2024 ist die Zahl der Weißstörche deutlich angestiegen. Deutschlandweit wurden laut der Naturschutzorganisation Nabu mehr als 13.000 Brutpaare gezählt. Die genauen Zahlen liegen noch nicht vor, jedoch dürften diese für Sachsen-Anhalt bei über 800 Paaren liegen. 2023 gab es im Land 713 Paare, 2022 wurden 640 gezählt. Die exakten Daten werden im Dezember erwartet. Am kommenden Wochenende werden zu den 31. Storchentagen in Möckern und Loburg (Landkreis Jerichower Land) Naturschützer aus allen Teilen Deutschlands zum fachlichen Austausch erwartet.
In Sachsen-Anhalt kümmert sich der Storchenhof Loburg seit 45 Jahren um kranke Tiere und erforscht unter anderem die Flugrouten der Störche. Die Vogelschutzwarte wird immer wieder von Privatpersonen wie auch Tierärzten und Behördenmitarbeitern angefragt, etwa zum Umgang mit verletzten Vögeln, zum Bau von Nistunterlagen und den Verhaltensgewohnheiten von Weißstörchen, sagt der Geschäftsführer der Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg e.V., Michael Kaatz.
Verletzte Störche werden gepflegt
In diesem Jahr wurden in Loburg 79 Weißstörche zur Pflege aufgenommen. 53 von ihnen wurden bereits zurück in die Freiheit entlassen, 11 weitere benötigen noch etwas Zeit und dürfen auf eine Auswilderung im kommenden Jahr hoffen. Die übrigen Störche werden entweder nicht wieder in freier Natur leben können oder sind ihren Verletzungen erlegen.
Der Storchenhof Loburg war am 22. September 1979 von Christoph und Mechthild Kaatz gegründet worden. «Ausgangspunkt dafür war die Fachgruppe Naturschutz und Ornithologie Loburg/Rottenau, die sich bereits über Jahre aktiv für den Natur- und insbesondere Weißstorchschutz eingesetzt hatte», sagte Christoph Kaatz. Seine Frau Mechthild hatte er in Rottenau (bei Loburg) am Institut für Geflügelzucht der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR kennengelernt. Sie war dort als Tierärztin tätig und er wissenschaftlicher Mitarbeiter.
International geschätzte Einrichtung
Über eine lange Zeit entwickelte sich die Vogelschutzwarte in der Nähe von Magdeburg zu einer international geschätzten Einrichtung, die speziell durch die Telemetrie für neue wissenschaftliche Erkenntnisse im Flugverhalten der Weißstörche sorgte.
Seit 2010 erinnert auf dem Storchenhof eine bronzene Skulptur an Prinzesschen, Deutschlands wohl bekannteste Störchin. Vor 30 Jahren war sie der erste Vogel, dessen Reise von Loburg in das Winterquartier nach Südafrika in der Heimat dank eines auf dem Rücken befestigten kleinen Senders lückenlos verfolgt werden konnte.
Gewissheit über Flugrouten dank Sendern
Seither brachte die Auswertung der Daten vieler sogenannter Senderstörche die Gewissheit, dass beim Flug in die Winterquartiere längst nicht mehr alle Weißstörche ostwärts nach Afrika reisen, sondern die kürzere Westroute nach Spanien und Marokko bevorzugen. Etwa 20 Prozent wählen diesen Weg. Etliche Weißstörche aus der Region überwintern mittlerweile sogar in Deutschland, sie fliegen lediglich bis zur Werra in Thüringen, nach Hessen, Baden-Württemberg oder Bayern. Experten sind sich sicher, dass das veränderte Zugverhalten vom Klimawandel beeinflusst wird.
Als nächster großer Schritt auf dem Weg zum Vogelschutzzentrum in Loburg gilt der Ausbau eines ehemaligen Wohnhauses zum Verwaltungsgebäude. Neben Büroräumen sollen hier ein umfangreiches Storchenhofarchiv und eine Naturbibliothek sowie bisher fehlende, aber dringend benötigte Unterbringungsmöglichkeiten für Studierende, Doktoranden und Referenten entstehen.