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Musk dient Trump bei Live-Gespräch als Stichwortgeber

Elon Musk kündigte ein «Interview» mit Donald Trump an. Doch die Unterhaltung geriet zu einer puren Wahlkampf-Show für den Ex-Präsidenten - aber überschattet von technischen Problemen.
Wahlkampf in den USA - Trump und Musk
Viele wollten in den Livestream rein - konnten aber nichts hören. (Archivbild) © Matt Rourke/Jos' Luis Villegas/AP/dpa

Tech-Milliardär Elon Musk hat sich in einer Live-Unterhaltung mit Donald Trump als glühender Fan des Ex-Präsidenten präsentiert. Der aktuell reichste Mensch der Welt agierte als Stichwortgeber für den 78-jährigen Republikaner und stimmte kichernd dessen Äußerungen zu. Trump versprach für den Fall seiner Rückkehr ins Weiße Haus die größte Abschiebung von Einwanderern in der Geschichte der USA und einen Ausbau der Ölproduktion. Der mit großer Fanfare angekündigte Livestream begann wegen technischer Probleme allerdings mit rund 45 Minuten Verspätung.

Musk: Kopfschmerzen von zu viel CO2 in der Luft

Musk ist Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla, der einen beschleunigten Übergang zu nachhaltiger Energie zur «Mission» des Unternehmens erklärt hat. Der 53-Jährige fühlte sich jedoch bemüßigt, in dem Gespräch seine Einstellung zum Klimawandel klarzustellen. Er sei dagegen, die Öl- und Gasindustrie zu verteufeln, sagte Musk. Es gebe in der Welt eine Nachfrage nach fossilen Brennstoffen - «und vermutlich ist es besser, wenn die Vereinigten Staaten sie liefern als einige andere Länder». 

Zugleich schätze er das Risiko durch die Erderwärmung nicht so hoch ein, wie andere - aber wenn die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre weiter steige, könne das zu Kopfschmerzen führen, sagte Musk.

Kein Widerspruch für Trump

Musk hatte das Gespräch als ein «Interview» mit Trump beworben. Am Ende lief es jedoch größtenteils wie einer der Wahlkampfauftritte des Ex-Präsidenten ab. Trump behauptete abermals, dass es mit ihm als Präsidenten weder den russischen Überfall auf die Ukraine, noch die Attacke der Hamas auf Israel, noch die hohe Inflation in den USA gegeben hätte. Musk ließ das alles unwidersprochen.

Die rund zweistündige Unterhaltung lief auf Musks Online-Plattform X, ehemals Twitter. Trump behauptete, dass rund 60 Millionen Nutzer dem Livestream lauschten - während für alle sichtbar die Zahl von 1,2 Millionen Zuhörern angezeigt wurde. «Werde ich für das hier bezahlt oder nicht?», scherzte Trump zum Schluss.

Trump lispelt - und keiner weiß, warum 

Der Ex-Präsident war das ganze Gespräch über mit einem ungewöhnlichen Lispeln zu hören, das unerklärt blieb. Die Theorien im Netz reichten von Zahnproblemen bis hin zu einem schlechten Mikrofon oder Software zur Geräuschunterdrückung.

Musks Live-Event kam zu einer schwierigen Zeit für Trump. Seit Amtsinhaber Joe Biden (81) aus dem Rennen für die Demokraten ausschied und Vizepräsidentin Kamala Harris (59) dessen Platz einnahm, steht Trump in Umfragen unter Druck - insbesondere in den wenigen Bundesstaaten, die in den vergangenen Jahren letztlich die Wahl entschieden hatten, den sogenannten «Swing States».

Harris' Wahlkampfteam nutzte auch jetzt die Gelegenheit für eine Attacke. «Was auch immer das hier war» habe Trumps Extremismus demonstriert, hieß es in einer Stellungnahme zu dem Gespräch. Und auch dass der ganze Wahlkampf des Ex-Präsidenten im Dienste von Leuten wie ihm selbst und Musk stehe - «von sich selbst eingenommenen reichen Typen», die im Jahr 2024 keinen Livestream problemlos über die Bühne bringen könnten, spreche für sich, hieß es weiter.

Musk erklärt Probleme mit Cyberangriff

Tatsächlich konnte sich zur angekündigten Zeit zunächst kaum jemand in den Livestream einwählen. Musk behauptete auf X, die Plattform sei Ziel einer massiven DDOS-Attacke geworden. Bei solchen Angriffen werden Websites mit großen Mengen an Anfragen überschüttet, damit sie in die Knie gehen. Das Technologie-Blog «The Verge» berichtete kurz darauf unter Berufung auf eine Quelle im Unternehmen, dass es keine solche Attacke gegeben habe.

Schon als Musk im vergangenen Jahr bei X einen Livestream für den damaligen republikanischen Präsidentschaftsbewerber Ron DeSantis veranstaltete, begann die Übertragung mit erheblicher Verspätung, weil zunächst die Server überlastet waren. Musk hatte nach dem Kauf von Twitter zahlreiche Mitarbeiter entlassen und die Investitionen zurückgefahren.

Trump und Musk sprachen zunächst über das Attentat, bei dem der Ex-Präsident während einer Wahlkampfveranstaltung vor rund einem Monat am Ohr verletzt wurde. Musk, der oft Verschwörungstheorien Reichweite verschafft, versuchte das Gespräch mehrfach auf die Frage zu lenken, wie es passieren konnte, dass der Schütze ungehindert auf ein Dach mit direkter Sicht auf die Bühne kam. Trump sprang nicht darauf an.

Auch ignorierte er Musks Angebot, bei einem Gremium zur Senkung von Staatsausgaben mitzuhelfen. Der Tech-Milliardär warb auch darüber hinaus für politische Schritte, die seinen verschiedenen Unternehmen zugutekommen würden. So appellierte er, die Vorschriften der Gesundheitsaufsicht FDA zu lockern. Musk führt neben Tesla unter anderem auch die Gehirnimplantate-Firma Neuralink.

Musk driftete zuletzt nach rechts

Das Verhältnis von Musk und Trump war früher angespannt. Der Tech-Milliardär hatte 2020 nach eigenen Angaben noch für Biden gestimmt - und im aktuellen Wahlkampf erst versucht, den glücklosen Trump-Herausforderer Ron DeSantis groß zu machen. Noch im Sommer 2022 schrieb Musk, es sei Zeit für Trump, in den Sonnenuntergang zu segeln.

In den vergangenen Jahren drifteten Musks Ansichten immer weiter nach rechts - und vieles, was er bei X an seine 190 Millionen Follower schreibt, könnte auch direkt von Trump stammen. Er nannte die Demokraten eine «Partei der Spaltung und des Hasses». Er behauptete ohne jede faktische Basis, sie unterstützten illegale Einwanderung, um die anstehende Wahl zu ihren Gunsten zu drehen. Er bezeichnete Kamala Harris als «buchstäblich eine Kommunistin» - so wie Trump gern das Schreckgespenst der «radikalen Linken», die Amerika zerstören könne, an die Wand malt.

Von Biden brüskiert

Einige Beobachter verweisen darauf, dass Musk sich von Biden chronisch brüskiert fühlte, weil der Präsident sich standhaft weigerte, die führende Rolle von Tesla im Geschäft mit Elektroautos anzuerkennen. Besonders beleidigt war er, dass Tesla und er bei einem E-Auto-Gipfel im Sommer 2021 im Weißen Haus außen vor blieben. Dagegen standen die Autoriesen General Motors, Ford und Stellantis, die kaum Elektrofahrzeuge produzierten, im Rampenlicht. Ein zentraler Grund dürfte gewesen sein, dass Biden eine starke Bindung zu Gewerkschaften hat - während Musk sie bei Tesla für dezidiert unnötig hält.

© dpa ⁄ Andrej Sokolow, dpa
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