Ungeachtet hoher Naturkatastrophenschäden und schwacher Konjunktur macht der weltgrößte Rückversicherer Munich Re weiter gute Geschäfte. In den ersten sechs Monaten hat der Münchner Dax-Konzern sein Gewinnziel für dieses Jahr bereits zu drei Vierteln erreicht: Ziel sind fünf Milliarden, davon hat die Munich Re im ersten Halbjahr bereits knapp 3,8 Milliarden Euro verdient. Vorstandschef Joachim Wenning und Finanzvorstand Christoph Jurecka jedoch wollen es bei der mittlerweile vorsichtig aussehenden Prognose belassen. Und angesichts der von Jahr zu Jahr steigenden Schäden durch Cyberattacken wird der Konzern auch im Geschäft mit Cyberpolicen noch einmal vorsichtiger.
Wenning machte allerdings mehr oder minder zarte Andeutungen, dass am Jahresende auch mehr als die erhofften fünf Milliarden Euro Gewinn herauskommen könnten: «Inzwischen ist es noch etwas wahrscheinlicher geworden, dass wir dieses Ziel am Ende des Jahres vielleicht sogar auch übertreffen werden.» Voraussetzung sei allerdings, dass keine große Naturkatastrophe hohe Schäden verursacht.
Hauptrisiko Wirbelsturm
Hauptgeschäft der Munich Re ist es, Erstversicherer wie die Allianz zu versichern. Traditionelles Risiko sind Naturkatastrophen, regelmäßig am teuersten die Hurrikane an der US-Ostküste, da dort sehr hohe Werte versichert sind. Die alljährliche Hurrikansaison endet jedoch erst im Herbst, so dass bei der Munich Re gute Zahlen im ersten Halbjahr kein Garant für ein insgesamt gutes Jahr sind.
Die ersten sechs Monate dieses Jahres waren mit knapp 1,1 Milliarden Euro Naturkatastrophenschäden in dieser Hinsicht etwas weniger teuer für den Konzern als die erste Jahreshälfte 2023. Im mittelfristigen Trend aber steigen die Schäden. «Jährliche Verluste von über 100 Milliarden US-Dollar sind inzwischen an der Tagesordnung», sagte Wenning zu den geschätzten volkswirtschaftlichen Gesamtkosten rund um den Globus. Aktuell wirkt sich dies jedoch eher günstig auf die Geschäfte der Münchner aus, da die Rückversicherungsbranche insgesamt Preiserhöhungen durchsetzen konnte.
Vorsicht in der Cyberversicherung
Zunehmend vorsichtig wird die Munich Re angesichts der grassierenden Hackerkriminalität in der Cyberversicherung, obwohl die Nachfrage stark steigt. In diesem Jahr war die Munich Re nach Wennings Worten bei Vertragsabschlüssen sehr zurückhaltend und hat einige Verträge auch nicht verlängert. «Wir wollen ausschließen, dass wir in ein Segment gezogen werden, in dem die systemischen Cyberrisiken sich auch als Schäden bei uns materialisieren könnten, weil das schlicht und einfach nicht tragbar ist», sagte der Konzernchef. Den weltweiten Marktanteil der Munich Re im Cybergeschäft bezifferte Wenning auf zehn Prozent. «Wir wollen den auch nicht 20 oder 30 Prozent werden lassen.»