Probleme mit Luft und Lunge habe sie, berichtete die deutsche Weitspringerin Malaika Mihambo nach ihrem Silber-Sprung bei den Olympischen Spielen in Paris am Donnerstag. Sie spüre seit einigen Wochen die Folgen einer Coronainfektion.
Dass Spitzensportlerinnen wie sie bei einem «Dabeisein ist alles»-Event wie Olympia dennoch antreten: verständlich. Und Mihambo sprang sogar aufs Treppchen. Danach sei sie, auch verständlich, erschöpft gewesen. Sie musste nach einem Reizhustenanfall nach der Ehrenrunde im Rollstuhl aus dem Innenraum des Stadions herausgefahren werden.
Mihambo oder auch der US-Sprinter Noah Lyles, der trotz eines positiven Corona-Tests zum 200-Meter-Sprintfinale antrat und nach seinem Lauf zu Bronze völlig ausgepumpt auf die Bahn sank, sind Profis. Doch was können Normalsportler sich während oder nach einer Grippe- oder Coronaerkrankung zumuten?
Grundsätzlich gilt bei jedem Infekt, dass man ihn erst mal kurieren sollte. Meist wird eine Sportpause von 7 bis 14 Tagen empfohlen, aber je nach Schwere und Verlauf auch länger. Der Kasseler Hausarzt Uwe Popert rät, beim Wiedereinstieg in den Sport weniger auf die verstrichenen Tage und mehr auf die Signale des Körpers zu achten. «Man muss schauen, wie man auf Belastung reagiert. Wenn der Infekt kurz war, kann man auch schneller wieder seinen Sport machen.» Was Sportlern beim gesunden Wiedereinstieg hilft:
- Langsam wieder anfangen:
Nicht direkt wieder mit dem gleichen Pensum wie vor dem Infekt loslegen, sagt Prof. Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln. «Auch mal sagen: "Okay, fünf gerade sein lassen. Ich bin nicht mehr der Alte oder die Alte, sondern ich muss mich wirklich wieder aufbauen."»
- Intensive Belastungen vermeiden:
Wer sonst flott jogge, sollte erstmal Aktivitäten mit geringer Intensität wählen, um das Herz-Kreislauf-System nach einer Erkrankung nicht zu überlasten, rät Froböse. Beim Walken oder Radfahren etwa könne man das «wunderbar dosieren» und auch die Atemfrequenz einfach etwas runter reduzieren.
Und auch was die Muskeln angeht, sollte man nicht direkt so weitermachen wie vor dem Infekt. Zumal, wenn der mit Bettruhe kuriert werden musste. Denn dann bauen sich die Muskeln ab, Fachleute sprechen von Muskelatrophie.
Doch sie lassen sich wieder aufbauen: «Das Schöne an Muskeln ist, die haben ja ein Gedächtnis. Die wissen, was sie mal gekonnt haben, was sie auch immer noch können», so der Sportmediziner: «Daran erinnern sie sich gerne. Und dementsprechend ist danach das Training auch für die Muskulatur möglich. Allerdings in einer etwas anderen Dosierung als zu Beginn. Aber das Muskelgedächtnis hilft, einfach wieder zurückzukommen in die alte Leistungsfähigkeit.»
- Auf den Körper hören
Wie stellen wir fest, dass wir unserem Körper nicht zu viel zumuten? «Ich rate immer: Man sollte sich nebenbei unterhalten können. Wenn man das hinbekommt, überlastet man sich nicht», sagt Uwe Popert. Wichtig ist auch, die eigene Tagesform anzuerkennen - und einen Gang herunterzuschalten, wenn man merkt: Heute geht weniger.
Auch nach dem Training lohne es, in den Körper hineinzuspüren, so Popert. Wenn man sich erholt und erfrischt fühle, sei alles gut. «Ist mal allerdings völlig k.o., hat man es übertrieben.»
- Geduld haben - und sich unterstützen lassen
Wie lange es dauert, bis man zu alter Form zurückfindet - das lässt sich nicht pauschal sagen. Je nach Schwere und Dauer des Infekts und der Erkrankung könne es auch mehrere Monate dauern, bis man wieder die alte Leistungsfähigkeit habe, so Froböse.
Warum es so wichtig ist, es nicht zu schnell anzugehen: Wird der Körper bei einem Infekt durch Sport überfordert, riskiert man eine Herzmuskelentzündung. Die wiederum erhöht das Risiko für einen plötzlichen Herztod.
Wenn der Verdacht auf eine Herzmuskel- oder auch eine Lungenentzündung vorliegt, sollten Hobbysportler genau wie Profiathleten sich vor einem Wiedereinstieg in jedem Fall ärztlich beraten und umfassend untersuchen lassen.