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Tourismus erholt sich - aber Ertragslage vieler Betriebe mau

Mehr Übernachtungen und Gäste als im Vorjahr - auf den ersten Blick läuft es wieder besser für den hessischen Tourismus. Doch bei den Betrieben bleibt weniger hängen.
Gastronomie in Hessen
Die Gäste- und Übernachtungszahlen in Hessen nähern sich wieder dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Doch vielen Betrieben machen hohe Kosten und die zu Jahresbeginn wieder auf 19 Prozent angehobene Mehrwertsteuer auf Speisen zu schaffen. © Andreas Arnold/dpa

Nach prozentual zweistelligen Zuwächsen im vergangenen Jahr ist der Hessen-Tourismus weiter auf Erholungskurs. In den ersten drei Monaten des Jahres habe sich der positive Trend fortgesetzt, teilte eine Sprecherin der Hessen Agentur auf Anfrage mit. Die Fußball-Europameisterschaft, die zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland vor allem nach Frankfurt gezogen hat, könnte den positiven Effekt weiter verstärken. 

Allerdings können Gastronomie, Hotels und Pensionen davon angesichts hoher Belastungen für die Branche kaum profitieren, wie der Branchenverband Dehoga Hessen beklagt. Neben den Gäste- und Übernachtungszahlen müsse auch auf die Ertragslage der Betriebe geschaut werden - und die sehe bei vielen nicht gut aus, sagt Oliver Kasties, Hauptgeschäftsführer des Verbands. Hohe Energie-, Lebensmittel- und Personalkosten machten Hoteliers und Wirten zu schaffen, und die Wiederanhebung des Mehrwertsteuersatzes auf 19 Prozent für Speisen drücke auf das Konsumverhalten der Gäste. «Geburtstage fallen kleiner aus, und das zweite Getränk wird nicht mehr bestellt», sagt Kasties.

Reserven vieler Betriebe aufgebraucht 

Dabei müssten die Betriebe eigentlich deutlich mehr Umsätze erwirtschaften, um die gestiegenen Kosten abzufangen. Viele könnten sich seit etwa zwei bis drei Jahren nur noch einen unzureichenden Unternehmerlohn auszahlen, Reserven seien aufgebraucht, und es fehlten die Mittel für dringende Investitionen.

Vor allem seit den Osterferien machten sich die negativen Effekte durch die zum Jahresbeginn wieder angehobene Mehrwertsteuer bemerkbar. Das gehe so weit, dass sich immer mehr Gäste ihr Essen bei einem Hotelaufenthalt selbst mitbringen oder die Pizza vom Lieferdienst bringen lassen, statt ihren Aufenthalt mit Halbpension zu buchen – zumal die Bestellpizza mit dem günstigeren Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent angeboten werden kann. Steuer-Fairness sehe anders aus, sagt Kasties auch mit Blick auf das europäische Ausland, wo vielerorts geringere Mehrwertsteuersätze für die Gastronomie gelten. Gepaart mit dem dort oft stabileren Wetter sorge das dafür, dass viele Menschen die Ferienzeiten dann eher an den klassischen touristischen Zielen wie Mallorca & Co. statt im Inland verbringen.

Vielen Betrieben drohen Rückforderungen von Corona-Hilfen

Als ein weiteres Damoklesschwert drohten vielen Betrieben Rückzahlungsforderungen von staatlichen Corona-Hilfen. Etwa die Hälfte der Betriebe, die Hilfen beantragt haben, dürften von solchen Rückforderungen betroffen sein, schätzt Kasties. Diese ergeben sich, wenn anhand der Schlussabrechnung der Unternehmen der Verdacht besteht, dass ein Betrieb das Geld falsch verwendet oder zu viel erhalten hat. Schwierig daran laut Kasties: Das Geld sei bereits ausgegeben, und viele Unternehmen hätten kaum ausreichende Reserven, um Rückzahlungen zu leisten. «Das wird noch ein großes Thema.»

Natürlich gebe es auch Betriebe, die gut aufgestellt und auch gut durch die Krisen der vergangenen Jahre gekommen seien, doch diejenigen, die vielleicht schon vor der Pandemie strauchelten, hätten jetzt noch mehr zu kämpfen - mit Folgen auch für die Betriebsdichte: Während 2017 noch jede zehnte Gemeinde in Hessen ohne einen professionell geführten Gastronomie- oder Hotelbetrieb war, habe 2021 schon jede vierte Gemeinde keinen solchen Betrieb mehr gehabt. Kasties fürchtet, dass sich der Abwärtstrend fortsetzt, denn der Frust in der Branche wachse, und vielen Inhabern fehlten die Zukunftsperspektiven. 

Wandern, Radfahren und Wassersport gefragt

Die für Wirtschaftsforschung zuständige Hessen Agentur zeigt sich derweil zu den bevorstehenden Sommerferien zuversichtlich. Besonders beliebt für Reisen nach und in Hessen seien im vergangenen Jahr die Monate Juni, Juli und August gewesen. «Man kann deshalb stark davon ausgehen, dass gerade während der Sommerferien einiges auf Hessens hochwertigen Wander-, Rad- und Wasserwegen los sein wird», erklärte die Sprecherin. 

Neben Hessens größter Stadt Frankfurt ist der nordhessische Kreis Waldeck-Frankenberg besonders gefragt bei Touristen - er bietet die meisten Beherbergungsbetriebe Hessens und eine Vielzahl an Freizeitangebote wie beispielsweise den Skywalk in Willingen. Auch insgesamt biete der ländliche Raum «eine Fülle an Freizeitaktivitäten, die es gerade zum Start der Sommerferien zu entdecken gilt», erklärte Herbert Lang, Leiter Hessen-Tourismus bei der Hessen Agentur. 

 

© dpa
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