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Israel erklärt einflussreichen Hamas-Militärchef für tot

Nach einem Luftangriff im Gazastreifen galt der Tod des Hamas-Anführers Deif als nicht gesichert. Nun bestätigt Israel, die Nummer zwei der Hamas sei tot. Was bedeutet dies für den Gaza-Krieg?
Israel erklärt Hamas-Militärchef Mohammed Deif für tot
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Trauerzeremonie für Hanija in Teheran
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Nahostkonflikt - Israel

Gut zwei Wochen nach einem massiven Luftangriff im Gazastreifen hat Israel den Militärchef der islamistischen Terrororganisation Hamas, Mohammed Deif, offiziell für tot erklärt. Auf der Basis von Geheimdienstinformationen könne der Tod Deifs bei dem Angriff bestätigt werden, hieß es in einer Mitteilung der Armee. 

Deif gilt als einer der zentralen Drahtzieher des Terrorangriffs auf Israel vom 7. Oktober. Er war Chef der Kassam-Brigaden und Stellvertreter des Gaza-Chefs der Hamas, Jihia al-Sinwar.  Die Hamas hat Deifs Tod bislang nicht bestätigt. 

Der als «Phantom» bekannte Deif hatte zahlreiche Tötungsversuche Israels über die Jahre überlebt. Bei einem Luftangriff auf ein Haus im Gazastreifen gegen Ende des Gaza-Kriegs 2014 waren seine Ehefrau und sein kleiner Sohn ums Leben gekommen. Deif konnte entkommen. 

Die Mitteilung der Armee erfolgt einen Tag nach der Tötung des Auslandschefs der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran. Der Iran und die Hamas beschuldigen Israel, dafür verantwortlich zu sein. Israel hat sich nicht zu dem Vorwurf geäußert und lediglich erklärt, jeder, der das Land angreife, werde einen hohen Preis zahlen. 

Tausende bei Trauerzeremonie für Hanija in Teheran

In der iranischen Hauptstadt Teheran nahmen Tausende Menschen an einer staatlich organisierten Trauerzeremonie für Hanija teil. Anwesend war auch die gesamte politische Elite des Irans, unter anderem der oberste Führer Ajatollah Chamenei und der neue Präsident Massud Peseschkian. 

Die Nachricht von Hanijas Tötung folgte nur wenige Stunden nach einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut, bei dem laut israelischer Armee Fuad Schukr getötet wurde, ein ranghoher Hisbollah-Kommandeur. Israel reagierte damit auf den Tod von zwölf Kindern und Jugendlichen in einer drusischen Ortschaft auf den Golanhöhen, für den sie Schukr verantwortlich machte. Die Hisbollah erklärte dagegen, sie habe mit dem Angriff nichts zu tun. 

Israel nach Drohungen in erhöhter Alarmbereitschaft

In Erwartung möglicher Vergeltungsschläge des Irans und seiner Verbündeten ist die israelische Armee in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Der israelische Rundfunk meldete, die Luftabwehr des Landes sei in maximaler Bereitschaft. Kampfjets patrouillieren demnach im Luftraum des Landes, und Bodentruppen an den Grenzen erhöhten ihre Gefechtsbereitschaft. 

Ein Kriegsziel Israels erreicht

Zum Tod Deifs teilte die Armee mit, Kampfjets hätten am 13. Juli einen «präzisen, gezielten Schlag gegen eine Anlage ausgeführt, in der sich Mohammed Deif und der Kommandeur der Chan-Junis-Brigade der Hamas, Rafa Salama, aufhielten». Bei dem Angriff kamen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde 90 Menschen ums Leben, weitere 300 wurden verletzt. 

Israel hatte sich zu einem Ziel seines Krieges im Gazastreifen gesetzt, den Hamas-Chef Sinwar und seinen Stellvertreter Deif gefangenzunehmen oder zu töten. Im März bestätigte die Armee bereits die Tötung des dritthöchsten Hamas-Führers im Gazastreifen, Marwan Issa, bei einem Luftangriff. Im Januar kam der zweithöchste Anführer der Hamas im Ausland, Saleh al-Aruri, bei einer Explosion in Beirut ums Leben. Die Hisbollah gab Israel die Schuld am Tod des Vize-Leiters des Politbüros der Hamas.

«Dies ist ein wichtiger Meilenstein im Prozess der Zerschlagung der Hamas als militärische und regierende Autorität im Gazastreifen und bei der Erreichung der Ziele dieses Krieges», schrieb Verteidigungsminister Joav Galant auf der Online-Plattform X zu Deifs Tod. Israel werde die Terroristen der Hamas verfolgen, bekräftigte er. «Wir werden nicht ruhen, bis dieser Auftrag erfüllt ist.»

Deif und Sinwar gelten als maßgebliche Drahtzieher des Massakers in Israel vom 7. Oktober vergangenen Jahres. Damals wurden rund 1200 Israelis getötet und rund 250 Menschen nach Gaza verschleppt. Der Terrorüberfall war Auslöser des Krieges. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen steht Israel international immer stärker in der Kritik. 

Nach Einschätzung des israelischen Politik-Professors Jonathan Rynhold hat Israel die militärischen Ziele der intensiven Kriegsphase fast erreicht. «Die Hamas ist als konventionelle militärische Kraft praktisch gebrochen und kann keine neuen Waffenlieferungen erhalten», sagte er. Die Tötung der Führungsmitglieder diene der Abschreckung. 

Die Strategie der Hamas-Führung sei es gewesen, «schwere zivile Verluste in Kauf zu nehmen als ein Mittel, internationalen Druck auf Israel zu erzeugen, den Krieg zu stoppen und gleichzeitig Israels Ruf und Legitimität zu schaden», sagte Rynhold. Er rechne zwar vorerst mit einer Fortsetzung des Krieges, «aber mit einer deutlich geringeren Intensität». Das wichtigste Ziel, die Freilassung der israelischen Geiseln, sei bis jetzt nicht erreicht. 

Geiseln seit 300 Tagen in Gefangenschaft

Der israelische Präsident Izchak Herzog rief Staats- und Regierungschefs in aller Welt dazu auf, «sich für die Freilassung der Geiseln einzusetzen, die seit 300 Tagen in Gefangenschaft sind». Herzog sagte: «Jede Sekunde jeder Minute jeder Stunde dieser 300 Tage ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.» 

Beobachter sehen nach Hanijas Tod wenig Chancen für einen Durchbruch bei den indirekten Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln. Diese stockten ohnehin, nachdem der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Berichten zufolge seine Positionen verhärtet hatte. Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen aber viele nicht mehr am Leben sein dürften

© dpa ⁄ Sara Lemel, dpa
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