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Missbrauchsgutachter: Defizite bei Freistaat und Kirche

Zwei Jahre nach Veröffentlichung der vielbeachteten Studie über sexuelle Gewalt im katholischen Erzbistum München und Freising sieht Gutachter Ulrich Wastl noch große Defizite im Umgang mit Betroffenen - und zwar nicht nur innerhalb der Kirche selbst.
Gutachter Wastl
Ulrich Wastl spricht bei der Vorstellung des Gutachtens zu Fällen von sexuellem Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising. © Sven Hoppe/dpa POOL/dpa/Archivbild

Die von der der bayerischen Staatsregierung eingerichtete Anlaufstelle für Opfer von Missbrauch und sexualisierter Gewalt kritisierte der Rechtsanwalt von der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) im Interview der «Augsburger Allgemeinen» (Dienstagsausgabe) scharf: «Um es deutlich zu sagen: Das ist ein Witz!» Er habe «den Eindruck, deren Einrichtung war mehr oder weniger dem Landtagswahlkampf geschuldet».

Die Kanzlei WSW war vom Münchner Erzbistum mit einem Gutachten über Missbrauchsfälle beauftragt worden. Die Studie, die im Januar 2022 weltweit Schlagzeilen machte, geht von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern aus - und von einem weit größeren Dunkelfeld.

Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, der später Papst Benedikt XVI. wurde, wurde in dem Gutachten persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen - ebenso wie dem aktuellen Amtsinhaber, Kardinal Reinhard Marx.

Wastl berichtete in dem Zeitungsinterview von Versuchen der Einflussnahme - unter anderem von Benedikts langjährigem Privatsekretär Georg Gänswein - auf die Gutachter und auch auf das Erzbistum, das die Studie in Auftrag gegeben hatte. «Es gab nicht nur im Falle Benedikts Einflussnahmeversuche und Drohszenarien. Es wurde über Bande gespielt, verzögert und auf unseren Auftraggeber, die Erzdiözese München und Freising, eingewirkt», sagte er.

Im Fall des inzwischen gestorbenen Papstes sei nicht zu erkennen gewesen, «dass eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Problematik gewünscht war. Es gab von vorneherein eine jegliche Schuld abwehrende Verteidigungshaltung. Es wurde eine Wand aufgebaut, hinter die wir nicht schauen sollten, so mein Eindruck».

Aufarbeitungsprojekte erforderten Rückgrat, betonte Wastl. «Wichtig wäre weiterhin eine gänzlich unabhängige und entsprechend finanziell ausgestattete Stelle, die Betroffene nicht nur umfassend berät, sondern auch deren Interessen vertritt», sagte er der «Augsburger Allgemeinen». «Es muss endlich ein Gleichgewicht der Kräfte zwischen Betroffenen und Kirche hergestellt werden.»

Wastl kritisierte auch das Bistum Augsburg, dass eine Missbrauchsstudie in Auftrag gegeben hat, in der es vor allem um psychologische Hintergründe gehen soll. Das sei zu wenig, betonte der Experte: «Eine psychologische Studie ist zweifellos interessant. Aber was im Bistum Augsburg fehlt, sollte es allein bei dieser Studie bleiben, das ist eine wirklich umfassende, völlig unabhängige und transparente forensische Aufklärung des Sachverhalts.»

© dpa
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