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Israel meldet Angriff auf Hisbollah-Hauptquartier in Beirut

Die Angriffe Israels auf den Libanon gehen weiter - mit heftigen Explosionen in Beirut. Auf Forderungen nach einem Waffenstillstand geht Israels Regierungschef Netanjahu in New York nicht ein.
Nahostkonflikt - Libanon
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Nahostkonflikt - Israel
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Israels Armee hat nach eigenen Angaben in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut das Hauptquartier der schiitischen Hisbollah-Miliz bombardiert. Es habe sich unter Wohngebäuden befunden, teilte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari mit. Über Beirut waren dichte Rauchwolken zu sehen, die Schockwellen waren in weiten Teilen der Stadt zu spüren.

Hagari sprach von einem gezielten Angriff. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Ziel des Angriffs gewesen sein. Der geschäftsführende libanesische Ministerpräsident Nadschib Mikati wies die Behörden an, «alle betroffenen Einheiten zu mobilisieren». Dies sei nötig, «insbesondere angesichts der Berichte über eine große Zahl von Opfern», sagte er. Die erneute Aggression beweise einmal mehr, dass der israelische Feind alle internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe missachte.

Unmittelbar vor dem Angriff trat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bei der UN-Generaldebatte in New York auf. Auf konkrete Forderungen nach einer dreiwöchigen Waffenruhe, die von den USA, Deutschland und weiteren Staaten erhoben wurden, ging er dabei nicht ein - und sprach stattdessen von weiteren Angriffen.

Mehrere Explosionen, massive Schäden

Der massive Luftangriff in Beirut ereignete sich Augenzeugen zufolge in dem dicht besiedelten Vorort Haret Hreik nahe dem internationalen Flughafen. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen und hören, wie nach mehreren Explosionen an verschiedenen Orten Rauchwolken in den Himmel stiegen. 

In seiner Rede in New York sagte Netanjahu: «Wir werden die Hisbollah weiter unter Druck setzen, bis alle unsere Ziele erreicht sind.» Zuvor hatte er erklärt, die Angriffe würden fortgesetzt, bis die von der Nordgrenze evakuierten Israelis sicher nach Hause zurückkehren könnten. Rund 60.000 Bewohner grenznaher Orte sind vor dem fast täglichen Beschuss durch die Hisbollah geflohen. Auslöser dafür war der Beginn des Gaza-Kriegs vor fast einem Jahr. Die Hisbollah agiert bei ihren Angriffen nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen. 

Weiter sagte Netanjahu, solange die Hisbollah den Weg des Krieges wähle, habe «Israel keine andere Wahl». Sein Land müsse sich gegen «wilde Mörder» verteidigen, die es und die gesamte westliche Zivilisation zerstören wollten.

Die US-Regierung betonte, die Forderung nach einer Waffenruhe sei mit Israel abgestimmt gewesen. Die Erklärung sei «nicht einfach im luftleeren Raum verfasst» worden, sagte der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, John Kirby, «sondern auch mit Israel selbst».

Die Hisbollah hatte zuvor ihren Raketenbeschuss auf Städte und Ortschaften in Israel fortgesetzt. Die mit dem Iran verbündete Schiiten-Miliz will damit nach eigenen Angaben der Hamas im Gazastreifen im Kampf gegen Israel beistehen und eine Waffenruhe im Gaza-Krieg erreichen. Israel schoss lange in ähnlichem Umfang zurück. Das Land hat seine Luftangriffe im Libanon jedoch diese Woche massiv verstärkt. Bereits vor den Angriffen in Beirut am Freitag gab es Behörden zufolge im Libanon etwa 700 Tote.

Teheran warnt: Werden nicht gleichgültig bleiben 

Irans Außenminister Abbas Araghchi warf der internationalen Gemeinschaft mit Blick auf die bisher nicht erreichte Waffenruhe Unvermögen und Scheitern vor. Sein Land werde für den Fall eines umfassenden Kriegs nicht gleichgültig bleiben, warnte er. Er forderte zudem Waffen- und Handelssanktionen gegen Israel.

Netanjahu warnte Teheran eindringlich vor einem Eingreifen in den Konflikt. «Wenn ihr uns angreift, werden wir euch angreifen», sagte er in New York. «Es gibt keinen Ort im Iran, den der lange Arm Israels nicht erreichen kann. Und das gilt für den gesamten Nahen Osten.»

Der Iran gilt als wichtigster Unterstützer der Hisbollah. Dass Teheran ihr im Falle eines Kriegs zur Hilfe eilt, sehen Beobachter aber als unwahrscheinlich an. Irans neue Regierung unter Präsident Massud Peseschkian hat mit einer schweren Wirtschaftskrise zu kämpfen und ist um eine Wiederannäherung mit dem Westen bemüht.

Flucht von einem Krisengebiet in das andere

Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah zwingt Zehntausende Menschen zur Flucht. Deutlich mehr als 30.000 Menschen seien seit Beginn der schweren israelischen Angriffe aus dem Libanon nach Syrien geflohen, teilten die Vereinten Nationen mit. Etwa 80 Prozent der Geflohenen seien syrische Staatsbürger, die anderen überwiegend Libanesen, sagte Gonzalo Vargas Llosa, Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Syrien. «Sowohl Syrer als auch Libanesen wechseln aus einem Land, in dem Krieg herrscht, in ein Land, das seit 13 Jahren mit Krisen und Konflikten konfrontiert ist.»

Im Libanon gab es nach UN-Angaben bereits vor der jüngsten Eskalation durch den Konflikt mit Israel 110.000 Binnenflüchtlinge. Seit vergangener Woche seien 118.000 hinzugekommen, sagte Imran Riza, der humanitäre UN-Koordinator in Beirut.

Raketen auf Tiberias, Haifa und andere Ortschaften

Die Hisbollah beschoss nach eigenen Angaben die israelische Stadt Tiberias und andere Ortschaften am See Genezareth mit Raketen. Von den insgesamt zehn Geschossen seien die meisten abgefangen worden, teilte die israelische Armee mit. Ein Mann sei durch herabfallende Raketentrümmer leicht verletzt worden.

Nach Angaben der israelischen Armee wurden zudem bei dem Grenzort Rosch Hanikra am Mittelmeer vier aus dem Libanon anfliegende Drohnen abgeschossen. Zuvor war schon die Hafenstadt Haifa mit Raketen angegriffen worden. Die Luftwaffe habe die Abschussrampe dieser Raketen und Dutzende weitere Hisbollah-Ziele angegriffen.

Was Israel erreichen will und worum es der Hisbollah geht

Israel will, dass seine Bürger langfristig in Frieden und Sicherheit im Norden des Landes leben können. Die Regierung fordert seit langem, dass sich die Hisbollah gemäß der vor Jahren verabschiedeten Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats von der de facto israelisch-libanesischen Grenze hinter den Litani-Fluss zurückzieht.

Die Hisbollah spricht Israel - genauso wie die Hamas und der Iran - das Existenzrecht ab. Das israelische Militär befürchtet, die Hisbollah könnte sich im Falle einer Waffenruhe von den schweren Schlägen der vergangenen Tage und Wochen erholen und neu gruppieren.

Die Hisbollah wiederum will die Waffen erst ruhen lassen, wenn die «Aggressionen gegen das palästinensische Volk in Gaza eingestellt» werden, wie Hisbollah-Chef Nasrallah immer wieder betont. Dafür sind seit Ausbruch der Gefechte an Nasrallahs selbst ernannter «Solidaritätsfront» bereits hunderte Mitglieder der Hisbollah ums Leben gekommen. Es käme einer «historischen Niederlage» gleich, sollte die Miliz jetzt - nach bald einem Jahr Dauergefechten - von diesem Standpunkt abrücken, schreibt die Denkfabrik International Crisis Group.

Redaktionshinweis: In einer früheren Version dieses Artikels war die Zahl der aus dem Libanon nach Syrien geflohenen Menschen mit «deutlich mehr als 30.0000» angegeben. Es muss «deutlich mehr als 30.000» heißen.

© dpa ⁄ dpa-Korrespondenten
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