der Hinweis auf den Abschluss.
Wird das abgebrochene Studium im Vorstellungsgespräch zum Thema, sollte man vorbereitet sein. Die Personalberaterin empfiehlt, immer einen positiven Grund anzuführen. Etwa: «Ich habe mich entschieden, Vollzeit zu arbeiten, weil mir die Arbeit damals viel Freude bereitet und mich sehr gefordert hat.» So werde aus vermeintlichen Versagen eine bewusste Entscheidung.
3. Krankheiten, Krisen und die Folgen
Bei krankheitsbedingten Auszeiten kann es Ines Schöffmann zufolge helfen, lieber etwas mehr Details zu verraten als zu wenig. «Menschen - und ganz besonders risikovermeidende Personalentscheiderinnen - werden Infolücken immer unwillkürlich mit Fantasien füllen», so die Beraterin. «Und die Fantasien sind oft schlimmer als die Realität.»
Besser sei es, durch Transparenz dafür zu sorgen, dass die Fantasien gar nicht erst entstehen. Statt einfach nur «Reha-Aufenthalt» schreibt man «Reha-Aufenthalt nach Hüft-Operation» - und weist darauf hin, dass man wieder komplett auskuriert ist.
Auf Rückfragen im Interview sollten Bewerberinnen und Bewerber dennoch vorbereitet sein. Hilfreich ist, wenn sie darstellen können, wie sie eine Krise bewältigt haben, was sie verändert haben und wie zusätzlich zur Prävention tun.
«Generell plädiere ich aber für maximale Offenheit», sagt Schöffmann. Wenige Berufsgruppen würden so oft angelogen wie Personalerinnen und Personaler. «Deshalb lieben sie Bewerberinnen und Bewerber, die authentisch, offen und ehrlich sind.»