Der Schlaf vor dem Schicksalsspiel war bestens. «Ordentliche Bergluft», sagte Marco Rose zu den Nächten im Fünf-Sterne-Hotel auf dem Obersalzberg. Der Trainer von RB Leipzig hatte seine Mannschaft in ein Kurzcamp vor dem vor allem für ihn wegweisenden Spiel beim SC Freiburg verlegt. Training in der RB-Akademie bei Salzburg, Schlafen im Alpenpanorama von Berchtesgaden.
Trotz der gesunden Nachtruhe merkte man Rose eine ungewohnte Zurückhaltung an, die bisweilen in eine gewisse Angespanntheit umschlug. Es wäre verständlich, hätten die wochenlangen Diskussionen um seinen Job Spuren hinterlassen. «Im Moment holen wir nicht die nötigen Ergebnisse. Der Trainer macht sich vor allem selbst Ergebnisdruck», sagte der 48-Jährige. Und er wisse, was bei einem Verein wie Leipzig kommen könne, wenn man nicht die nötigen Ergebnisse habe.
Alternative nicht in Sicht
Am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) muss Rose im Top-Spiel der Fußball-Bundesliga liefern. Sonst dürfte es nach den seit November anhaltenden Diskussionen um seinen Job tatsächlich das Ende sein. Medienberichten zufolge habe man sich in der Führungsetage nach dem 1:2 gegen Mainz darauf geeinigt, dass der Leipziger das Spiel im Breisgau noch bekomme. Es wäre der zweite Sieg im achten Spiel der Rückrunde.
Zur Wahrheit gehört offenbar auch, dass der noch bis Mitte 2026 gebundene Rose auch aufgrund aus Mangel an Alternativen noch im Amt ist. Derzeit plant die Führungsriege um den Aufsichtsratsboss Oliver Mintzlaff eher einen Umbruch im Sommer mit dem Wunschkandidaten Sebastian Hoeneß. Ein Feuerwehrmann, der Leipzig noch sicher in die Champions League führt und dann brav im Sommer geht - der dürfte unmöglich zu bekommen sein.
Fehler im Management
Natürlich ist die aktuelle Situation der Sachsen nicht Rose allein zuzuschreiben. Das Management um Sportchef Marcel Schäfer darf sich ebenso hinterfragen, schließlich stellte man den Kader gemeinsam zusammen. Der erweist sich gerade als zu unausgewogen und nicht leistungsstark genug. Das Erreichen des Pokal-Halbfinals ist - ganz im Gegensatz zum Leipziger Selbstverständnis - eher ein Ausreißer nach oben.
Und so entschied sich Rose zu der Maßnahme, die sonst nur von Abstiegskandidaten gern umgesetzt wird. Ein kurzes Camp, Spaß und Teambuilding stehen im Vordergrund, man will das Wir-Gefühl stärken. «Es ging um einen kleinen Impuls, den wir mitnehmen wollten», sagte Rose. Etwas Besonderes gemacht habe man nicht.
Zurück zu den Wurzeln
Vielleicht - bewusst oder unbewusst - aber doch. Allein schon mit der Ortswahl. Die führte Rose zurück zum Beginn seiner Laufbahn als Profi-Trainer. In Salzburg machte er sich einen Namen, der groß genug wurde, um Mönchengladbach, Dortmund und schließlich Leipzig zu trainieren. Zudem haben fünf Spieler des aktuellen Kaders eine erfolgreiche Salzburger Vergangenheit, wurden herzlichst in Empfang genommen. So etwas tut natürlich in jeder Lebenslage gut.
Kritik an seiner Arbeit nahm Rose mit einer Mischung aus Verständnis und Abgeklärtheit an. «Wenn über Monate das Thema Marco Rose aufgemacht wird, dann ist das nur über Ergebnisse beeinflussbar. Das weiß ich auch», sagte der Coach. «Ich nehme das nicht persönlich, das ist normal. Die beste Antwort wäre ein Sieg in Freiburg, dann hätten wir ein paar Tage Ruhe.»