Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 3.601 Kinder adoptiert worden. Damit ging die Zahl im Vorjahresvergleich um sechs Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Während die Zahl der Adoptionen auf den bislang tiefsten Stand seit der deutschen Wiedervereinigung gesunken sei, habe der Anteil der Stiefkindadoptionen einen neuen Höchststand erreicht, hieß es. So wurden fast drei Viertel aller adoptierten Kinder (73 Prozent) von Stiefmüttern oder Stiefvätern adoptiert.
Adoptivkinder im Schnitt 5,5 Jahre alt
Im Schnitt waren die Kinder zum Zeitpunkt der Adoptionen fünfeinhalb Jahre alt. Laut den Angaben wuchsen knapp drei Viertel bereits vor der Adoption bei einem leiblichen Elternteil mit Stiefelternteil auf, neun Prozent wurden aus dem Krankenhaus und weitere acht Prozent aus einer Pflegefamilie heraus adoptiert.
Der Statistik zufolge schloss die Adoption in nur drei Prozent der Fälle an eine anonyme Geburt oder die Abgabe über eine Babyklappe und in zwei Prozent an einen Heimaufenthalt an. Zudem besaßen demnach insgesamt acht Prozent der Kinder vor der Adoption keinen deutschen Pass.
Stiefväter adoptieren eher Teenager, Stiefmütter eher Kleinkinder
Wie die Daten zeigten, adoptierten Stiefväter am häufigsten Teenager, während Stiefmütter vor allem Kleinkinder annahmen. Bei den Adoptionen durch Stiefmütter handelte es sich in 78 Prozent der Fälle um Frauen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, die keine Angaben zum Kindsvater gemacht haben. An den Adoptionen insgesamt machten diese Fälle sogar einen Anteil von 31 Prozent aus.
Die Statistiker verweisen auf die aktuelle Gesetzeslage, wonach die Partnerin, die das Kind nicht geboren hat, die Rechtsstellung eines leiblichen Elternteils nur über eine Stiefkindadoption erlangen kann.
Etwa jedes vierte Adoptivkind (24 Prozent) wurde 2023 gemeinsam von einem Paar angenommen.
Rückgang der klassischen Fremdadoption
Trotz der Entwicklungen rund um die Stiefkindadoptionen liege die Gesamtzahl der Adoptionen seit 15 Jahren relativ stabil auf niedrigem Niveau, erklärten die Statistiker. «Ein Grund dafür ist der Rückgang der "klassischen" Fremdadoptionen, also der Adoptionen durch Personen, die weder Stiefeltern noch Verwandte des Kindes sind», hieß es. Gründe dafür sehen Experten unter anderem in den Fortschritten in der Reproduktionsmedizin.