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«Kein Videospiel»: Bitteres Aus für Basketballer bei Olympia

Deutschlands Basketballer sind geknickt, Frankreich feiert: Nach einem packenden Halbfinale geht es für Schröder und Co. nur noch um Bronze. Bundestrainer Herbert will einen glänzenden Abschluss.
Paris 2024 - Basketball
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Dennis Schröder und Franz Wagner standen nach dem Ende der Gold-Träume bedröppelt auf dem Parkett und wirkten inmitten der ausgelassenen französischen Party verloren. Die Jubelschreie von 2,24-Meter-Riese Victor Wembanyama taten Deutschlands Basketball-Weltmeistern besonders weh. Die Sehnsucht nach dem Olympia-Finale bleibt für das Team um Kapitän Schröder nach dem dramatischen 69:73 (33:33) auf bittere Art und Weise unerfüllt.

Stattdessen geht es für die Auswahl des Deutschen Basketball Bunds nun am Samstag (11.00 Uhr) in Paris gegen Serbien um die Bronzemedaille. Es ist eine Neuauflage des WM-Finals aus dem Vorjahr. Der Vize-Weltmeister stand im zweiten Halbfinale gegen Topfavorit USA knapp vor der großen Sensation, musste sich den NBA-Stars um den herausragenden Stephen Curry (36 Punkte) am Ende aber knapp 91:95 geschlagen geben. Die USA spielen am Samstag um 21.30 Uhr gegen Frankreich um Gold.

«Es ist kein Videospiel. Wir spielen nicht immer perfekt. Wir sind alles Menschen und werden daraus lernen», sagte Franz Wagner. 

Nur wenig Zeit bis zum Bronze-Spiel

Frankreich nahm vor 15.000 euphorisierten Fans eindrucksvoll Revanche für die klare Niederlage in der Vorrunde in Lille. Bester deutscher Werfer war Schröder mit 18 Punkten. Bundestrainer Gordon Herbert sagte vor dem letzten Auftritt seiner dreijährigen Amtszeit: «Ich glaube nicht, dass wir unser bestes Spiel gespielt haben. Aber das ist Teil des Sports. Wir haben nicht aufgegeben.» Der Kanadier wechselt im Anschluss zum FC Bayern.

Entscheidend waren in der mitreißenden Schlussphase ein Ballverlust des ausgerutschten Franz Wagner sowie ein vergebener Freiwurf von Schröder. «Das ist hart für uns. Wir hätten es in jedem Fall verdient gehabt, ins Finale einzuziehen. Das ist eine harte Niederlage, aber wir müssen die Köpfe schnell wieder hinkriegen», sagte Andreas Obst, der anders als im erfolgreichen WM-Halbfinale gegen die USA diesmal kein Faktor war.

Für die deutsche Auswahl, die in der zweiten Halbzeit einen Leistungseinbruch erlebte, war es die erste Niederlage in einem Turnierspiel seit dem verlorenen Halbfinale gegen Spanien bei der Heim-EM 2022. Bei der WM im Vorjahr war das Team von Coach Herbert ohne Niederlage zum Titel gerauscht.

Nowitzki wieder in der Halle

«Dass eine deutsche Mannschaft EM-Dritter wird, Weltmeister, und dann bei Olympischen Spielen das Halbfinale erreicht – das hätte ich nie gedacht, dass das möglich ist», hatte Basketball-Legende Dirk Nowitzki der Deutschen Presse-Agentur bereits vor dem Duell mit dem Gastgeber gesagt. In seiner Ära hatte Deutschland 2002 bei der WM Bronze und 2005 bei der EM Silber gewonnen. Bei Olympia ging es für Nowitzki nicht über die Vorrunde hinaus.

Der frühere NBA-Champion saß auch beim Halbfinale in der ersten Reihe. Und er sah ein deutsches Team, das anders als im Viertelfinale gegen Griechenland dieses Mal von Beginn an hellwach war. Schröder und Franz Wagner übernahmen sofort das Kommando, Deutschland zog schnell auf 11:2 davon. Der Weltmeister hatte die Partie in der überraschend nicht ausverkauften Bercy Arena zunächst im Griff.

Wembanyama startet schwach

Bei den Franzosen, bei denen NBA-Center Rudy Gobert wie schon im Viertelfinale gegen Kanada zunächst nur auf der Bank saß, lief anfangs nicht viel zusammen. Basketball-Wunderkind Wembanyama fand überhaupt keinen Rhythmus und blieb im ersten Viertel ohne Punkt und Rebound.

Ohne den 20 Jahre alten Riesen von den San Antonio Spurs fanden die Gastgeber dann besser ins Spiel. Die deutsche Mannschaft nahm die Aufgabe einen Moment zu locker, das nutzte Frankreich und verkürzte auf zwei Punkte (16:18). Herbert reagierte und bracht in Nick Weiler-Babb und Isaac Bonga neue Energie für die Defensive. Bis zur Viertelpause war Deutschland wieder auf 25:18 davongezogen.

Knallharte Defensive auf beiden Seiten

Doch Frankreich war dieses Mal ein ganz anderer Gegner als beim klaren 85:71 der deutschen Auswahl zum Abschluss der Vorrunde in Lille. Vor einer Woche hatten die Gastgeber von Schröder und Co. auf eindrucksvolle Art und Weise eine Lehrstunde erteilt bekommen. Nun hielt die Mannschaft von Trainer Vincent Collet mit knallharter Defensive dagegen.

Im deutschen Angriff lief dagegen nicht mehr viel zusammen, dem Weltmeister gelangen im zweiten Abschnitt nur acht Punkte. Zur Halbzeit hatten die Franzosen so zum 33:33 ausgeglichen, auch weil der 2,24 Meter große Wembanyama sich merklich steigerte und sieben Punkte erzielte.

Schwache Offensivleistung des Weltmeisters

Nach dem Seitenwechsel tat sich die deutsche Mannschaft offensiv weiter extrem schwer. Franz Wagner, im ersten Duell mit Frankreich mit 26 Punkten und spektakulären Dunks noch überragend, konnte sich gegen die aggressiv verteidigenden Franzosen nach ordentlicher Anfangsphase kaum noch durchsetzen.

Mit sechs Zählern Rückstand ging es ins Schlussviertel, in dem sich die offensiven Schwierigkeiten des deutschen Teams weiter fortsetzten. Angetrieben von Guerschon Yabusele setzte sich Frankreich weiter ab, Wembanyama sorgte per Dreier für die Zehn-Punkte-Führung (63:53). 

Nun spielten sich die Franzosen angetrieben von ihren Fans in einen Rausch und beendeten den deutschen Traum von Gold auf abrupte Art und Weise. Eine letzte Aufholjagd, bei der Franz Wagner Deutschland mit einem Dreier in der Schlussminute auf zwei Punkte heranbrachte, reichte nicht.

© dpa ⁄ Lars Reinefeld, Miriam Schmidt und Patrick Reichardt, dpa
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