Im Jahr 1986 feierte Tom Cruise mit „Top Gun” seinen ersten großen Kinohit und damit zugleich seinen Karrieredurchbruch. Nun steigt der Hollywood-Star 36 Jahre später für die Fortsetzung „Top Gun: Maverick” erneut in den Kampfjet, wie Du ab dem 26. Mai auf der großen Leinwand erleben kannst. In unserer Kritik zum Film verraten wir Dir, ob sich der Kinobesuch für Dich lohnen könnte.
Es ist nicht unbedingt so, dass im Filmproduktions-Mekka Hollywood die Wiederverwertung oder Fortsetzung eines alten Stoffes noch groß überraschen würde. Wenn der Militär-Kitsch Top Gun fast vier Jahrzehnte später aber tatsächlich ein Sequel erhält, ist die eine oder andere hochgezogene Augenbraue jedoch angebracht. Denn so erfolgreich die Achtzigerjahre-Action auch war, schien in all der Zeit nicht wirklich jemand nach einem filmischen Nachfolger gelechzt zu haben.
Doch der aktuelle Nostalgie-Trend in Hollywood sowie natürlich das süße Versprechen eines weiteren Kassenknüllers lassen über dieses Nachfrage-Vakuum gerne hinwegsehen. Tom Cruise übernahm in Top Gun: Maverick nicht nur abermals die Hauptrolle, sondern als Produzent auch höchstpersönlich die Federführung des Projekts. Für den mittlerweile verstorbenen Top Gun-Regisseur Tony Scott engagierte er Joseph Kosinski als neuen Mann auf dem Regiestuhl, mit dem er gemeinsam bereits das Sci-Fi-Drama „Oblivion” drehte.
Nachdem Top Gun: Maverick aufgrund der Corona-Pandemie zunächst mehrfach verschoben werden musste, hat es das Sequel nun doch noch in die Kinos geschafft. Hat sich die lange Wartezeit gelohnt? Oder hätten Cruise und Co. lieber doch die Finger von dem Film lassen sollen? Die Antworten darauf findest Du in unserer Kritik.
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Top Gun: Maverick – Die Handlung: Hyperschall am Himmelszelt
Der Navy-Pilot Pete Mitchell (Tom Cruise) hat es seit seinen Top Gun-Anfängen vom Lieutenant zum Rang eines Captains geschafft. Seine rebellische und adrenalinsüchtige Ader hat der unter seinem Codenamen „Maverick” berühmt-berüchtigte Offizier jedoch beibehalten.
Aus diesem Grund sind auch nicht alle seine Vorgesetzten begeistert, als Maverick an die Top Gun-Flugschule im kalifornischen Miramar beordert wird, um dort die junge Kampfpilot:innen-Elite auf einen lebensgefährlichen Einsatz vorzubereiten. Auch diesmal eckt Maverick mit seiner unkonventionellen Art an – nicht nur bei Vice Admiral Beau Simpson (Jon Hamm), sondern auch bei seinen Auszubildenden.
Zu diesen gehört ausgerechnet auch der talentierte Bradley „Rooster“ Bradshaw (Miles Teller), Sohn von Mavericks vor Jahren tödlich verunglückten Freund und Co-Piloten Goose. Maverick, der dessen Tod immer noch nicht verarbeitet hat und sich für Rooster verantwortlich fühlt, befindet sich nun in einer moralischen Zwickmühle: Kann er den jungen Piloten überhaupt auf eine Mission schicken, die er womöglich gar nicht überleben wird?
Wann Du Top Gun: Maverick im Heimkino streamen kannst, erfährst Du hier.
Zurück in die Vergangenheit: Top Gun 2 imitiert seinen Vorgänger
Falls Du Dich fragst, ob Du den ersten Top Gun-Film gesehen haben musst, um die Fortsetzung verstehen zu können, lautet die Antwort: Ja. Das liegt jedoch keineswegs an der Story von Top Gun: Maverick, denn die passt problemlos auf einen Kampfjet-Steuerknüppel. Die Rede ist eher von den Referenzen an Teil 1, die im Sequel nicht einfach nur vorhanden sind. Vielmehr hört der Film gar nicht mehr auf, an seinen Vorgänger von 1986 zu erinnern.
Bereits in den Anfangsminuten wähnt man sich als Zuschauer:in wieder 36 Jahre zurückversetzt: Das vertraute Musik-Thema von Komponist Harold Faltermeyer, die Texttafel über die Top Gun-Flugschule, der ohrenbetäubende Lärm startender und landender Kampfflugzeuge und sogar der energiegeladene Kenny Loggins-Song „Danger Zone” – Top Gun: Maverick präsentiert sich nahezu wie eine aufpolierte 1:1-Kopie des Originals.
Für alle, die zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht kapiert haben, dass es sich hier um die Top Gun-Fortsetzung handelt, fungieren schließlich alte Fotos von Maverick und Goose als inszenatorischer Wink mit dem Zaunpfahl. Bei solch einer Reminiszenz-Orgie wartet man förmlich auf die altbekannten Synthesizer-Klänge von Berlins Oscar-Ohrwurm „Take My Breath Away” – die allerdings ausbleiben.
Dafür klappert Top Gun: Maverick für den Rest des Films mit einer seltsamen Mischung aus stoischer Konsequenz und naiver Gelassenheit markante Szenen des Erstlings ab und variiert sie nur geringfügig. So wird beispielsweise aus einem Strandvolleyball-Match voller Zeitlupen und Männerschweiß eben ein Strandfootball-Match voller Zeitlupen und Männerschweiß.
Dass die Macher um Regisseur Kosinski tatsächlich dachten, die meisten Elemente des ersten Teils würden auch noch über drei Dekaden später genauso funktionieren, ist geradezu bemerkenswert weltfremd, zugegebenermaßen aber auch auf skurrile Art und Weise amüsant.
Liebe in Zeiten des Krieges: Unerwartete Emotionen dank Val Kilmer
In diesem Zusammenhang wirkt es auch ziemlich befremdlich, dass Top Gun: Maverick – wie auch schon der Vorgänger – frei von kritischen Untertönen bezüglich der Tätigkeit seiner Protagonist:innen ist. Das Wort „Krieg” fällt zu keinem Zeitpunkt, während der „Feind” namen- und gesichtslos bleibt. Politische Positionierung sucht man vergebens. Stattdessen wird die US-Navy als militärischer Abenteuerspielplatz dargestellt, deren Mitglieder natürlich nur ehrenwerte Ziele verfolgen.
Klar darf von einem Film, der mit Unterstützung der echten Navy und des amerikanischen Verteidigungsministeriums entstand, nichts anderes erwartet werden. Dennoch hält sich hartnäckig das Gefühl, dass Teil 2 die Möglichkeit verpasst hat, wirklich zu überraschen.
Wie bereits erwähnt, setzt der Actioner lieber auf Altbewährtes, weshalb selbstverständlich auch die obligatorische Liebesgeschichte nicht fehlen darf. Tatsächlich kommt Mavericks Romanze mit der Barbesitzerin Penny (Jennifer Connelly) auch einen Tick glaubwürdiger rüber als die Liaison mit Ausbilderin Charlie (Kelly McGillis) in Teil 1. Einen größeren Zweck für die Handlung des Films erfüllt sie trotzdem nicht.
Immerhin bekam die Figur des Maverick vom Drehbuch diesmal etwas mehr Tiefe verliehen: Die immer noch massiv verankerte Trauer um seinen Freund Goose, gepaart mit dem Verantwortungsgefühl als Ersatzvater für Rooster, machen Pete Mitchell zu einem greifbareren Charakter. Allzu großes Interesse, dessen tragisches Dilemma ausführlich zu erforschen, haben die Macher dann aber freilich doch nicht.
Der berührendste Moment findet sich dafür in einer anderen Szene: Darin unterhält sich Maverick mit seinem Ex-Rivalen und nun engen Freund Tom „Iceman“ Kazanski, der erneut von Val Kilmer gespielt wird. Da die schwere Krankheit des Schauspielers in seine Rolle eingearbeitet wurde, fühlt sich Top Gun: Maverick hier erstmals wahrhaftig an. Ein unerwartet sensibler und intimer Augenblick, der kurzzeitig mit der Realität außerhalb des Films zu verschmelzen scheint.
Tom Cruise im Cockpit: Nicht die versprochene Action-Offenbarung
Hand aufs Herz: Das große Verkaufsargument eines Top Gun-Films ist natürlich die Flug-Action. Waghalsige Manöver und schwindelerregende Stunts sind das, was das Publikum hauptsächlich in einem Film dieses Genres sehen möchte. Joseph Kosinski und Tom Cruise wussten das und zogen dafür sämtliche Register. Um die Flugszenen so realistisch wie möglich wirken zu lassen, saß der Cast in echten von erfahrenen Piloten gesteuerten Kampffliegern, während ein speziell entwickeltes Kamerasystem im Cockpit alles abfilmte.
In dieser Hinsicht übertrifft Top Gun: Maverick den ersten Teil zweifellos. Doch so spektakulär die Luftkampf-Sequenzen auch sind, erreichen sie dennoch nicht den ultimativen immersiven Effekt, den man angesichts des Drehaufwands vermuten würde. Zudem erschöpft sich die Aneinanderreihung von Flugszenen recht schnell, wodurch sich der Film unnötig in die Länge gezogen anfühlt.
Da hilft es auch nichts, dass der routiniert agierende Tom Cruise immer noch dasselbe Zahnpasta-Siegerlächeln wie vor 36 Jahren aufsetzen kann und weiterhin ein höchst ansteckendes Charisma versprüht. Versetzt er mit seinen „Mission: Impossible”-Filmen regelmäßig in Staunen, gelingt ihm das mit Top Gun: Maverick jedoch leider nicht im gleichen Ausmaß.
Das Fazit zu Top Gun: Maverick – Fortsetzung auf Autopilot
Top Gun: Maverick bedient das Klischee einer typischen Hollywood-Fortsetzung: Stück für Stück hangelt sich der Film an der Struktur des Originals entlang und scheut sich auch sonst vor allzu großen Veränderungen. So gesehen ist das zwar Fan-Service in Perfektion, allerdings ruht sich das Werk viel zu sehr auf diesem Nostalgiefaktor aus.
Fairerweise muss dem Sequel aber auch attestiert werden, nicht in abstrusen Action-Wahnsinn verfallen zu sein, wie man es beispielsweise aus der „Fast & Furious”-Reihe kennt. Regisseur Kosinski konzentriert sich hauptsächlich darauf, die Flugszenen mit höchstmöglicher Intensität zu gestalten, was ihm zum Großteil auch gelingt.
Wenn Du Dich also auf einen Kinoabend mit Popcorn, Pathos und Piloten-Action freust, wirst Du in Top Gun: Maverick definitiv auf Deine Kosten kommen. Ein überraschend emotionales Kurz-Comeback von Val Kilmer gibt es zudem noch inklusive.
Viel mehr als dieses oberflächliche Vergnügen kann das Sequel aber nicht bieten. Dafür ist Top Gun 2 letztendlich zu generisch und bieder geraten. Etwas mehr Fantasie in der Drehbucharbeit wäre hier wünschenswert gewesen, auch wenn das Cruise’sche Charisma über einige Story-Plattitüden hinwegtrösten kann.
So ist Top Gun: Maverick weder filmischer Sturzflug noch Himmelsstürmer. Damit bleibt die Fortsetzung den Nachweis für ihre Existenzberechtigung gewissermaßen schuldig, worin wohl die allergrößte Ähnlichkeit zum 1986er-Kinohit besteht.
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