Welche Sorgen und Gedanken beschäftigen eigentlich die Menschen in Deutschland so kurz vor der vorgezogenen Bundestagswahl? Diese Frage haben sich die «Tagesthemen»-Moderatoren Jessy Wellmer und Ingo Zamperoni gestellt und sind für Antworten durch Deutschland gereist.
Herausgekommen ist die 60-minütige Reportage «Was bewegt Deutschland?», die die Themen Zuwanderung, Wirtschaftskrise und Krieg aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Die NDR-Produktion ist bereits in der ARD-Mediathek abrufbar und läuft heute um 20.15 Uhr im Ersten.
Keine Politikinterviews, keine Partei-Programme
«Es ist im Prinzip so eine Art Temperaturfühlen am Vorabend der Bundestagswahl, eine Art Deutschlandreise», sagte Zamperoni der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Für die Reportage sei bewusst die Parteipolitik herausgelassen worden. «Wir haben keine Politikinterviews und keine Partei-Programme, die wir abklopfen und vergleichen, sondern es ist ein Stimmungsbild bei diesen drei großen Themenkomplexen.»
So besuchen Wellmer und Zamperoni Menschen aus verschiedenen Teilen der Gesellschaft. Einen Malermeister, der die Abschiebung seiner syrischen Mitarbeiter fürchtet. Einen Kriegsdienstverweigerer, der sich nun doch als Reservist gemeldet hat. Eine Familie aus Köln, die seit drei Generationen bei Ford arbeitet. Eine Unternehmerin, die auf weniger Bequemlichkeit in der Arbeitswelt setzt. Ein 280-Seelen-Dorf, in dem eine Flüchtlingsunterkunft für 130 Menschen entstehen soll.
Andere Perspektiven erleben
Wellmer und Zamperoni hinterfragen, warum sich ihre Gesprächspartner für ihren Weg entschieden haben, was sie fürchten, was sie sich wünschen. Der Film zeige, dass es sich lohnt, die Motivation der Menschen ohne Vorurteile zu erfragen, sagte Wellmer. «Es ist gut, um den Tisch herumzugehen und aus anderen Perspektiven auf die Probleme zu gucken. Es zeigt sich, dass die einfachen Antworten nicht immer die sind, die am besten funktionieren.»
Und welches Gefühl haben die beiden Journalisten nach ihrer Deutschlandreise? «Ich glaube, einerseits ist bei vielen die Hoffnung, dass die Gesellschaft eigentlich noch stabil genug ist, um auch Lösungen zu finden. Das klang bei vielen durch, die wir getroffen haben», fasste Wellmer zusammen. «Bei denen gab es nicht die ganz große Depression oder die ganz große Ausweglosigkeit. Aber es ist eine große Verunsicherung da.»