Der Streik in der Geldtransportbranche wird verlängert. Die Arbeitsniederlegung, die an diesem Montag begonnen hat, soll am Dienstag ganztägig und bundesweit weitergehen, teilt die Gewerkschaft Verdi mit. Sie rief zudem die Beschäftigten in einigen Bundesländern auf, den Streik auch am Mittwoch fortzusetzen.
Der Branchenverband BDGW übte scharfe Kritik an dem Ausstand. Mit dem dreitägigen Warnstreik trage die Gewerkschaft zur weiteren Verschlechterung der Branchensituation bei. «Am Ende sägen die Gewerkschaft Verdi und die Streikenden selbst an ihren Stühlen», sagte BDGW-Verhandlungsführer Hans-Jörg Hisam laut Mitteilung. Der Handel schwenke durch solche Streikaktionen relativ schnell auf die Nutzung bargeldloser elektronischer Zahlungsmittel um. Dies führe «zu einer weiteren Erosion in den Bargeldsegmenten der Wertdienstleister».
Hintergrund sind die Lohn- und Manteltarifverhandlungen für rund 10.000 Beschäftigte im Geld- und Werttransport. Auch in der zweiten Verhandlungsrunde am 20. September habe die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) kein akzeptables Angebot vorgelegt, kritisiert Verdi. Der Verband betonte, Folgen für die Bargeldversorgung der Verbraucher seien nicht zu befürchten. Die Banken seien vorbereitet.
Verdi will Druck auf Arbeitgeber erhöhen
«Die Arbeitgeber haben stattdessen an ihren Forderungen festgehalten, die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern», sagte Verdi-Verhandlungsführerin Sonja Austermühle. Neueinsteiger sollten zum Beispiel weniger Urlaubstage bekommen. Nun solle der Druck auf die Arbeitgeber vor der nächsten Verhandlungsrunde am 17. und 18. Oktober in München steigen. Von dem Streik sind laut Verdi etwa die Firmen Ziemann in der Bankenmetropole Frankfurt sowie Prosegur im nahen Neu-Isenburg betroffen.
Die Gewerkschaft fordert, je Arbeitstag alle über acht Stunden hinausgehenden Zeiten mit Überstundenzuschlag zu vergüten. Zudem verlangt sie ein einheitliches Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld jeweils in Höhe eines halben Brutto-Monatsgehalts und einen Urlaubsanspruch von 31 Tagen bezogen auf eine 5-Tage-Woche für alle Beschäftigten. Darüber hinaus fordert Verdi deutlich steigende Löhne - in der Spitze von 23 Euro je Stunde in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
Arbeitgeber: Löhne sind schon relativ hoch
Der Arbeitgeberverband hatte sich bereits gegen Kritik von Verdi gewehrt. Derzeit betrage der Grundlohn in der stationären Geldbearbeitung, also etwa dem Sortieren, Buchen und Verpacken, bundesweit zwischen 15,73 und gut 18 Euro je Stunde und im Geld- und Werttransport zwischen 18,47 und 21,18 Euro - jeweils ohne Zuschläge. Damit sei die Branche schon jetzt sehr weit vom gesetzlichen Mindestlohn entfernt.