Mit dem Potenzial regionaler Rohstoffe als Baustoffe beschäftigen sich Fachleute beim Mitteldeutschen Architektentag in Apolda. «Wir haben hier viele Felder und wir haben sehr viele Lehmböden im mitteldeutschen Raum, das muss man unbedingt nutzen», sagte die Präsidentin der Architektenkammer Thüringen Ines M. Jauck vor Beginn der Fachtagung.
Zwar gebe es schon viele Überlegungen und Forschung zum Nutzen regionaler und nachwachsender Materialien im Bau, aber mehr praktische Beispiele seien nötig. «Stroh als Dämmstoff, das ist bekannt. Auf der Tagung wird es aber etwa auch um ein Projekt der Bauhaus-Uni Weimar mit einem neuen Last tragenden Strohbaustoff gehen», so Jauck. Sie sieht vor allem auch finanzielle Sparmöglichkeiten, wenn Baumaterialien statt über lange Wege aus dem Ausland quasi direkt vom Feld vor Ort kommen können.
«Bitte nicht "tot" sanieren»
Mit Blick auf Gesetze, wonach Gebäude künftig energieeffizienter und damit klimafreundlicher werden sollen, sieht Jauck die mitteldeutschen Architekten gut aufgestellt. «Wir haben einen kleinteiligen Gebäudebestand dazu passt, dass wir viele kleine Büros haben, die diese Aufgaben gut übernehmen werden können.»
Wichtig sei aus ihrer Sicht aber, dass bei der Energiewende im Gebäudesektor der Bestand mit Augenmaß und ressourcenbewusst ertüchtigt werde. «Die Aura, der Duktus, also der Charakter darf nicht verloren gehen, es sollte nicht "tot saniert" werden.»
Für den Mitteldeutschen Architektentag 2024 werden rund 260 Teilnehmende im thüringischen Apolda erwartet. Im sogenannten Eiermann-Bau sind dafür nicht nur Fachvorträge, sondern auch Workshops geplant. Das Gebäude wurde einst als Textilfabrik errichtet und 1938/39 vom Architekten Egon Eiermann im Auftrag der Total AG Feuerlöschgerätewerke umgebaut. Eiermann gilt heute als einer der bedeutendsten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts.