England – Dänemark 2:1 n.V.
Zweifelsohne war es für die Fans der „Three Lions“ schon vor dem Halbfinale ein Festtag im Londoner Wembley-Stadion, das mit einer Maximalkapazität von 90.000 Zuschauern das größte Stadion dieser Fußball-EM ist. Es waren wegen der restriktiven Corona-Einreisebestimmungen nur wenige dänische Fans anwesend und so konnten sich die Engländer ziemlich unbehelligt einsingen.
Natürlich war England der große Favorit, hatte man doch im Achtelfinale sein Trauma besiegt und Deutschland aus dem Turnier geworfen. Danach hatten die „Three Lions“ eine äußerst souveräne Performance gegen überforderte Ukrainer folgen lassen.
Der Gegner Dänemark hat den Engländern aber etwas voraus. Die Skandinavier waren schon einmal Europameister, die Engländer nie. Bei der erfolgreichen Fußball-EM 1992 sangen die Fans der Nationalmannschaft „Sejren er vor“ („Der Sieg ist unser“) – und dieser Song tönte zwischendurch auch mal ganz leise durch das Wembley-Oval.
Die taktischen Routen waren klar. England war im 4-3-3 darauf bedacht das Spiel zu kontrollieren – und dann wie aus dem Nichts über die Außen Saka und Sterling nach vorn zu stoßen und Stürmer-Star Kane zu finden. „Danish Dynamite“ setzte wie gewohnt auf ein flexibles Abwehrbollwerk im 5-3-2, das bei eigenen Angriffen in ein 3-5-2 umgewandelt wurde. Mit Braithwaite, Dolberg und Damsgaard gab es dabei drei Stürmer, die sich im Zentrum abwechselten.
England zeigte sich ungewohnt nervös. Fast schien es, als ob das von Gary Southgate trainierte Team mit der Erwartungshaltung seiner Fans endlich in ein europäisches Finale einzuziehen nicht fertig wurde. Besonders nervös wirkte Torhüter Pickford, als Dänemark einen Freistoß circa 25 Meter vor seinem Tor zugesprochen bekam. Die böse Vorahnung war berechtigt, denn Damsgaards blitzsauber geschossener Ball schlug direkt unter der Latte ein – 0:1 (30. Minute).
Nun taten die Dänen das, was sie auch zuvor im Turnier getan hatten. Sie stellten sich mit Mann und Maus rund um den eigenen Strafraum auf. Das hatte gegen Tschechien zwar noch funktioniert, doch gegen England ging es schief. In der 39. Minute beförderte Kjaer das Leder vor dem einschussbereiten Sterling in die eigenen Maschen – 1:1.
Dänemark blieb weiter passiv und England spielte zwar dominant, aber vorsichtig. So ging es in die Verlängerung, in der eine Fehlentscheidung das 2:1 für England besiegelte. Sterling ging gegen Maehle und Jensen ins Dribbling, fiel nach einem leichten Kontakt zu Boden und Schiedsrichter Danny Makkelie entschied auf Elfmeter.
Der VAR korrigierte die Entscheidung des niederländischen Referees nicht, weil sie laut UEFA keine klare Fehlentscheidung war. Wieder einmal muss man sich fragen, wofür der Video-Assistent eingeführt wurde, wenn selbst ein später Elfmeter in einem Fußball-EM-Halbfinale Auslegungssache bleibt.
Kane scheiterte dann beim Strafstoß an Dänemarks exzellentem Torwart Schmeichel, doch der Nachschuss zum 2:1 saß (104. Minute). Da Dänemark nicht genügend Power hatte, um zurückzukommen, blieb es dabei.
England zittert sich nach einer keineswegs berauschenden Leistung zum ersten Mal in ein Finale einer Fußball-EM – vor heimischem Publikum in Wembley. Gegner Italien dürfte den „Three Lions“ am Sonntag aber alles abverlangen. „Danish Dynamite“ fährt nach einem tollen Turnier nach Hause, war gegen England aber einfach zu offensivschwach.