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Waffenruhe im Libanon lässt auch Hoffnung für Gaza wachsen

Die Hamas verhandelt heute mit ägyptischen Regierungsvertretern über eine Kampfpause im Gaza-Krieg. Der Hisbollah-Chef bekennt sich derweil zur Waffenruhe mit Israel - trotz brenzliger Zwischenfälle.
Hisbollah-Chef Naim Kassim
Trump und Graham.
Nahostkonflikt - Syrien
Nahostkonflikt - Nasrallah

Nach Beginn der Waffenruhe im Libanon wächst die Hoffnung, dass auch im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas bald die Waffen schweigen könnten. Vertreter der islamistischen Miliz und der ägyptischen Regierung wollen Medienberichten zufolge heute in Kairo die zuletzt stockenden Verhandlungen über eine Kampfpause im Gazastreifen und einen Gefangenenaustausch wieder aufnehmen. Auch für den designierten US-Präsidenten Donald Trump hat eine baldige Waffenruhe in Gaza laut einem seiner prominenten Unterstützer hohe Priorität. Derweil bekannte sich die neue Hisbollah-Führung trotz eines weiteren israelischen Luftangriffs zu der mit Israel vereinbarten Waffenruhe im Libanon. 

Ägypten war neben dem Golfemirat Katar und den USA in den vergangenen Monaten als Vermittler in die Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen involviert, da Israel und die Hamas aus Prinzip keine direkten Verhandlungen miteinander führen. Zuletzt waren die Gespräche ins Stocken geraten. 

Trump für baldigen Deal

Für den designierten US-Präsidenten Donald Trump ist der Dauerkonflikt in Nahost ein politisches Risiko. Er strebt einem Bericht zufolge noch vor seinem Amtsantritt am 20. Januar eine Waffenruhe und die Freilassung aller von der Hamas festgehaltenen Geiseln an. Der republikanische Senator und Trump-Unterstützer Lindsey Graham sagte dem Nachrichtenportal «Axios», Trump wolle eine schnellstmögliche Einigung erreichen, am besten noch vor seinem Einzug ins Weiße Haus. «Trump ist entschlossener denn je, dass die Geiseln freigelassen werden, und unterstützt eine Waffenruhe, die ein Geiselabkommen beinhaltet. Er möchte, dass dies jetzt geschieht», wurde Graham zitiert.

 

Schätzungen zufolge soll nur etwa die Hälfte der rund 100 verbliebenen Geiseln im Gazastreifen noch am Leben sein. Bei Angriffen der israelischen Armee in dem abgeriegelten Küstengebiet wurden nach kaum überprüfbaren palästinensischen Angaben seit der Nacht zu Freitag mindestens 120 Menschen getötet. 

Tausende demonstrieren in Tel Aviv

In Israel demonstrierten am Freitagabend erneut Tausende Menschen für die Freilassung der Geiseln. Bei der Kundgebung in der Küstenmetropole Tel Aviv wurde die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu aufgefordert, mehr zu unternehmen, um die vor mehr als einem Jahr aus Israel entführten Menschen aus der Gewalt der Islamisten zu befreien.

Auslöser des Gazakriegs war das von Hamas-Terroristen und anderen Extremisten aus dem Gazastreifen begangene Massaker, bei dem am 7. Oktober 2023 rund 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere nach Gaza entführt wurden. 

Hisbollah-Chef bekennt sich zur Waffenruhe

Während im Gaza-Krieg weiter Blut fließt, bekannte sich der neue Chef der Schiitenmiliz Hisbollah, Naim Kasim, zu der mit Israel vereinbarten Waffenruhe. Für die Umsetzung der Vereinbarung werde die Hisbollah mit der libanesischen Armee eng zusammenarbeiten, sagte er in einer TV-Ansprache. Kasim hatte erst vor Kurzem die Nachfolge des langjährigen Hisbollah-Generalsekretärs Hassan Nasrallah übernommen. Nasrallah war am 27. September bei einem israelischen Luftangriff auf das Hauptquartier der Miliz in Beirut getötet worden und soll heute mit einer Gedenkveranstaltung in den südlichen Vororten der Hauptstadt geehrt werden.

«Die Vereinbarung (über die Waffenruhe) wurde unter dem Dach der libanesischen Souveränität geschlossen. Wir haben ihr zugestimmt, erhobenen Hauptes und in dem Bewusstsein unseres Rechts auf Verteidigung», sagte Kasim. Nach seinen Worten errang die vom Iran unterstützte Miliz im Krieg gegen Israel einen «großen Sieg». «Wir haben gewonnen, weil wir den Feind daran gehindert haben, die Hisbollah zu vernichten.»

Experten sehen die Hisbollah nach einer Vielzahl israelischer Militäreinsätze und Geheimdienstaktionen in den vergangenen Monaten aber als deutlich geschwächt an. Neben ihrer Führungsriege dürfte auch das Waffenarsenal stark dezimiert worden sein.

Die nach mehr als einem Jahr gegenseitiger Angriffe mühsam ausgehandelte Einigung über eine Waffenruhe sieht unter anderem vor, dass sich die Hisbollah gemäß einer UN-Resolution hinter den Litani-Fluss etwa 30 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze zurückzieht. Die libanesische Armee soll darüber wachen, dass dieser Teil der Vereinbarung eingehalten wird.

Israels Bodentruppen sollen innerhalb von 60 Tagen schrittweise aus dem Libanon abziehen. Derzeit ist die Armee aber nach eigenen Angaben weiterhin im Süden des Nachbarlandes im Einsatz, um Verstöße gegen die Waffenruhe-Vereinbarung zu ahnden beziehungsweise zu verhindern. Am Freitag zerstörte Israel nach eigenen Angaben einen Raketenwerfer im Südlibanon. Die intensiven gegenseitigen Angriffe zwischen der Hisbollah und Israel haben aber seit Beginn der Feuerpause am Mittwochmorgen aufgehört. 

Israel verbietet Libanesen vorerst Rückkehr in den Süden 

Israels Armee verbot den Einwohnern von mehr als 60 Orten im Südlibanon bis auf weiteres die Rückkehr. Die Menschen sollten nicht zum Ziel werden, teilte ein israelischer Militärsprecher auf Arabisch mit. Eine am Donnerstag von Israel verhängte Ausgangssperre für die Zeit von 17.00 Uhr (16.00 Uhr MEZ) bis 07.00 Uhr (06.00 Uhr MEZ) wurde verlängert. In dieser Zeit sei es untersagt, sich vom Litani-Fluss aus in weiter südlich gelegene Gebiete zu begeben, teilte ein Sprecher der israelischen Armee auf der Plattform X mit. 

Nach Beginn des Gaza-Kriegs beschoss die Hisbollah Israel nach eigenen Angaben zur Unterstützung der mit ihr verbündeten Hamas. Nach israelischen Militärangaben feuerten die Hisbollah-Islamisten seit Kriegsbeginn mehr als 17.000 Raketen auf den jüdischen Staat ab. 

Israel fürchtet Waffenschmuggel aus Syrien in den Libanon

Immer stärker in den Fokus Israels rückt derweil der Bürgerkrieg in Syrien. Da die syrische Regierung von Präsident Baschar al-Assad durch den Vormarsch der Rebellen im Nordwesten des Landes überraschend in die Defensive gerät, befürchtet Israel ein verstärktes Engagement des Erzfeindes Iran in der Region. 

Netanjahu wollte einem Bericht der «Jerusalem Post» zufolge am Freitagabend ein Treffen mit Geheimdiensten abhalten, um auch über die regionalen Auswirkungen der Lage in Syrien zu beraten. Ein Szenario könnte demnach sein, dass der Iran versucht, der syrischen Armee Waffen zu verschaffen, die dann in den Libanon zur Hisbollah gelangen könnten. Vergangene Woche hatte die israelische Armee erklärt, aggressiv gegen jeden Versuch des Waffenschmuggels in den Libanon vorzugehen. 

Eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatte in dieser Woche bei einer Offensive im Nordwesten Syriens überraschend große Gebietsgewinne erzielt. Die Regierungstruppen und ihre Verbündeten gerieten im Umland der Städte Idlib und Aleppo unter Druck. Mittlerweile sollen die Rebellen laut Aktivisten große Teile der Millionenstadt Aleppo kontrollieren, die schon in den ersten Jahren des 2011 ausgebrochenen syrischen Bürgerkriegs stark umkämpft war und großflächig zerstört wurde. Berichten zufolge zieht die Regierung Truppen im Osten der Stadt für einen Gegenschlag zusammen.

© dpa
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