Mit dem Traum einer olympischen Medaille, aber einer gesunden Portion Realismus startet Geher-Routinier Christopher Linke in seine vierten Olympischen Spiele. Bei den Wettbewerben über 20 Kilometer der Männer (7.30 Uhr/ZDF) und der Frauen (9.20 Uhr/ZDF) werden am Donnerstag in Paris die ersten Leichtathletik-Medaillen vergeben.
Linke war im vorigen Jahr bei den Weltmeisterschaften in Budapest wie schon bei Olympia Fünfter über 20 Kilometer, verweist aber auch darauf, dass er in Paris mit 35 Jahren zu den Ältesten zählt. «Dadurch wird es halt immer unwahrscheinlicher», sagte der Potsdamer der Deutschen Presse-Agentur zu seinen Medaillenchancen. Außer Linke starten noch der EM-Achte Leo Köpp aus Berlin und die Leipzigerin Saskia Feige.
Staffel ersetzt lange Einzelstrecke
Vor drei Jahren in Japan hatte Jonathan Hilbert mit Silber über 50 Kilometer für eine von drei deutschen Leichtathletik-Medaillen gesorgt. Eine lange Strecke im Einzel - bei der WM wurden 35 statt der 50 Kilometer absolviert - steht in Paris nicht auf dem Programm. Dafür gibt es am kommenden Mittwoch eine Staffel mit je einem Mann und einer Frau über die Marathondistanz von knapp 42,2 Kilometern, aufgeteilt in vier Abschnitte. Linke soll sich das Rennen mit Feige teilen, beide sind je zweimal gefordert.
«Ich glaube, dass es an sich ein ganz interessanter Wettkampf werden könnte. Ob es jetzt ein Wettkampf wird, der das Gehen rettet, glaube ich nicht», sagte Linke angesichts vieler zu erwartender Überrundungen. Aus eigener Ansicht einer Staffel berichtete er: «Ich wusste gar nicht mehr, wer führend ist, wie weit die Geher sind. Es war sehr durcheinander.»
Zukunft des Gehens unklar
Linke erwartet, dass das Format nach Olympia wieder verschwindet und es das Gehen auch in den kommenden vier Jahren bis zu den Spielen in Los Angeles schwer haben wird. «Die Amerikaner haben ja keine guten Geher. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da bis '28 eine Entwicklung gibt», erklärte Linke. «Deswegen kann keiner sagen, wie lange es noch Gehen gibt.»