Der KI-Boom hat den Chip-Konzern Nvidia zum wertvollsten Unternehmen an der Börse gemacht. Nvidia kam nun auf einen Börsenwert von gut 3,33 Billionen Dollar und überholte damit den Software-Riesen Microsoft. Nvidia spielt eine Schlüsselrolle für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI). Mit Chipsystemen des Unternehmens wird KI-Software in Rechenzentren trainiert - und sie werden auch immer mehr für ihren Betrieb eingesetzt. Rivalen wie Intel oder AMD konnten Nvidia bisher keine spürbare Konkurrenz in dem Markt machen.
Mit dem Durchmarsch an die Spitze ist die Nvidia-Aktie das Papier mit der besten Kursentwicklung in den vergangenen 25 Jahren, wie der Finanzdienst Bloomberg errechnete. Seit dem Börsengang 1999 stieg der Wert der Aktie nach Bloomberg-Zahlen inklusive reinvestierter Dividenden um sagenhafte 591.078 Prozent. Mit anderen Worten: Aus einem damals investierten Dollar wurden demnach mehr als 5900.
Zuletzt zeigte sich immer wieder, dass die Nachfrage bei Software mit Künstlicher Intelligenz das Geschäft von Nvidia explosiv wachsen lässt. Allein im vergangenen Quartal gab es im Jahresvergleich einen Umsatzsprung von 262 Prozent auf 26 Milliarden Dollar. Zugleich schoss der Quartalsgewinn von 2 auf knapp 15 Milliarden Dollar hoch.
Und der 61-jährige Firmenchef Jensen Huang, Nvidia-Mitgründer und charismatischer Showman, verspricht, dass dies erst der Anfang einer Computer-Revolution sei.
Börse glaubt an Visionen des Nvidia-Chefs
Huang ist überzeugt, dass in der Zukunft die meisten Inhalte nicht mehr vorgefertigt aus Speichern abgerufen werden, sondern dass KI-Software sie ausgehend aus der aktuellen Situation frisch erzeugen werde. So werde man sich zum Beispiel mit Gebäudetechnik per Chatbot unterhalten können, anstelle irgendwo Daten einzusehen.
Nvidia bereitet sich auf diese Zukunft mit einer neuen Chipgeneration mit dem Namen Blackwell vor. Mit dem aktuellen System Grace Hopper hätte man zum Beispiel den Chatbot ChatGPT innerhalb von drei Monaten mit 8000 Nvidia-Chips und einem Stromverbrauch von 15 Megawatt trainieren können, sagte Huang. Blackwell schaffe dies mit 2000 Chips und 4 Megawatt Strom.
Liegt Huang richtig mit seinen Zukunftsvisionen, wäre noch mehr Geschäft für Nvidia die Folge. Und der Glaube der Anleger daran ist einer der Treiber für den jüngsten Höhenflug der Aktie. Das Papier ist aktuell rund zehnmal mehr wert als noch im September 2022. Huang selbst stieg in der Bloomberg-Rangliste der reichsten Menschen der Welt auf den 12. Platz mit einem geschätzten Vermögen von 115 Milliarden Dollar auf.
Nvidia betreibt auch die «Omniverse»-Plattform, über die Unternehmen ihre Fabriken mithilfe sogenannter digitaler Zwillinge besser steuern können und liefert unter anderem an Mercedes Autocomputer für Fahrassistenz-Funktionen.
Die Basis für den Erfolg ist die Technologie, die Nvidia einst für Grafikkarten entwickelte. Doch später wurde deutlich, dass die Systeme viel effizienter beim KI-Training als klassische Prozessoren sind. Nvidia hatte damit das Glück, die passende Technologie zur richtigen Zeit parat gehabt zu haben.
KI macht auch Aktien von Microsoft und Apple populär
In der Spitzengruppe beim Börsenwert ist neben Nvidia und Microsoft auch Apple. Beim iPhone-Konzern sorgte die Ankündigung neuer KI-Funktionen vergangene Woche für einen Kursschub. Microsoft ist unterdessen schon seit Jahren dabei, über einen milliardenschweren Pakt mit dem ChatGPT-Erfinder OpenAI Künstliche Intelligenz in seine Produkte zu bringen.
Nvidia profitiert von all dem und verkauft unter anderem Microsoft, Google sowie dem Facebook-Konzern Meta tausende teure Chipsysteme. Dem Kurssprung der Nvidia-Aktie um gut 3,5 Prozent ging die Ankündigung einer Kooperation mit dem Computerkonzern Hewlett Packard Enterprise für Technik zum KI-Einsatz in Unternehmen voraus. Im nachbörslichen Handel legte die Nvidia-Aktie um weitere 0,6 Prozent zu.
Die Silicon-Valley-Website «The Information» berichtete zugleich, Huang bereite inzwischen Sorgen, dass die großen Kunden wie AWS und Microsoft mehr Nvidia-Chipsysteme kauften als aktuell in ihren Rechenzentren reinpassten. Damit es kein späteres Überangebot am Markt gebe, müssten Käufer nun nachweisen, dass sie genügend Kapazität dafür hätten.
Microsoft kam nach einem leichten Kursrückgang auf einen Börsenwert von 3,317 Billionen Dollar, während Apple bei 3,286 Billionen Dollar lag.