Ein Umzug kann nicht nur uns an unsere Grenzen bringen - auch für unsere Pflanzen ist der Wohnortwechsel mit Stress verbunden. So können etwa Kälte und Hitze Herausforderungen für die Gewächse sein. Und auch die Logistik kann für Schwierigkeiten sorgen. Wie der Pflanzenumzug stressfrei gelingt und das geliebte Grün den Ortswechsel wohlbehalten übersteht.
Wie transportiere ich meine Pflanzen sicher?
Pflanzen rein in den Umzugswagen und fertig? So einfach ist es nicht. «Man sollte sie nicht wie ein Möbelstück behandeln, die brauchen Aufmerksamkeit», sagt Gärtnermeister Jürgen Herrmannsdörfer, Vorstandsmitglied im Bundesverband Einzelhandelsgärtner. Mehrere Topfpflanzen kann man zusammen in eine stabile Box stellen und mit Verpackungsmaterial sichern.
Bei kleinen empfindlichen Pflanzen kann man die Lücken in Kartons mit Holzwolle und ähnlichem Material füllen, empfiehlt Gärtner Jörg Korfhage von der DIY Academy. Größere Pflanzen sollte man einzeln fixieren, im Umzugswagen nach oben stellen und gegen Verrutschen sichern. Es ist besser, die Pflanzen erst einzuladen, wenn das Mobiliar bereits im Wagen steht.
Pflanzen lieber im Auto transportieren oder eine Firma beauftragen?
In der Regel kann man Pflanzen im eigenen Auto oder in einem Umzugswagen transportieren. Gibt es mehr Grün als Ladefläche, ist vielleicht sinnvoll, eine Fachfirma zu beauftragen. Auch der Wert der Pflanzen kann dabei eine Rolle spielen - bei günstigeren Pflanzen lohnt sich das in der Regel nicht.
Wer aber große und wertvolle Kübelpflanzen wie einen Olivenbaum oder eine Palme auf dem Balkon hat, sollte über eine Spezialfirma nachdenken. Denn sie können auch schon mal 1.000 Euro wert sein, so Korfhage. Als hochwertige Gewächse gelten auch der Ficus Bonsai oder der Elefantenfußbaum. «Man muss schauen, was der individuelle Wert ist. Das größte Exemplar bei uns liegt bei 2.500 Euro – ein Fünf-Meter-Feigenbaum. Um den zu transportieren, braucht man auf alle Fälle eine Firma», sagt Herrmannsdörfer.
Wie bereite ich meine Pflanzen auf den Umzug vor?
Wichtig, bevor es an den Standortwechsel geht: Die Wurzelballen der Pflanzen müssen feucht sein. Die Pflanzen sollten weder nass noch trocken auf die Umzugstour gehen, denn das bedeutet für sie nur unnötigen Stress, so Gartenexperte Korfhage.
Müssen Pflanzen vor der Abfahrt beschnitten werden? Das hängt auch von ihrer Größe ab. Wenn sie etwa nicht mehr durch einen Türrahmen passen, muss man mit der Schere arbeiten, sagt Herrmannsdörfer. Sollte eine Pflanze gewachsen sein, topft man sie am besten vor dem Umzug um. Zudem ist eine Reinigung im Vorfeld ratsam, da eine Staubschicht die Aufnahme von Licht erschwert.
Was ist bei Kälte und Hitze zu beachten?
Auch die Wetterbedingungen spielen bei der Vorbereitung und während des Umzugs eine Rolle. «Wenn es draußen 25, 15 oder auch 10 Grad ist, dann macht das den allermeisten Pflanzen nichts aus, wenn sie nur kurz draußen sind», so Jörg Korfhage.
Bei Kälte ist vor allem die Dämmung wichtig: Die Pflanze sollte dann unter Luftpolsterfolie gut eingepackt werden. Die Noppenfolie schützt die Pflanzen bei niedrigen Temperaturen vor Unterkühlung. Unter null Grad ist ein Pflanzenumzug nicht zu empfehlen: Kommen die Pflanzen ungeschützt bei Kälte ins Auto, kann es sein, dass sie den Umzug nicht überleben. «Wenn die Zellen Frost abbekommen haben, ist es eigentlich vorbei», sagt Jürgen Herrmannsdörfer. Fachfirmen bieten für spezielle Umzüge zudem beheizte Transporter an.
Aber auch Sommerhitze kann für Pflanzen zur Gefahr werden. Ist es draußen heiß, empfiehlt sich ein Umzug am besten in den frühen Morgenstunden. Die Pflanzen sollten vor direkter Sonne und Hitze geschützt werden. Das gilt vor allem für Zimmerpflanzen, die sonst nicht der Sonne ausgesetzt sind, und für Balkonpflanzen, die an einem eher schattigen Ort stehen. Auch wenn das Auto in der prallen Sonne parkt, wird es für die Pflanzen gefährlich. Im Fahrzeug steigen die Temperaturen schnell auf 50 bis 60 Grad, so Gärtnermeister Herrmannsdörfer.
Wie akklimatisiere ich die Pflanzen am neuen Standort?
«Je identischer der Standort ist mit dem alten, desto besser gelingt die Akklimatisierung», sagt Herrmannsdörfer. Zieht die Pflanze von einem Süd- auf einen Nordbalkon, stellt sich die Frage, wie gut sie das übersteht. Eventuell ist es sinnvoll, das Gewächs an den Nachmieter zu übergeben, wenn es in der neuen Wohnung keinen geeigneten Ort dafür gibt.
Auch bei Zimmerpflanzen rät der Gartenexperte dazu, sie an einer Stelle mit ähnlichen Lichtbedingungen zu platzieren - wer ganz sichergehen möchte, kann dazu ein Luxmeter nehmen, also ein Gerät, um die Beleuchtungsstärke zu messen. Gießen kann man die Pflanze in der neuen Wohnung je nach Bedarf wieder.
Ist es kalt draußen, rät Jörg Korfhage dazu, die Pflanzen nicht sofort auszupacken, damit sie sich langsam an die neuen Bedingungen gewöhnen können - idealerweise in einem vorgeheizten Raum.
Was ist bei Gartenpflanzen zu beachten?
Kleinere Pflanzen kann man leicht mit einem Spaten aus der Erde herausstechen. Nach dem Ausgraben sollte man die Pflanzen in Müllsäcke oder alte Säcke für Blumenerde stellen, um die Wurzeln zu schützen. Sie können bis zu mehreren Wochen an einem hellen, frostfreien Ort zwischengelagert werden, solange man sie regelmäßig gießt.
Bei größeren Gehölzen ist es aufwendiger. «Ganz wichtig ist die Zeit: Wer im Hochsommer umzieht, sollte von den großen Pflanzen tunlichst die Finger lassen», sagt Korfhage. Erst, wenn das Laub gefallen ist, vom Herbst bis zum Frühjahr, kann man Bäume ausgraben. Große und auch kleine Gehölze sollte man möglichst in der Wachstumsruhe verpflanzen. Gerade bei Baumverpflanzungen empfiehlt Gärtnermeister Jürgen Herrmannsdörfer, mit Experten zu arbeiten.