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Fußball-EM: Von unglücklichen Diktatoren und Rückkehrern

In Budapest spielt Ungarn gegen Portugal vor vollem Haus und in München fordert Deutschland Weltmeister Frankreich heraus.
15. Juni EM-Vorrunde 1. Spieltag
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Ungarn - Portugal 0:3

Ungarn hat einen Ministerpräsidenten, der den Rechtsstaat aushölt und deshalb vom früheren EU-Präsidenten Jean-Claude Juncker auch schon mal augenzwinkernd als „Diktator“ begrüßt wurde, doch eines muss man Viktor Orban lassen. Weil er angesichts der Unfähigkeit der Eurokraten in Brüssel jede Menge russischen Impfstoff bestellt hat, ist Ungarn Impf-Europameister. Und so konnten die Ungarn beim ersten Fußball-EM-Spiel auf ungarischem Boden vor vollem Haus spielen.

65.000 Fans feuerten meist die magyarische Auswahl in Budapest an. Ein paar Portugiesen waren auch da und so dürfte diese Partie vor allem wegen der Lautstärke auf den Rängen in Erinnerung bleiben. Fußballerisch war es leider überhaupt kein Leckerbissen.

Das lag vor allem an den Aufstellungen. Ungarn trat als Außenseiter mit einem defensiven 5-3-2 an, dass bei eigenem Ballbesitz in ein 3-5-2 umgewandelt wurde. Die Gastgeber überließen aber lieber dem amtierenden Europameister aus Portugal den Ball, nur konnten die Mannen um Superstar Cristiano Ronaldo mit dem Leder trotz offensivem 4-3-3 nicht viel anfangen. Viel zu träge waren die Ballstafetten, als dass ein Überraschungsmoment für ein Tor sorgen könnte. Fast hatte man den Eindruck, die Portugiesen hätten sich selbst eingeschläfert.

Die Ungarn ihrerseits kämpften leidenschaftlich und erzielten dann tatsächlich das erste Tor. Der eingewechselte Schön war allerdings klar im Abseits. Nur wenig später profitierten die uninspirierten Portugiesen von gleich zwei abgefälschten Bällen. Der Ball landete so auf Höhe des Elfmeterpunktes beim Dortmunder Guerreiro, der den Ball am Leipziger Torwart Gulasci vorbei bugsierte (84. Minute).

Nun zeigte sich Ronaldos ganze Klasse. Der ebenfalls in Leipzig spielende Orban, der schon am ersten Gegentreffer beteiligt war, leistete sich in der Nachspielzeit ein Foul im Strafraum – Elfmeter Portugal, der von Ronaldo sicher verwandelt wurde. Es kam sogar noch dicker für die wackeren Ungarn, die wenig später Ronaldos zweiten Treffer kassierten. Somit ist der 37-Jährige mit nunmehr elf Toren alleiniger EM-Rekordtorschütze vor Michel Platini.

Ungarn muss gegen Weltmeister Frankreich nun schon ein Wunder gelingen und im abschließenden Spiel gegen Deutschland auf einen Sieg hoffen. Portugal hat zwar drei Punkte auf dem Konto, enttäuschte aber über weite Strecken und dürfte in dieser Form für die DFB-Elf absolut schlagbar sein.

Frankreich - Deutschland 1:0

Die deutsche Nationalmannschaft trat wenig später ebenfalls zu einem Heimspiel an. In München empfing man Weltmeister Frankreich zum Showdown vor leider nur 14.000 Zuschauern. Diese waren leider häufig so leise, dass man die französischen Schlachtenbummler hören und vermuten konnte, dass Frankreich nicht nur nominell Heimrecht hatte.

Der scheidende Bundestrainer Jogi Löw vertraute auf die gleiche Elf wie im letzten Testspiel gegen Lettland, d.h. Bayern Münchens Joshua Kimmich spielte im rechten Mittelfeld – eine für ihn ungewohnte Position, aber dieser „Mentalitätsspieler“, den viele schon mit dem jungen Matthias Sammer vergleichen, kann im Mittelfeld eigentlich alles spielen.

Natürlich auch dabei waren die Rückkehrer Thomas Müller (ebenfalls Bayern München) und Mats Hummels (Borussia Dortmund). Die im Schnitt älteste deutsche Nationalmannschaft seit der Fußball-EM 2000 hielt den Laden gegen den Weltmeister in der ersten Viertelstunde gut zusammen, obwohl Löw sich für ein äußerst offensives 3-4-3 entschieden hatte.

Die Franzosen traten ihrerseits im präferierten 4-4-2 mit Raute an und standen wie gewohnt tief im Raum. Gegenüber dem letzten Test gegen Bulgarien war nur Rabiot neu auf dem Feld, doch die Offensivreihe um Benzema und Mbappé und dahinter Griezmann wurde ab der 15. Minute ein ums andere Mal in Szene gesetzt.

In der 20. Minute dann wurde Rückkehrer Hummels zum Pechvogel, als er eine scharfe Hereingabe von Hernandez ins eigene Tor lenkte. Pogbas Chip-Ball davor war einfach Zucker und zeigte, wie leicht so eine Dreierkette mit einem gut getimten Diagonalball auszuhebeln ist. Die hässliche Seite des französischen Spiels zeigte sich im wiederholten und leider nicht geahndeten Zeitspiel von Torwart Lloris. Der schwache Schiedsrichter aus Spanien hatte zudem Kimmich für ein Allerwelts-Foul schon in der 6. Minute die gelbe Karte gezeigt. Wenig später versuchte Hernandez einen Platzverweis für den Deutschen zu erschauspielern – das ist nicht die feine französische Art.

Während sich die Deutschen in der ersten Halbzeit wacker hielten, hatten sie in der zweiten Hälfte mehrfach Glück. Einmal traf Rabiot den Pfosten, einmal netzte Benzema ein, einmal traf Mbappé das Tor, doch zweimal wurde auf Abseits entschieden. Die Franzosen nutzen dabei immer die freien Räume auf den Außen.

Das große Manko war aber im gesamten Spiel die hochgelobte deutsche Offensive, die mangels Unterstützung aus dem Mittelfeld quasi nicht stattfand. Die beste Chance hatte noch Ilkay Gündogan (38. Minute), aber sein Pendant Toni Kroos hatte keinen guten Tag. Den hatte auch Löw nicht, als er zum Schluss zwar Stürmer Kevin Volland brachte, dieser aber auf der Linksverteidiger-Position auflaufen musste.

Deutschland ist gegen Portugal nun unter Zugzwang. Ein Unentschieden könnte zum Weiterkommen reichen, ein Sieg wäre besser. Frankreich hingegen dürfte in dieser Form souveräner Gruppenerster werden.

© Tom Meyer
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