Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr sieht ein großes Bedürfnis nach Reformen für die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. «Ein Großteil der Katholikinnen und Katholiken in Deutschland, aber auch der Bischöfe, würde sich hier gerne eine Öffnung des Weiheamts für Frauen wünschen - zumindest für Diakoninnen», sagte Neymeyr am Mittwoch im Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin.
In der katholischen Kirche sind die Weiheämter von Diakon über Priester bis Bischof nur Männern vorbehalten. «Da liegen wir eben weit außerhalb dessen, was in der Gesellschaft Konsens ist», sagte Neymeyr im Interview weiter. In Deutschland gebe es keinen Bereich der Gesellschaft mehr, der einer Frau verwehrt sei, bloß weil sie eine Frau sei.
Am Mittwoch beginnt in Erfurt der 103. Katholikentag. Neben Themen wie Krieg und Frieden sowie Populismus und Demokratie, beschäftigen sich die Gläubigen auch mit innerkirchlichen Themen - wie der Rolle der Frau oder Missbrauchsaufarbeitung.
Seit Jahren diskutiert die katholische Kirche in Deutschland über die Weihe von Frauen, aber auch über die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern und mehr Mitspracherecht für Gläubige. Damit stößt sie auch auf Widerstand aus dem Vatikan und manchen Vertretern der Weltkirche sowie einzelnen deutschen Bischöfen. Ein Schritt in Richtung Liberalisierung wurde im April gemacht: Der Ständige Rat der deutschen Bischofskonferenz verabschiedete die Satzung des Synodalen Ausschusses. Das Reformgremium soll einen Synodalen Rat vorbereiten, in dem Laienvertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Bischöfe künftig gemeinsam beraten und entscheiden sollen.