Beruf oder Berufung? Für eine deutliche Mehrheit (63 Prozent) ist der Job nur ein Job, zeigt eine Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Bilendi unter 3000 Fachkräften mit Berufsausbildung durchgeführt hat. 37 Prozent gaben in der Befragung hingegen an, dass ihr Job auch ihre Berufung sei.
Wie die Studie im Auftrag von meinestadt.de und dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) nahelegt, ändert sich das Verhältnis zum Beruf aber mit zunehmenden Alter. Vor allem die älteren Berufstätigen (ab 55 Jahren) verbinden ihre Tätigkeit stärker mit Leidenschaft, Hingabe oder einem tieferen Sinn. Unter den 64- bis 74-Jährigen versteht sogar mehr als die Hälfte (55 Prozent) den Job als Berufung.
Dazu passt auch, dass Fachkräfte ihren Job mit zunehmenden Alter eher als Energiegeber einschätzen als jüngere Beschäftigte. Während unter den 25- bis 34-Jährigen nur rund ein Drittel angibt, dass der Job ihnen Energie gibt, sind es unter den 64- bis 74-Jährigen sogar 78 Prozent.
Welche Bedeutung haben Berufung und Sinn?
Aber muss ein Job überhaupt mehr sein als «nur ein Job»? Es hänge stark von der jeweiligen Situation ab, welche Bedeutung die Berufung oder der Sinn für die jeweilige Person haben sollte, sagt Madeleine Leitner, Diplom-Psychologin und Karriereberaterin aus München.
«Wenn jemandem finanziell das Wasser bis zum Halse steht, ist jegliche Einnahmequelle eine Verbesserung, ohne dass an den Job inhaltlich oder sonst besondere Ansprüche gestellt werden», sagt sie. Hier gehe es häufig rein um das finanzielle Überleben. Wer hingegen finanziell keinerlei Sorgen hat, könne sich auch noch mal anders mit dem Sinn des Lebens beschäftigen - und im Zweifel ganz andere Ansprüche an eine Tätigkeit stellen, «zur Not auch ohne Bezahlung eine Berufung leben», so Leitner.
Zu beachten ist außerdem: Ob und warum Menschen ihre Tätigkeit als Berufung empfinden, kann von Person zu Person ganz unterschiedlich sein. «Bei genauem Nachdenken hat jeder Job einen Sinn», sagt Madeleine Leitner. Wer sich den tieferliegenden Sinn bewusst macht, findet womöglich auch seine Berufung am aktuellen Arbeitsplatz. «Es liegt also auch an der Person selbst, sich das bewusst zu machen und eine positive Haltung dazu zu gewinnen.»