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Schweiz nach Elfmeter-Drama gegen Spanien raus

Das EM-Märchen der Schweiz ist vorbei. Die Eidgenossen zwingen auch Spanien ins Elfmeterschießen. Doch dieses Mal reicht es nicht. Spanien hingegen feiert - am Dienstag geht es für den dreimaligen Europameister in Wembley weiter.
Halbfinale!
0:1
Duell
1:1
Einsatz
Verletzung
Spielerkreis

Während sich die Schweizer nach einem erneuten EM-Drama erschöpft und tief enttäuscht auf den Rasen des Petrowski-Stadions sinken ließen, bejubelte Mitfavorit Spanien nach dem mühevollen 3:1 (1:1, 1:1, 1:0) im Elfmeterschießen den nächsten Schritt auf seiner Titelmission.

«Der Fußball war gerechet und wir sind die gerechten Gewinner», sagte Keeper Unai Simón: «Es ist ein sehr euphorischer Moment.» Vor vier Tagen war Simón beim 5:3 n.V. im Achtelfinale gegen Kroatien noch ein schwerer Patzer unterlaufen, diesmal wurde er mit zwei Elfmeterparaden zu einem der spanischen Helden. «Genauso wie wir die Erinnerung an den Fehler im letzten Spiel auslöschen mussten, ist es an der Zeit, diesen Triumph schnell zu vergessen, weil wir im nächsten Spiel auf einen harten Gegner treffen», meinte er, nachdem er von Trainer Luis Enrique ganz besonders geknuddelt worden war.

Entscheidung im Elfmeterschießen

Tapfere Schweizer hatten ihnen alles abverlangt, der erneute Kraftakt der Eidgenossen wurde diesmal jedoch nicht belohnt. Niedergeschlagen und erschöpft gingen die Spieler um den am Boden zerstörten Fehlschützen Vargas in die Kurve zu ihren rund 500 Fans. «Ich bin wirklich stolz auf die Mannschaft», betonte Xherdan Shaqiri, der mit seinem Tor in der 68. Minute die Schweizer zurück in die Partie gebracht hatte. Genauso sah es Sommer, mit Tränen in den Augen sagte er: «Großartig!»

Gegen Weltmeister Frankreich hatten die Schweizer im Elfmeterschießen das bessere Ende für sich gehabt. Diesmal nicht. «Wir waren alles Helden, die Spieler waren Helden auf dem Feld. Heroisch über 120 Minuten. Sie hätten es verdient gehabt, weiterzukommen, aber sie waren auch müde», sagte Trainer Vladimir Petkovic: «Es gibt mehr positive als negative Gefühle.»

Spaniens Mikel Oyarzabal verwandelte den entscheidenden Elfmeter für die Spanier, Sergio Busquets hatte gleich den ersten nur an den Pfosten gesetzt. Simón hielt aber gegen Fabian Schär und Manuel Akanji, der Schweizer Yann Sommer gegen Rodri. Vargas verschoss. «Er war physisch kaputt, er hatte aber die mentale Kraft, zu einem Elfmeter anzutreten», sagte Petkovic.

Borussia Mönchengladbachs Denis Zakaria hatte in der achten Minute per Eigentor die spanische Führung erzielt, der ehemalige Bayern-Profi Shaqiri (68.) hatte den Ausgleich erzielt. Ab der 77. Minute musste die Schweiz wegen des Platzverweises gegen Remo Freuler in Unterzahl spielen.

Viel Pech für die Schweizer

Das Halbfinale bei einem großen Turnier bleibt für die Schweizer unerreicht. Spanien spielt dafür am 6. Juli in einem weiteren Klassiker im Londoner Wembley-Stadion gegen Italien, das am späteren Abend 2:1 gegen Belgien gewann.

«Es ist ein Traum, im Halbfinale einer EM zu spielen», sagte Spaniens jüngster Spieler, der 18 Jahre alte Pédri. «Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir eine der Top Acht Nationen sind, aber es hängt natürlich von der Leistung ab», sagte Trainer Luis Enrique: «Es wäre natürlich lächerlich, nicht daran zu denken, ins Finale zu kommen, wenn man im Halbfinale steht.»

Was bei den Schweizern bleibt von der EM, wird rückblickend vor allem viel Stolz sein. Denn auch gegen die Spanier lief es nicht wirklich gut von Beginn an. Zakaria, der für den gelbgesperrten Kapitän Granit Xhaka spielen durfte, fälschte einen Schuss von Jordi Alba so ab, dass auch der ansonsten starke Sommer chancenlos war. «Er hätte die Auszeichnung als wertvollster Spieler verdient gehabt», sagte sein Keeper-Kollege Simón, der zum «Star» des Spiels gewählt worden war.

Nach gut 20 Minuten musste auch noch Breel Embolo vom Platz, für den Gladbacher kam der Augsburger Vargas. Die Schweizer Fans, die trotz der heiklen Corona-Situation in der nördlichsten EM-Stadt angereist waren, sahen zunächst aber kein stürmisch-schweizerisches Spektakel. Ein Kopfball - auch nach einer Ecke - von Borussia Dortmunds Manuel Akanji ging deutlich übers Tor (34.). Zuvor hatte auf der Gegenseite Alvao Morata eine gute Kopfballchance gehabt.

Spanien blieb hinter Erwartung zurück

Viel Zwingendes war aber auch bei den Spaniern nicht dabei nach den beiden torreichen Auftritten in der Gruppenphase mit dem 5:0 gegen die Slowakei und dem 5:3 gegen Vizeweltmeister Kroatien im Achtelfinale. Dafür sollte nach der Pause RB Leipzigs Dani Olmo sorgen. Luis Enrique legte noch nach, wechselte für Morata auch noch den zweiten Mittelstürmer Gerard Moreno ein. Ein Treffer wäre aber fast auf der Gegenseite gefallen: Zakarias Kopfball strich aber knapp am Tor der Spanier vorbei.

Ruhig wirkte Luis Enrique ob der knappen Führung gegen eine Schweizer Mannschaft, die gegen Frankreich schon 1:3 zurückgelegen hatte, ganz und gar nicht. Aus gutem Grund: In der 64. Minute ließen sie eine hochkarätige Chance durch Top-Vorbereiter Steven Zuber von Eintracht Frankfurt zu, Simón rettete aber die Führung.

Machtlos war er beim Ausgleich, den ein Missverständnis zwischen Spaniens Verteidigern Aymeric Laporte und Pau Torres einleitete und Freuler für die Vorlage auf Shaqiri nutzte. Der Jubelschrei des ehemaligen Bayern-Profis sollte auch belegen: Jetzt geht noch mehr. Kurz danach musste aber Freuler nach einem groben Foulspiel vom Feld, die spannende Schlussphase begann - ohne weiteres Tor. Es ging in die Verlängerung und ins hochspannende Elfmeterschießen.

© dpa ⁄ Jens Marx, dpa
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