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Italien souveräner Gruppenerster - auch Wales weiter

Eine weitere «magische Nacht» liefern die Italiener zum Abschluss der Gruppenphase nicht ab, den nächsten reifen Auftritt aber sehr wohl. Die Waliser kassieren ihre erste Niederlage bei der EM, sind aber dennoch «stolz» - und weiter.
Jubellauf
Rot
Drin
Torjubel
Kung Fu
Foul
Abgeräumt

Die italienischen Fans in der Kurve sangen nach dem Abpfiff «Un'estate italiana» von Gianna Nannini, ihre Helden auf dem Platz stürmten ihnen jubelnd entgegen.

Auch mit einer besseren B-Elf hat sich EM-Titelanwärter Italien souverän den Gruppensieg gesichert und seine starke Form vor dem Start der K.o.-Phase erneut unter Beweis gestellt. Die nächste «magische Nacht», wie in Nanninis WM-Hit von 1990 besungen, lieferten die Azzurri beim 1:0 (1:0) gegen Wales am Sonntagabend zwar nicht ab - dafür aber einen weiteren sehr, sehr reifen Auftritt.

Seit 30 Spielen ungeschlagen

«Wir grüßen Rom und widmen diesen Sieg allen, die in den vergangenen anderthalb Jahren gelitten haben», sagte Italiens Coach Roberto Mancini an die Adresse der von der Corona-Pandemie schwer getroffenen Landsleute. Die Partie sei «nicht leicht» gewesen, seine Spieler hätten es aber «sehr gut gemacht». Den entscheidenden Treffer vor 14 400 Zuschauern in Rom erzielte Matteo Pessina, einer von acht Neuen in der Startelf der Gastgeber, in der 39. Minute. Zehn Minuten nach der Pause sah der Waliser Ethan Ampadu für ein Foul die Rote Karte.

Der viermalige Fußball-Weltmeister blieb damit im 30. Spiel in Serie ungeschlagen und stellte den italienischen Uralt-Rekord aus den 30er Jahren ein. Aktuell steht Italien bei elf Siegen in Serie mit 32:0 Toren. Die Azzurri bekommen es nach ihrer perfekten Gruppenphase mit drei Siegen nun im Londoner Wembley-Stadion mit Österreich oder der Ukraine zu tun. Wales, das trotz der Niederlage als Gruppenzweiter das Achtelfinale erreichte, trifft am gleichen Tag in Amsterdam auf den Zweiten der Gruppe B mit Belgien, Russland, Finnland und Dänemark. «Wir sind müde, aber stolz», sagte Wales' Kapitän Gareth Bale. Das erneute Weiterkommen sei «richtig klasse».

Radikal umgebautes italienisches Team

Italiens Trainer Mancini hatte seine Anfangsformation nach dem 3:0 gegen die Schweiz radikal umgebaut. Mittelfeldstar Marco Verratti (Paris Saint-Germain) gab sein Comeback nach einer Knieverletzung. Kapitän Giorgio Chiellini (Oberschenkelblessur) stand nicht im Kader. Der Ex-Dortmunder Ciro Immobile und Mittelfeldmann Manuel Locatelli, die bei diesem Turnier schon je zweimal getroffen haben, saßen auf der Bank. Spielerisch überlegen waren die Azzurri aber trotz der großen Rotation. «Es war eine großartige Teamleistung», sagte Flügelstürmer Federico Chiesa. «Alle Spieler haben das getan, was sie tun sollten», meinte Mancini, der kurz vor Schluss sogar Ersatzkeeper Salvatore Sirigu noch ein paar Einsatzminuten gegönnt hatte.

An den begeisternden Offensiv-Fußball, den sie in den ersten beiden Partien gezeigt hatten, konnten die Italiener zwar nicht anknüpfen. Nach und nach fanden sie gegen extrem biedere Waliser aber immer besser ins Spiel. Für die größte Gefahr in der ersten halben Stunde sorgten Außenverteidiger Rafael Toloi mit einem abgefälschten Schuss aus dem Rückraum (17.) und Stürmer Andrea Belotti, dessen Versuch aus spitzem Winkel links am Tor vorbeirauschte (24.).

Wenig offensive Waliser

Die Waliser beschränkten sich bei extremer Schwüle und Temperaturen um die 30 Grad Celsius weitgehend auf die Abwehrarbeit und überließen den Ball dem Gegner. Daran änderte auch die frühe 2:0-Führung von Verfolger Schweiz im Parallelspiel gegen die Türkei nichts. Einmal wurden die Gäste nach einer Ecke sogar selbst gefährlich, Verteidiger Chris Gunter köpfte aber knapp am Tor vorbei (27.).

Auf der Gegenseite machte es Italien bei einer Standardsituation dann besser. Einen Freistoß von Verratti aus dem rechten Halbfeld verlängerte Pessina mit dem rechten Fuß gekonnt ins linke untere Eck. Es war die verdiente Führung für den Europameister von 1968, der zuletzt vor 21 Jahren alle drei Vorrundenspiele bei einer EM gewonnen hatte. Damals verloren die Italiener erst im Finale gegen Frankreich.

Auch nach der Pause blieben ruhende Bälle ein gefragtes Mittel: Italiens Federico Bernardeschi hämmerte einen Freistoß aus knapp 30 Metern an den linken Pfosten (53.). Zwei Minuten später schwächten sich die Waliser selbst: Der frühere Leipziger Ampadu sah für einen Tritt gegen Bernardeschi vom rumänischen Schiedsrichter Ovidiu Alin Hategan glatt Rot. In der Folge kam von den Walisern offensiv noch weniger. Italien hätte sogar noch erhöhen können - wie bei einer guten Chance durch Belotti nach einem Konter (65.). Erst 15 Minuten vor Schluss wurde dann der weitgehend blasse Superstar der Gäste, Bale, nochmal gefährlich und schoss freistehend über das Tor.

© dpa ⁄ Miriam Schmidt und Christoph Lother, dpa
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