Im Mordprozess vor dem Landgericht Aachen sehen die Verteidiger des 42-jährigen Angeklagten das angeklagte Mordmerkmal der Heimtücke nach der Beweisaufnahme nicht als erwiesen an. Es müsse am Tattag zu einem Streit gekommen sein, sagten die Anwälte des 42-Jährigen. Der angeklagte Handwerker mit deutscher und polnischer Staatsbürgerschaft soll im Oktober 2016 seine Frau in dem gemeinsam bewohnten Haus im Kreis Heinsberg umgebracht haben. Sie wollte ihn verlassen und mit dem neuen Freund wegziehen. Die zerstückelte Leiche der Frau wurde fast sieben Jahre später im Anbau der neu gemieteten Wohnung des Angeklagten entdeckt. Das Urteil soll noch am Freitag gesprochen werden.
Die Staatsanwaltschaft hat eine Verurteilung wegen Mordes und den Vorbehalt der anschließenden Sicherungsverwahrung beantragt. Die Nebenklage, welche die beiden Schwestern des Opfers vertritt, schloss sich dem an. Der Angeklagte hat während des ganzen Prozesses nicht ausgesagt. In einem kurzen Schlusswort schloss er sich den Anträgen seiner Verteidiger an.
Bei der Aufklärung des Falls hatten verdeckte Ermittler eine entscheidende Rolle gespielt. Sie hatten sich als Nachmieter für das Haus des 42-Jährigen vorgestellt und vorgegeben, einer kriminellen Organisation anzugehören. Auch der 42-Jährige sollte aufgenommen werden. Es sei dabei Druck aufgebaut worden und zu vernehmungsähnlichen Situationen gekommen, kritisierten die Verteidiger. Die verdeckten Ermittler - also getarnte Polizisten - seien «Berufslügner». Der Einsatz dauerte demnach rund eineinhalb Jahre.
Die Frau wollte mit dem gemeinsamen Sohn ihren Mann verlassen und mit ihrem neuen Freund wegziehen. An dem vermuteten Tatabend im Oktober 2016 hatte sie mit ihrem Liebhaber gechattet und 175 Fotos von sich in Dessous an ihn geschickt. Dann riss der Kontakt abrupt ab. Die Frau wurde nicht mehr gesehen. Ihr Mann meldete sie als vermisst.