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Wie wir im Job clevere Entscheidungen treffen

Endlich kündigen? Oder lieber noch abwarten? Entscheidungen im Job werden oft hinausgeschoben, weil man Angst hat, die falsche Wahl zu treffen. Welche Strategien dann weiterhelfen.
Ein Mann steht vor einer Skyline
Manche Entscheidungen im Beruf können weitreichende Konsequenzen haben - sich nur aufs Bauchgefühl zu verlassen, ist deshalb keine gute Idee. © Uwe Umstätter/Westend61/dpa-tmn

Currywurst oder Dinkel-Frikadelle in der Kantine? Das Excel-Sheet noch ausfüllen oder auf morgen schieben? Kündigen oder bleiben? Der Job-Alltag ist voller Entscheidungen, manche banal, manche gravierend. Manche einfach, manche so schwierig, dass man sie immer wieder aufs Neue hinauszögert. Denn wer sich festlegt, riskiert, falsch zu wählen. Wie kommen wir aus dem Dilemma? Antworten auf wichtige Fragen. 

Warum fällt es oft so schwer, sich zu entscheiden?

Unser Gehirn sei evolutionär auf einfachere, vorhersehbarere Situationen ausgelegt, während die heutige (Berufs-)Welt komplexer ist, so Eva Lermer, Professorin für Organisationspsychologie und soziale Kompetenzen an der Technischen Hochschule Augsburg. Entscheidungen seien mit Unsicherheiten verbunden, potenziellen Verlusten und meist einer Vielzahl von Möglichkeiten: «Das überfordert unser intuitives Entscheidungssystem oftmals.» 

Hinzu kommt die Angst vor Konsequenzen: Was passiert, wenn das angestoßene Projekt scheitert? Oft warten wir deshalb, bis es gar nicht mehr anders geht. Das erlebt auch Saskia Bülow, Jobcoach und Wirtschaftspsychologin, immer wieder, wenn Klienten um ein Notfall-Coaching bitten, weil sie sich ohne Unterstützung nicht in der Lage sehen, eine dringend notwendige Entscheidung zu treffen. Entsprechende Kompetenzen würden oft nicht ausreichend vermittelt, beobachtet die Trainerin. Gut entscheiden – das könne man nicht einfach so, «aber man kann es lernen».

Wie kann man sich die Entscheidungsfindung erleichtern?

Entscheidungsschwäche resultiere aus der Tatsache, «dass die jeweiligen Themen nicht gut bearbeitet wurden», sagt Bülow. Denn Entscheidungen – zumindest diejenigen, in denen es um mehr geht als um Currywurst oder Dinkel-Frikadelle – sollte man nicht mal eben schnell aus dem Bauch heraus treffen. Sondern auf Basis von Wissen, Erfahrung und Fakten. 

Bülow empfiehlt folgende Schritte: «Zunächst das Problem definieren, dann möglichst viele Informationen sammeln, Experten befragen und mehrere Optionen gedanklich durchspielen: Was sind die Vor- und Nachteile, welche Konsequenzen haben sie?»

Bei Entscheidungen, die vor allem die eigene Person betreffen, die Rückkehr aus der Teilzeit beispielsweise oder einen Jobwechsel, rät Bülow zusätzlich zu einem Abgleich mit den persönlichen Werten. Stimmt die Entscheidung mit ihnen überein? Und welches Szenario zahlt auf welchen Wert ein? Bei unternehmensbezogenen Entscheidungen wie etwa Investitionen oder Umstrukturierungen sollte geprüft werden, welche Kriterien aktuell Priorität in der Firma haben: Steht der Erhalt von Arbeitsplätzen im Vordergrund oder muss gespart werden?

Hat man alle Informationen zusammen, kommt die Intuition ins Spiel. Kombiniert mit Fakten könne das Bauchgefühl ein guter Ratgeber sein, sagt Bülow, denn es bezieht unbewusst individuell bewährte Entscheidungsregeln ein. Ausschließlich auf den Bauch zu hören – davon rät Bülow ab: «Beim schnellen, spontanen Bauchgefühl spielt Angst eine große Rolle – und führt möglicherweise zu schlechten Entscheidungen.»

Wie lernt man, Risiken eigener Entscheidungen abzuschätzen?

Zu wenig Risikobereitschaft ist ebenso wenig hilfreich wie zu viel Wagemut. «Um Risiken besser einzuschätzen, hilft es, rationale und intuitive Ansätze zu kombinieren», sagt Hochschulprofessorin Lermer, zu deren Forschungsschwerpunkten die Entscheidungspsychologie gehört. Methoden wie etwa die Szenariotechnik, bei der man Best- und Worst-Case-Szenarien erarbeitet, machen mögliche Gefahren sichtbar. 

«Gleichzeitig sollte man sich bewusst machen, wie leicht unser Urteil beispielsweise durch Emotionen oder Routinen verzerrt wird», sagt Lermer. Wiederholtes riskantes Verhalten ohne negative Folgen könne ein trügerisches Sicherheitsgefühl schaffen. Mit regelmäßiger Reflexion eigener Entscheidungen wirke man diesem Effekt entgegen. Das helfe, Risiken realistischer einzuschätzen und diese Kompetenz schrittweise zu stärken.

Unsicherheit im Zusammenhang mit Entscheidungen habe im Übrigen auch ihre positiven Seiten, betont Lermer: «Sie ist auch ein Zeichen von Freiheit, weil sie uns verdeutlicht, dass wir es sind, die die Entscheidung treffen und Verantwortung übernehmen dürfen.» Unsicherheit eröffne Gestaltungsräume, erlaube Kreativität und neue Wege.

Wie geht man mit Zeitdruck beim Thema Entscheidungen um?

Wenn es schnell gehen muss, neigt man zu impulsiven Reaktionen. Die erste Intuition könne zwar durchaus wertvoll sein, sagt Eva Lermer, sollte aber nicht allein entscheidend sein. Stattdessen gehe es darum, den Fokus gezielt zu schärfen. Fragen wie «Was hat in ähnlichen Situationen funktioniert?» oder «Welche Option erfüllt die zentralen Kriterien?» bieten hier Orientierung und helfen der Psychologin zufolge, vorschnelle Entscheidungen zu vermeiden. Zeitdruck könne dabei auch als Katalysator dienen: «Er zwingt dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.»

© dpa ⁄ Eva Dignös, dpa
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