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Malerei im Licht: Zu den Ursprüngen weltbekannter Gemälde

Pompös feiert Frankreich 150 Jahre Impressionismus: mit Virtual Reality, Ausstellungen, moderner Lichtkunst. Rundreise zu Original-Schauplätzen. Astrophysikalische Erkenntnisse und Malkurs inklusive.
Das Ausflugslokal «Maison Fournaise»
Virtual-Reality-Austellung im Musée d'Orsay
Das Ausflugslokal «Maison Fournaise»
Holzboote in Chatou
Monets Haus in Giverny
Monets Seerosenteich in Giverny
Philippe Piguet
Die Kathedrale von Rouen
Büste von Eugène Boudin
Bilder des Künstlers Boudin
Blick auf den Hafen in Honfleur
Das Museum für moderne Kunst von Le Havre
Eine Frau besucht einen Malkurs in der Normandie
Künstlerin Sophie Justet aus Fécamp
Auf den Spuren weltberühmter Impressionisten

Welcher Kunstfan träumt nicht davon, einen Abend mit impressionistischen Malern zu verbringen? Im Musée d'Orsay in Paris ist das dank Virtual-Reality-Technik möglich: Schwupp eine Brille auf, und plötzlich flaniert man auf einer Zeitreise mit den Malern Claude Monet, Paul Cézanne und Berthe Morisot durch die erste Ausstellung der Impressionisten von 1874.

Wie leibhaftig erzählen die Künstler, dass sie die Schau in Eigenregie auf die Beine stellten, weil der tonangebende Pariser Kunstsalon sie ablehnte. Ein Wendepunkt in der Kunstgeschichte.

Die damalige Aufbruchsstimmung hat Auguste Renoir in seinem Bild «Das Frühstück der Ruderer» wiedergegeben. Es entstand auf einer Insel in der Seine in Chatou westlich von Paris. Kaum verändert existiert das Ausflugslokal «Maison Fournaise» noch immer. Auf der Terrasse der ersten Etage lässt sich an derselben Stelle speisen - wie die dargestellten Bohemians auf dem Gemälde.

Pilgerstätte Garten

Selbst die schlanken Holzboote, die Renoir als Motiv dienten, können auf dieser Insel der Impressionisten ein paar Schritte weiter besichtigt werden. «Das Modell "Roastbeef" von 1889 hat der Maler Gustave Caillebotte selbst konstruiert», erklärt Laurence Malcorpi von der hiesigen Sequana-Werkstätte, die solche historischen Boote restauriert. Der Impressionist Caillebotte war auch Bootsbauer.

Von genannter Insel aus mäandert die Seine weiter in die Normandie zur Pilgerstätte der Bewunderer von Claude Monet: Giverny. In dem idyllischen Dorf schuf der bekannteste Maler des Impressionismus seinen legendären Garten. Besucher wandern je nach Saison durch ein Meer von Blüten über die japanische Brücke hinweg zum Seerosenteich und denken dabei an die weltbekannten Seerosen-Gemälde, die hier ihren Ursprung hatten.

«Wann immer ich nach Giverny komme, fühle ich mich wie zu Hause», sagt Philippe Piguet, der Stief-Urenkel von Claude Monet. «Als Kind habe ich in diesem Garten meine Ferien verbracht.» Der Kunstkritiker kuratiert das Programm des Impressionismus-Festivals der Normandie, die als Wiege der bahnbrechenden Kunstrichtung gilt. «Ich sehe Claude Monet auch als Vorreiter der Abstraktion.»

Seine Popularität verdankt Monet auch seinen Bilderserien. Allein die Kathedrale von Rouen malte er 30 Mal. «Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang widmete er sich der Kirchenfassade in immer anderen Lichtverhältnissen», sagt Stadtführerin Françoise Marchand auf einem Rundgang durch die Hafenstadt.

Und just lassen vorbeiziehende Wolken das Licht auf dem gotischen Bauwerk tanzen - als wollten sie Monets Obsession nachvollziehbar machen. Im Jubiläumsjahr illuminiert der US-amerikanische Lichtdesigner Robert Wilson die Fassade.

Der Mann, der Monet in die Natur lockte

Bei Honfleur mündet die Seine in den Ärmelkanal. In dem Hafenörtchen mit seinen mittelalterlichen Fachwerkhäusern lernte der junge Claude Monet den Maler Eugène Boudin kennen, der ihn zur Freilichtmalerei animierte.

«Wie künstlerisch nah sich die beiden Freunde standen, zeigt ein Bild von Boudin, das fälschlicherweise Monet zugeschrieben wurde», sagt Marie-Laure Loizeau, die Museumsdirektorin der Stadt. 2024 feiert Honfleur zugleich den 200. Geburtstag von Boudin, diesem Vorboten des Impressionismus.

Auf dem nahegelegenen Gehöft Ferme Saint-Siméon trafen sich die Maler um Boudin in einer Künstlerkolonie. Die Wirtin von damals ließ sich mit Bildern bezahlen. Sie gehören immer noch zum Anwesen, das inzwischen ein feines Hotel beherbergt. Vom Garten eröffnet sich ein weiter Blick auf das Panorama der Seine-Mündung.

Auf der anderen Uferseite liegt der Industriehafen von Le Havre. In der Stadt seiner Kindheit malte Claude Monet ihn auf seinem berühmten Gemälde «Impression, Sonnenaufgang». Ein Kritiker hatte es damals spöttisch als eine Art flüchtiger Impression abgetan - schwerwiegende Worte: Die abfällige Kritik verlieh der jungen Kunstbewegung ihren Namen.

Mit Hilfe der Astrophysik

Der Moment, den das namensgebende Bild darstellt, ist am 13. November 1872 um 7:35 Uhr. «Den exakten Zeitpunkt haben wir mithilfe eines Astrophysikers herausgefunden», erläutert Géraldine Lefebvre, die Direktorin des Museums für moderne Kunst von Le Havre. In dem lichtdurchfluteten Gebäude lässt ein Defilee von Eugène Boudins Wolkenstudien den Besucher wie durch den Himmel schwimmen und sich dabei von der Magie der Luft und des Wassers verzaubern.

Heute sind im Stadtbild von Le Havre so gut wie keine Spuren des 19. Jahrhunderts mehr zu finden. Britische Bomber hatten die größte Stadt der Normandie mit dem bedeutenden Hafen 1944 im Kampf gegen die deutsche Besatzungsmacht nahezu ausgelöscht. Der Gegensatz monochromen Betons der neu errichteten Innenstadt zur lichten Farbigkeit des Impressionismus könnte größer nicht sein.

«Beim Malen muss man dem Licht folgen, denn der Himmel wechselt ständig in der Normandie», sagt die Künstlerin Sophie Justet aus Fécamp in einem Malworkshop an der Alabasterküste mit ihren imposanten Klippen. Zaghaft versuchen die Debütanten, die silbrigen Lichtreflexe auf den steilen Kreidefelsen mit Pinselstrichen einzufangen.

«Es geht darum, den eigenen Eindruck auf die Leinwand zu bringen», erklärt Sophie den Workshop-Teilnehmern. Auf diese Weise hatten die Impressionisten die Landschaft am Meer in eine Poesie von Wolken, Wellen und Himmel verwandelt – und damit eine Ode an die Schönheit des Lichts geschaffen.

Mit Pinsel in der Hand kann man dem zumindest nacheifern - an der Steilküste oder anderen Orten der Normandie, die die Pioniere von einst inspirierten.

Links, Tipps, Praktisches:

Reiseziel: Die Normandie liegt westlich von Paris.

Anreise: Die genannten Städte können von Paris aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. Flüge nach Paris werden von vielen deutschen Flughäfen aus angeboten. Mit dem Auto beträgt die Fahrzeit etwa nach Rouen ab Berlin rund elfeinhalb, ab Frankfurt am Main sieben Stunden.

Ausstellungen und Veranstaltungen: Das Impressionismus-Festival Normandie mit 150 Veranstaltungen geht noch bis 22. September. Auf der Fassade der Kathedrale von Rouen ist eine Inszenierung des US-amerikanischen Lichtdesigners Robert Wilson zu sehen. 
Zum Jubiläum laufen viele weitere Ausstellungen, darunter in Rouen bis 22. September «David Hockney Normandism», in Honfleur bis 26. August zu Eugène Boudin und in Le Havre bis 22. September zu Fotografie und Impressionismus.
Die Virtual Reality-Ausstellung im Pariser Musée d’Orsay läuft bis 11. August. Wichtige impressionistische Werke befinden sich in Paris außerdem im Musée Marmottan-Monet sowie im Musée de l'Orangerie mit Monets Seerosen-Bildern.

Aktivitäten: Den Malkurs mit Künstlerin Sophie kann man beim Fécamp-Tourismusbüro buchen.

Weitere Auskünfte: Normandie und Impressionismus auf der Website von Normandie-Tourismus

Social Media: instagram.com/normandie_impressionniste; instagram.com/normandy_tourism

© dpa ⁄ Daniela David, dpa
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