Tschechien – England 0:1
Die Hassliebe zu Deutschland spielt in der englischen Psyche eine wichtige Rolle – auch und gerade im Fußball, wo man gern martialische Vergleiche heranzieht, um das ganz spezielle Verhältnis zu den „Krauts“ auszuschmücken. Das muss man allerdings nicht immer ganz ernstnehmen, wenn man den sarkastischen Humor des Inselvolks ein wenig kennt.
So hatte der Beiname „Battle of Britain“ der Partie England gegen Schottland schon etwas Befremdliches, schließlich ist das der englische Name der „Luftschlacht über England“, als Nazi-Deutschland 1940 versuchte Großbritannien aus der Luft niederzuringen und dabei scheiterte. Rein sportlich war das Derby gegen die Schotten 0:0 ausgegangen, was sich für die favorisierten Engländer allerdings wie eine Niederlage anfühlte.
So traten die „Three Lions“ gegen Tschechien zwar mit ebenfalls vier Punkten, aber der um ein Tor schlechteren Tordifferenz an. Man musste schon gewinnen, um doch noch den ersten Platz in der Gruppe D zu erreichen und weiter im Londoner Wembley-Stadion spielen zu können. Böse Zungen behaupteten aber schon vor dem Anpfiff, England wolle lieber als Gruppenzweiter einlaufen, um den Deutschen im Achtelfinale aus dem Wege zu gehen.
Die „Three Lions“ straften ihre Kritiker von Anfang an Lügen und begaben sich im 4-2-3-1 in den Vorwärtsgang. Vor allem die Außen Sterling und Saka zeigten sich aktiv und so war es in der 12. Minute Sterling, der nach Flanke von Grealish die Führung für England erzielte. Tschechien seinerseits machte nur das Nötigste. Die ebenfalls im 4-2-3-1 aufgelaufene Elf von Trainer Silhavy hatte in Form von Holes (28. Minute) und Soucek (35. Minute) eigentlich nur zwei Torchancen. In der zweiten Hälfte gab der Trainer dem 18-jährigen Sturmtalent Hloezek ein paar Einsatzminuten, doch auch der junge Mann konnte den Ausgleich nicht mehr erzielen.
Die „Three Lions“ treffen als Gruppensieger im Achtelfinale auf den Zweiten der Gruppe F. Das ist momentan Angstgegner Deutschland. Die Tschechen müssen noch die Spiele in der Gruppe E und F abwarten, bevor sie ihren Gegner kennen.
Kroatien – Schottland
Analog zur Partie in Wembley hatten die Kroaten beim Spiel gegen Schottland nominelles Heimrecht. Allerdings war vor dem Anpfiff schon klar, dass die Fans der „Bravehearts“ den Glasgower Hampden Park fast allein mit stimmungsvollen Gesängen fluten würden. Passend dazu kam der Unparteiische Rapallini aus Argentinien. Haben wir in Europa nicht genügend gute Schiris?
Die Ausgangslage war klar: Beide Teams mussten mit nur einem Punkt auf dem Konto auf einen Ausrutscher Tschechiens oder Englands hoffen, um noch eine Chance auf den zweiten Platz zu wahren. Gleichzeitig war zumindest für die Schotten ein Sieg Pflicht, um zumindest auf den dritten Platz vorzustoßen und als einer von den vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale zu kommen.
Kroatiens Trainer Dalic hatte sich diesmal dafür entschieden Spielmacher Modric als echten Zehner, also etwas weiter vorn als zuletzt, zu bringen. Perisic kam im 4-2-3-1 über die linke Seite, Vlasic über rechts. Schottland begann im 5-3-2, das bei eigenen Angriffen in ein 3-5-2 mutierte.
Die Kroaten wirkten von Anfang an bissiger und lieferten ihre bislang beste Turnierleistung ab. Schon in der 17. Minute gelang Vlasic das 1:0. Kurz vor der Pause konnte McGregor mit einem Rechtsschuss ausgleichen.
In der zweiten Halbzeit waren die „Feurigen“ vom Balkan feldüberlegen. In der Folge gelang Modric das vorentscheidende 2:1 (62. Minute). Die „Bravehearts“ mussten nun schon zwei Tore erzielen und so öffneten sich den Kroaten weitere Räume, die in der 77. Minute von Perisic genutzt wurden.
Mit diesem 3:1 ist Kroatien eine Runde weiter und trifft nun auf den Zweiten der Gruppe E. Die Schotten konnten bei dieser Fußball-EM durch kampfbetonten Fußball und sangesfreudige Fans gefallen, sind aber ausgeschieden. So manchem schottischen Fan wird das egal sein. Hauptsache, man hat 0:0 in Wembley gespielt!