Bislang spielt Künstliche Intelligenz (KI) in den Verwaltungen der Thüringer Kommunen nur eine untergeordnete Rolle. «Es gibt vereinzelt erste KI-Anwendungen, die die Stadt nutzt», erklärte Sprecherin Stefanie Braune für die Stadt Jena. Neben Erfurt wurden auch im Wartburgkreis, in Ilmenau und in Sonneberg erste Erfahrungen gesammelt. In Weimar, den Kreisen Eichsfeld und Gotha sowie in Nordhausen seien derzeit keine KI-Systeme im Einsatz. Dort stehe man dem Thema aber sehr aufgeschlossen gegenüber, hieß es übereinstimmend.
In Jena sei es derzeit noch zu früh für ein allgemeines Fazit, sagte Braune. Schon jetzt zeichne sich aber ab, dass mithilfe von KI Leistungen angeboten werden könnten, die sonst vor allem aus Ressourcengründen nicht möglich seien. Aktuell seien dort ein Diktierprogramm und ein Übersetzungsprogramm auf KI-Basis im Einsatz. Eine Lösung, die an zwei Verkehrsknotenpunkten künftig die Ampelschaltung übernehmen könnte, sei noch in der Testphase. Künftig sei zudem der Einsatz von Chatbots zur effektiveren Bürgerkommunikation oder einem KI-gestützten digitalen Posteingang denkbar. Die Nachfrage von Mitarbeitenden der Verwaltungen sei definitiv vorhanden, so Braune.
Auswertung von Daten mithilfe von KI
«Aktuell wird der Begriff der KI-Lösungen sehr häufig und für unterschiedliche Methoden und Technologieformen eingesetzt», fasste Heike Dobenecker von der Stadt Erfurt zusammen. Es sei wichtig, zwischen «starken» universellen KI-Methoden und den sehr fachbezogenen «schwachen» Lösungen zu unterscheiden. Ausschließlich die letzteren seien in der Stadt bereits teilweise im Einsatz - unter anderem in der Virenerkennung und bei der Auswertung größerer Datenmengen. Die KI-gestützte Klassifizierung und Zuordnung von Dokumenten befinde sich in der Testphase.
Obwohl das Potenzial groß sei, etwa durch die schnellere Verarbeitung großer Datenmengen oder das automatische Sortieren von Dokumenten nach Inhalten, seien die Vorteile derzeit noch überschaubar: «Trotz erster positiver Ergebnisse konnten sich die wenigsten Lösungen im produktiven Geschäft gegenüber herkömmlichen Methoden durchsetzen.»
Streckenkontrollen und Gebärdensprache-Avatar
In Sonneberg werde seit Herbst 2022 ein KI-System zur Analyse des rund 200 Kilometer umfassenden Straßennetzes im Stadtgebiet genutzt, erklärte Sprecherin Cindy Heinkel. Die Streckenkontrollen ließen sich so in der Hälfte der Zeit erledigen, die Ergebnisse seien mit Zeitstempeln und GPS-Daten unterlegt. Langfristig erhofft sich die Stadt so eine effektivere Planung der anstehenden Reparaturen.
In Ilmenau könnte KI einem Sprecher zufolge künftig die Barrierefreiheit des städtischen Internetauftritts verstärken: Langfristig sei es das Ziel, einen dynamischen Gebärdensprachen-Avatar zu entwickeln, der mithilfe einer KI beliebige Texte in Gebärdensprache ausgeben könne. Neu eingestellte Texte müssten so nicht aufwendig übersetzt werden, sondern könnten direkt in Gebärdensprache ausgegeben werden. Derzeit würden mit einem Prototyp Erfahrungen für den späteren Einsatz gesammelt.
Hürden bei Datenschutzfragen
«Der Einsatz von Fachverfahren, die KI-gestützt arbeiten, wird sich sicher durchsetzen», erklärte Jennifer Schellenberg für den Wartburgkreis. Die erwarteten Vorteile lägen vorerst vor allem in der Übernahme von Routineaufgaben. Personalabbau sei dadurch bisher nicht zu erwarten, vielmehr gehe es um Entlastung, die den Mitarbeitenden mehr Konzentration auf die eigentlichen Aufgaben ermögliche.
Diese Einschätzung wird von vielen anderen Kommunen geteilt. Die Herausforderung bestehe aktuell darin, die passende Lösung für die jeweilige Aufgabe zu finden, so die Sprecher. Problematisch sei zudem, dass die rechtliche Entwicklung mit der Geschwindigkeit des Marktes nur schwer Schritt halte. Unter anderem im Bereich Datenschutz oder bei der nötigen Sensibilisierung der Mitarbeiter mit den Systemen gebe es derzeit noch Hürden und Fallstricke. Einige Kommunen planen deshalb aktuell Leitlinien, die die richtige Nutzung regeln sollen, bevor ein KI-System zum Einsatz kommt.