Die Kernbotschaft gab Sebastian Hoeneß seinen Spielern direkt mit auf den Heimweg. «Wir müssen lernen, besser mit schwierigen Phasen umzugehen», sagte der Trainer des VfB Stuttgart nach dem Fehlstart in der Fußball-Bundesliga. Das sei «elementar».
Die Schwaben müssen sich an ihre neue Rolle noch gewöhnen. Die Erwartungen sind gestiegen. Als Vizemeister wird der VfB auch von der Konkurrenz anders wahrgenommen. Den Stuttgartern war das durchaus bewusst. Mehrfach hatten sie im Sommer auf die neuen Herausforderungen hingewiesen. Und doch war die Ernüchterung nun groß.
Nübel findet Leistungsabfall «verwunderlich»
Trotz der frühen Führung durch die neue Sturm-Hoffnung Ermedin Demirovic in der zweiten Minute unterlag der VfB im Landesduell beim SC Freiburg am Samstag mit 1:3 (1:1). Die Niederlage hätte sogar höher ausfallen können. Vom begeisternden Offensiv-Fußball der Vorsaison war so gut wie nichts zu sehen, stattdessen verloren die Stuttgarter defensiv phasenweise jegliche Kontrolle. Lukas Kübler (27./61.) und Ritsu Doan (54.) bestraften das.
«Verwunderlich» fand VfB-Torwart Alexander Nübel den Leistungsabfall seiner Mannschaft gegenüber der Vorwoche. «Die Abläufe haben noch ein bisschen gefehlt», analysierte er. «Und das Selbstvertrauen.» Wie konnte das sein? Im knapp verlorenen Supercup bei Meister und Pokalsieger Bayer Leverkusen am Samstag zuvor hatten die Stuttgarter doch noch so gut dagegengehalten. Ihr Auftritt nun im Breisgau ließ sie selbst etwas ratlos zurück.
Champions League als zusätzliche Herausforderung
Sicher: Der VfB war mit großen Personalsorgen in die Partie gegangen - gerade in der Abwehr, in der auch Angelo Stiller aushelfen musste und deshalb als wichtiger Taktgeber im Mittelfeld fehlte. Den schwachen Auftritt nur darauf zurückzuführen, wäre aber zu einfach. Den Schwaben fehlte es an Dynamik, Spielwitz und letztlich auch an Widerstandsfähigkeit.
All das werden sie aber brauchen, wenn sie in den kommenden Wochen und Monaten in gleich drei Wettbewerben unterwegs sind und dabei eine gute Rolle spielen wollen. Schon am Dienstag steht die Erstrunden-Partie im DFB-Pokal bei Zweitligist Preußen Münster an. Am Donnerstag wird die Vorrunde der Champions League ausgelost. Große Abende stehen bevor. Die Vorfreude ist riesig. Auftritte wie jener in Freiburg nähren aber auch Zweifel. Kann der VfB sein Niveau halten oder droht womöglich doch wieder ein sportlicher Rückschritt?
Neue Leitwölfe müssen Star-Trio ersetzen
«Wir müssen weitermachen, den Kopf oben halten», sagte Demirovic. Der Angreifer war im Sommer für über 20 Millionen Euro vom FC Augsburg gekommen und soll in Stuttgart die Lücke schließen, die der zu Borussia Dortmund gewechselte Torjäger Serhou Guirassy hinterlassen hat. Auch Kapitän Waldemar Anton hat es zum BVB, Abwehr-Ass Hiroki Ito zum FC Bayern München gezogen. Der VfB hat wieder mal namhafte Abgänge zu kompensieren.
Für Trainer Hoeneß wird es auch darum gehen, die vielen neuen Spieler so schnell wie möglich zu integrieren. Und für einige Profis - den neuen Abwehrchef Jeff Chabot oder Atakan Karazor, der auf Anton als Spielführer folgte - darum, zügig in ihre Rollen hineinzuwachsen.
«Wir werden unsere Schlüsse ziehen. Letztes Jahr haben uns solche Niederlagen oftmals geholfen», sagte Keeper Nübel. Das werde nach dem Fehlstart diesmal hoffentlich auch so sein, sodass die Ernüchterung beim VfB womöglich schon bald wieder der Euphorie weicht.