Der Absatz von Wärmepumpen in Deutschland ist eingebrochen. Die Ziele der Bundesregierung bei der Wärmewende, also dem allmählichen Abschied von Gas- und Ölheizungen, werden in diesem Jahr voraussichtlich deutlich verfehlt - obwohl seit Anfang des Jahres das neue Heizungsgesetz in Kraft ist. Mit dem zunehmend schleppenden Modernisierungstempo laufe die Politik Gefahr, die Klimaziele im Gebäudesektor zu verfehlen, teilte der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) mit.
Zahlen sprechen klare Sprache
Der Gesamtmarkt war im ersten Halbjahr stark rückläufig. Nach BDH-Zahlen setzten die 43 Prozent weniger Wärmeerzeuger ab als im Vorjahreszeitraum, der allerdings von einer starken Nachfrage geprägt war. Beim Absatz von Wärmepumpen gab es 2023 ein Rekordjahr mit 356.000 verkauften Geräten. Viele Leute bestellten eine Wärmepumpe, auch weil wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine die Gaspreise stark stiegen. Im Jahresverlauf gab es dann eine hohe Nachfrage vor allem nach neuen Gasheizungen, als Grund galten Vorzieheffekte wegen der Unsicherheit über das neue Gebäudeenergiegesetz, oft als Heizungsgesetz bezeichnet.
Kunden halten sich zurück
In diesem Jahr halten sich die Kunden offensichtlich zurück. Der Absatz von Gasheizungen ging um 42 Prozent auf 223.000 zurück. Noch drastischer fällt der Einbruch im ersten Halbjahr bei Wärmepumpen aus. Verkauft wurden 90.000 Geräte - ein Minus von 54 Prozent. Der Verband rechnet bis zum Jahresende mit einem Absatz von maximal 200.000 Wärmepumpen - die Bundesregierung hatte als Ziel formuliert, dass ab 2024 jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert werden.
Bei den Bürgern herrsche Unklarheit darüber, was die kommunale Wärmeplanung mit sich bringe, deshalb schöben die Menschen die Modernisierung ihrer Heizung auf, so BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt.
Das neue Heizungsgesetz sieht generell vor, dass von 2024 an jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Die Regelungen greifen aber zunächst nur für Neubauten in einem Neubaugebiet. Funktionierende Heizungen können weiter betrieben werden.
Dreh- und Angelpunkt für bestehende Gebäude ist eine kommunale Wärmeplanung. Sie soll in Großstädten ab Mitte 2026 und für die restlichen Kommunen ab Mitte 2028 vorliegen. Hauseigentümer sollen dann Klarheit haben, ob sie zum Beispiel an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden oder ob sie sich bei einer neuen Heizung um eigene dezentrale Lösungen kümmern sollen - also zum Beispiel eine Wärmepumpe.
Verband hofft auf Impulse
Der BDH erhofft sich positive Impulse zum Beispiel durch die Ausweitung der staatlichen Förderung. Laut staatlicher Förderbank KfW sollen planmäßig ab Ende August 2024 auch Eigentümerinnen oder Eigentümer von vermieteten Einfamilienhäusern Anträge auf eine staatliche Förderung beim Umstieg auf klimafreundlichere Heizungen stellen können. Das gilt dann auch für Eigentümerinnen oder Eigentümer von selbst bewohnten oder vermieteten Eigentumswohnungen in Wohnungseigentümergemeinschaften.
So sieht die Förderung aus
Beim Umstieg auf eine klimafreundliche Heizung ist eine Förderung von maximal 70 Prozent möglich, neben einer Grundförderung gibt es einen Speed-Bonus und einen Einkommensbonus. Die maximal förderfähigen Investitionskosten liegen bei 30 000 Euro für ein Einfamilienhaus.
Der Bundesverband Wärmepumpe verwies darauf, dass bei der KfW-Heizungsförderung die Antragszahlen seit Mai deutlich gestiegen seien. Dass ab August auch die Wohnungswirtschaft in die Förderung einsteigen und ab September die Auszahlungen starten sollen, lasse eine steigende Nachfrage auch beim Absatz von Wärmepumpen erwarten.
Verbände: Besser kommunizieren
Der BDH empfiehlt, die Kommunikation in Richtung Endverbraucher deutlich zu intensivieren und über Fördermöglichkeiten in der Breite zu informieren. Das sieht auch der Bundesverband Wärmepumpe so. Geschäftsführer Martin Sabel sagte: «Die Menschen wollen weg von der fossilen Gasheizung, die Wärmepumpe ist dann die Technologie der Wahl. Branche und Politik können daran arbeiten, noch besser über die sehr guten Fördermöglichkeiten zu informieren.» Die positive Entwicklung der KfW-Förderung zeige, dass sich diese Anstrengungen lohnen.
Staudt forderte zudem Planungssicherheit bei der Förderung. In diesem Jahr stehen aus dem Klima- und Transformationsfonds - einem Sondertopf des Bundes - für die Sanierung von Gebäuden sowie den Heizungstausch rund 17 Milliarden Euro zur Verfügung.
Eine Sprecherin von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) sagte: «Wir gehen zum Stand jetzt davon aus, dass sie so fortgeführt wird.» Das stehe aber unter Vorbehalt - nach der Sommerpause beginnen die Haushaltsberatungen im Bundestag.