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Neues Album: Sheryl Crow kritisiert Künstliche Intelligenz

Sheryl Crow hatte eigentlich mit klassischen Alben abgeschlossen. Sie wollte eher Singles rausbringen. Jetzt kommt Album Nummer 11 aber doch. Warum?
Sheryl Crow
Sheryl Crow hat ein neues Album veröffentlicht. Im vergangenen Herbst wurde sie in die legendäre Rock ’n’ Roll Hall of Fame in Ohio aufgenommen (Archivbild). © Evan Agostini/Invision via AP/dpa

So wirklich Lust hat Sheryl Crow nicht mehr auf ein richtiges Musikalbum, als sie 2019 ihre Platte «Threads» herausbringt. Die Branche setze heutzutage ohnehin eher auf die regelmäßige Veröffentlichung von Singles - das wolle sie nun auch machen. Keine fünf Jahre später präsentiert die Rocksängerin jetzt doch Album Nummer elf. Es heißt «Evolution» und erscheint heute.

«Nachdem ich den Song "Evolution" fertig hatte, habe ich noch so viel geschrieben, dass ich plötzlich eine ganze Sammlung von Liedern hatte. Die fühlten sich so zeitgemäß an, dass sie einfach herausmussten», erklärt Crow im dpa-Gespräch ihren Rückzieher. Aber: «Es fühlt sich für mich eher nach einer Sammlung von Songs an, die alle an einem Tag erscheinen, und nicht nach einem richtigen Album».

Karriere begann als Backgroundsängerin von Michael Jackson

Ob Album oder Songsammlung: Die neun Lieder der US-Musikerin, deren Karriere 1987 als Backgroundsängerin von Michael Jackson begann, sind allesamt äußerst hörenswert und abwechslungsreich. «Do It Again», «Love Life» oder «Alarm Clock» verbreiten direkt gute Laune und sind extrem lebensbejahend. Musikalisch schwankt die von Mike Elizondo (Dr. Dre, Maroon 5, Keith Urban) produzierte Platte wie gewohnt zwischen Rock, Country und Balladen.

Und die 62-Jährige hat gesellschaftspolitisch was zu sagen. Das wird etwa im Rocksong «Broken Record» deutlich. Darin geht es um eine durch die Trump-Jahre mehr und mehr vergiftete Gesprächskultur in den USA. 

«Mittlerweile sind die Menschen darauf programmiert, entweder auf der einen oder der anderen Seite zu stehen. Sie können sich nicht gegenseitig zuhören. Und darum geht es in dem Song», erklärt Crow. «Ich kann dich immer noch lieben und respektieren, auch wenn ich nicht deiner Meinung bin. Aber ich werde es nicht tolerieren, wenn du mir drohst, nur weil du nicht meiner Meinung bist.»

Amoklauf in Nashville als Thema

Inspiriert wurde der Songtext durch ihre Erlebnisse nach einem Amoklauf an einer Schule in ihrer Region. «Ich habe ganz offen gesagt, was ich davon halte, dass viele Musiker in meiner Heimat Nashville dazu geschwiegen haben. Ich habe daraufhin sehr viel Hassbotschaften und Todesdrohungen bekommen. Es gibt Kollegen, die ihrer Fangemeinde gefallen wollen und öffentlich das Recht zum Tragen von Waffen unterstützen. Aber sie verweigern sich einer Debatte darüber, wie wir das Leben unserer Kinder sicherer machen können.»

Ein Thema, das bis jetzt noch nicht allzu oft in Songtexten behandelt wurde, findet sich im Titelsong «Evolution». Darin beschreibt die Musikerin, wie sie ein Lied im Radio hört, das sich stimmlich und textlich verdammt nach ihr anhört. Es wurde allerdings mithilfe Künstlicher Intelligenz produziert. Crow singt an die KI gerichtet: «Egal, wie sehr du mich übertrumpfst. Es gibt eine Sache, die du niemals können wirst: fühlen.»

Promotion auf Tiktok - Sohn dagegen

«Künstliche Intelligenz stört meinen Geist als Künstlerin in gewisser Weise. Wir machen Musik, um unsere Gefühle und Erfahrungen auszudrücken. Da gibt es Schmerz, Freude, Verlust, Enttäuschung, einfach jede Form von Emotion ... Durch künstliche Intelligenz weiß der Hörer nicht mehr, wer eigentlich zu ihm spricht. Und das macht mich besorgt», sagt die 62-Jährige, die im vergangenen Herbst in die legendäre Rock ’n’ Roll Hall of Fame in Ohio aufgenommen wurde.

Die mehrfache Grammy-Gewinnerin geht musikalisch und textlich mit der Zeit. Auch im sozialen Netzwerk Tiktok hat sie sich kürzlich angemeldet, um dort ihre Musik zu promoten - auch wenn das ihre beiden Söhne im Teenager-Alter etwas skeptisch sehen. «Mein 13-Jähriger hat mich angefleht: "Mum, bitte geh nicht auf Tiktok". Sie sagen immer, ich wäre in den 1870ern geboren, ich bin also so etwas wie ein Dinosaurier.»

© dpa ⁄ Thomas Bremser, dpa

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