US-Vize Kamala Harris will nach dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden Präsidentschaftskandidatin der Demokraten werden. Damit wird ihre bisherige Rolle im Wahlkampf frei - sie braucht nun selbst einen Vizekandidaten oder eine Vizekandidatin. Wen könnte sie sich für die Wahl am 5. November an ihre Seite holen? Taktisch klug wäre es, wenn sich Harris einen Running Mate aus einem umkämpften Bundesstaat aussuchen würde. Sogenannte Swing States sind Staaten, die bei der Wahl weder den Republikanern noch den Demokraten fest zuzurechnen sind. Doch noch ist nichts ausgemacht. Ein Überblick über Namen, die gehandelt werden:
1. Gretchen Whitmer
Die 52-Jährige ist Gouverneurin des Bundesstaats Michigan. Michigan ist ein Swing State. Whitmers Name fiel auch im Zusammenhang mit der Suche nach einer Biden-Nachfolge. Nun hat sie sich hinter Harris gestellt. Die Juristin kann eine lange Karriere in der Politik vorweisen. Bei der Präsidentenwahl 2020 war sie in der engeren Auswahl Bidens als Vizekandidatin. Wegen ihrer verhältnismäßig strikten Coronapolitik ist sie zum Feindbild vieler Republikaner geworden. Schlagzeilen machte auch, dass 2020 mehrere Männer festgenommen worden, die ihre Entführung geplant hatten.
2. Josh Shapiro
Der 51-Jährige ist seit 2023 Gouverneur des Bundesstaats Pennsylvania - ebenfalls ein Swing State. Davor war er Generalstaatsanwalt in dem Bundesstaat. Das heißt, er ist relativ neu auf der nationalen politischen Bühne. Shapiro gilt als eher moderat und ist sehr populär. Er wird schon länger für höhere Ämter gehandelt. Nach Bidens Rückzug hat er sich zügig hinter Harris gestellt.
3. Gavin Newsom
Der 56 Jahre alte Gouverneur des liberalen US-Bundesstaats Kalifornien schielt schon länger aufs Weiße Haus. Sein Name fiel ebenfalls mit Blick auf die Biden-Nachfolge. Er gilt als eloquent und gut vernetzt und war einst Bürgermeister von San Francisco. Seine Ex-Frau Kimberly Guilfoyle ist mit Donald Trump Jr. verlobt - dem Sohn des republikanischen Herausforderers Donald Trump. Auch er hat Harris nun seine Unterstützung zugesagt. Sein großer Nachteil ist, dass er wie Harris aus Kalifornien kommt.
4. Pete Buttigieg
Buttigieg hat 2020 als Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten für Furore gesorgt. Heute ist der 42-Jährige Verkehrsminister in Bidens Kabinett und damit der erste offen schwule Bundesminister der USA. Allerdings gibt es an seiner bisherigen Leistung in dem Amt durchaus Kritik. Als vor anderthalb Jahren in East Palestine in Ohio ein Zug mit giftigen Chemikalien entgleiste, reagierte Buttigieg sehr spät. Republikaner Trump nutzte das für einen aufsehenerregenden Wahlkampftermin in dem betroffenen Örtchen.
5. Andy Beshear
Der 46-Jährige ist Gouverneur des Bundesstaats Kentucky. In dem Bundesstaat wird bei Präsidentschaftswahlen in der Regel für den republikanischen Kandidaten gestimmt. Der «Washington Post» zufolge hat Beshear eine «faszinierende überparteiliche Anziehungskraft». Bevor er zum Gouverneur wurde, war Beshear Generalstaatsanwalt des Bundesstaats. Auch Beshears Vater war Gouverneur von Kentucky.
6. J.B. Pritzker
Der 59-Jährige ist Gouverneur von Illinois - ein Bundesstaat, der fest in der Hand der Demokraten ist. Der Milliardär kommt aus einer wohlhabenden Familie. Der Jurist hat in Tech-Startups investiert und gilt als bestens vernetzt. In seine Wahlkämpfe hat er beachtliche Summen seines eigenen Geldes investiert. Allerdings ist er national nicht besonders bekannt.
7. Joe Manchin
Der Senator aus dem konservativen Bundesstaat West Virginia hat den Demokraten vor einigen Monaten den Rücken gekehrt und sich als Unabhängiger registrieren lassen. Bei den Demokraten galt er als Quertreiber und torpedierte einige von Bidens Gesetzesplänen. Nach Bidens Rückzug machte der 76-Jährige deutlich, nicht selbst als unabhängiger Kandidat ins Präsidentschaftsrennen ziehen zu wollen. Manchin hat einen großen politischen Erfahrungsschatz. Ein derart konservativer Running Mate an Harris' Seite ist allerdings schwer vorstellbar - könnte bei einigen Wählergruppen aber auch Vorteile bringen.
8. Mark Kelly
Der 60-jährige Kelly, ein ehemaliger Astronaut, holte bereits zwei Mal den Senatssitz im Bundesstaat Arizona - ein riesiger Erfolg für die Demokraten. Auch Arizona ist ein wichtiger umkämpfter Bundesstaat bei den Präsidentenwahlen. Kelly ist US-Amerikanern auch deshalb ein Begriff, weil er der Ehemann der ehemaligen Kongress-Abgeordneten Gabrielle Giffords ist. Sie hat sich nach einem Attentat 2011 mühsam wieder ins Leben zurückgekämpft und zählt zu den lautesten Kämpferinnen für strengere Waffengesetze.