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Cucurella: Hohn und Spott - und ein feines Füßchen

Marc Cucurella wird in die deutsche EM-Historie als der Fußballer eingehen, dessen Handspiel keinen Elfmeter ergab. «Ich bin nicht schuld an irgendwas», sagt Spaniens Aufsteiger.
Marc Cucurella
Hat am Sonntag die Chance mit der spanischen Auswahl den EM-Titel zu erringen: Marc Cucurella. © Christian Charisius/dpa

Vor Hohn und Spott ist Marc Cucurella nicht gefeit bei dieser Europameisterschaft, neuerdings nicht mal vor Pfiffen bei jedem Ballkontakt. Dass der 25 Jahre alte Abwehrspieler alleine schon wegen seiner Lockenpracht als Hingucker gilt bei den Spaniern ist nur die eine Seite. Seit seinem Handspiel im Viertelfinale gegen die DFB-Auswahl ist er auch noch der Buhmann einiger deutscher Fans. Dabei geht ein wenig unter, dass Cucurella bei diesem Turnier einen furiosen Aufstieg hingelegt hat.

Als die Furia Roja schon in der Vorrunde gegen Kroatien und Italien groß aufgespielt hatte, da lästerte Englands Ex-Nationalspieler Gary Neville: «Spanien fehlt etwas, das einen glauben lässt, sie kommen bis ins Finale. Ich muss sagen, dass die Position des linken Außenverteidigers ein gutes Beispiel dafür ist, warum wir so denken.» Wenig schöne Grüße an Cucurella.

EM-Finale erst sein zehntes Länderspiel

Jetzt steht der Mann vom FC Chelsea am Sonntag (21.00 Uhr/ARD und MagentaTV) mit seiner Mannschaft im Endspiel von Berlin - gegen England, wo Experten wie Neville den medialen Ton setzen. Cucurellas Fans haben das nicht vergessen: In den Sozialen Medien kann sich Neville unter anderem ein Foto anschauen, wie sich Cucurella vor Lachen den Bauch hält.

Ein kleiner Triumph für einen viel Geschmähten. «Die Hand Zottels» titelte «Bild» nach dem Aufreger gegen Deutschland. Cucurella hatte einen Schuss von Jamal Musiala an die nicht direkt am Körper anliegende Hand bekommen. Einen Elfmeter hatte es dafür nicht gegeben. Deutschland schied mit 1:2 nach Verlängerung aus.

Über die Pfiffe: «Bin nicht schuld an irgendwas»

Im Halbfinale gegen Frankreich war Cucurella in München ständig ausgepfiffen worden. «Ich denke, das ist eine Schande», sagte sein Mitspieler Dani Vivian. Der Sündenbock selbst sagte über die heiß diskutierte Szene aus dem Viertelfinale, sie sei «ein wenig zweifelhaft» gewesen.

Die Reaktionen darauf kommentierte er so: «Das sind Dinge, die passieren. Ich bin nicht schuld an irgendwas. Das Wichtigste ist, dass wir im Finale stehen, und das war's.» Spanische Anhänger hatten ihn demonstrativ bejubelt und «Cucurella»-Sprechchöre initiiert.

Die Kritik an den deutschen Fans für ihre Pfiffe gegen Cucurella hält Wirtschaftsminister Robert Habeck aber für überzogen. «Emotionen gehören mit dazu und die schießen manchmal über das Ziel hinaus. Ich kann mich an Situationen erinnern, in denen Spieler noch ein Jahr später ausgepfiffen wurden. Aber das soll das Bild nicht trüben», sagte der Grünen-Politiker der «Neuen Westfälischen».

Chelsea zahlte über 60 Millionen Ablöse 

Für Nationaltrainer Luis de la Fuente ist Cucurella einer, der gut mit Druck umgehen kann. Mit dem Ball ohnehin. Der Verteidiger gilt als Freigeist an der Außenlinie. Beweglich, flink, clever und auch zweikampfstark. Das Finale wird erst sein zehntes Länderspiel sein. Alejandro Grimaldo, einer der überragenden Spieler in der vergangenen Saison bei Meister Bayer Leverkusen, hat er überraschend auf die Bank verdrängt. «Das ist eine neue Situation für mich, ich hatte das nicht erwartet, als ich herkam», räumte der Bundesliga-Profi ein.

Cucurella wurde einst beim FC Barcelona ausgebildet, landete nach einigen Umwegen bei Brighton & Hove Albion in der Premier League. Von dort ließ ihn Chelseas damaliger Trainer Thomas Tuchel 2022 für über 65 Millionen Euro Ablöse holen.

Lange Haare als Orientierungshilfe für Mama

Entgegen allen Trends bei Fußballprofis mit ihren kurz geschorenen Schläfen trägt Cucurella seine dunklen Locken offen, nur mit einem schmalen Band zurückgehalten. Der Grund dafür liegt schon einige Jahre zurück. Mama Patricia habe den kleinen Marc im Gewusel auf dem Rasen so besser von den anderen Jungs unterscheiden können. «Als ich klein war, hat sie das halbe Spiel gequatscht und war nicht sehr aufmerksam, da war es nicht leicht. So ist es geblieben und so behalte ich es bei», erklärte Cucurella im Interview mit Radio Cope.

Zuvor hatte er schon gesagt: «Ich würde ja zulassen, dass man mir die Haare schneidet, wenn wir die EM gewinnen – aber meine Frau Claudia würde mich deswegen umbringen. Ihr gefallen meine Haare so.» Er werde sich seine Lockenpracht aber rot färben lassen, wenn die Furia Roja die EM gewinnt. Es wäre die frühe Krönung des furiosen Aufsteigers.

© dpa ⁄ Ulrike John, dpa
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