Am 12. September 2024 startet das The Crow-Remake von Regisseur Rupert Sanders im Kino. Horror-Fans weltweit erwarten die Neuinterpretation mit Spannung. Das liegt nicht nur daran, dass „Es“-Star Bill Skarsgård in der Hauptrolle zu sehen sein wird, sondern auch am Erfolgsdruck, dem Originalfilm von 1994 gerecht zu werden.
Wir haben die wichtigsten Unterschiede zwischen den The Crow-Filmen aus 1994 & 2024 für Dich zusammengestellt, von der Atmosphäre über die Story bis hin zum Soundtrack.
Achtung: Es folgen Spoiler zum Inhalt von beiden The Crow-Filmen.
Die Story: Geradlinig vs. gedankenlos
Das The Crow-Original von 1994 setzt mit dem Tod von Rockstar Eric Draven (Brandon Lee) und seiner Freundin Shelly Webster (Sofia Shinas) ein, die in ihrem Zuhause von einer Straßenbande überfallen werden. Die Verbrecher stoßen Eric aus dem Fenster, seine Freundin Shelly wird von den Bandenmitgliedern vergewaltigt und schwer verletzt. Sie stirbt später im Krankenhaus.
Im Film heißt es, dass eine Krähe die Macht hat, die Toten ins Diesseits zurückzubringen, wenn ihnen vor ihrem Tod etwas besonders Tragisches widerfahren ist. Und so passiert es auch: Ein Jahr nach dem Tod des Paares erwacht Eric wieder zum Leben. Er möchte die Täter aufspüren und zur Rechenschaft ziehen. Ab da beginnt eine stringent erzählter Rachefeldzug in nachvollziehbarem Tempo und mit interessanten Neben-Storys. Bis zum Start von Erics Feldzug vergeht im Originalfilm von The Crow wenig Zeit, die Action beginnt sofort.
Im The Crow-Remake sieht das ganz anders aus: Regisseur Rupert Sanders nimmt sich zu Beginn des Films (zu) viel Zeit, um die Kennenlerngeschichte seiner beiden Hauptfiguren zu erzählen. Eine Szene nach der anderen vergeht – wobei Eric (Bill Skarsgård) und Shelly (FKA Twigs) dennoch oberflächlich bleiben. Dann kommt es, wie im Film von 1994, zum Tod des Paares.
Auch im Remake kehrt Eric in die Welt der Lebenden zurück, doch im Gegensatz zum Original verwandelt er sich erst im letzten Viertel des Films in The Crow. Aus Weiß wird Schwarz, und zwar innerhalb weniger Sekunden. Danach zündet Regisseur Sanders ein kurzes Gewalt-Feuerwerk und der Film ist zu Ende. Hier ist weder die Gewichtung der Abschnitte noch der plötzliche Wandel von Eric zu The Crow so richtig nachvollziehbar.
Die Atmosphäre: Gothic-Ästhetik vs. seelenlose Settings
Der The Crow-Film von 1994 besticht durch seine Gothic-Eleganz. Dunkle Kleidung, brennende Kerzen, heruntergekommene Gebäude, das düstere Make-up von Hauptfigur Eric Draven (Brandon Lee). Die Elemente passen perfekt zur tiefschwarzen Story des Streifens.
Anders verhält es sich beim Remake von 2024: In der The Crow-Neuverfilmung wirken die Settings oberflächlich. Besonders schade ist das in der ersten Szene im Vorhof zum Jenseits. Regisseur Rupert Sanders hätte hier alle Möglichkeiten gehabt, den mystischen Ort kreativ und eindrucksvoll zu gestalten. Doch stattdessen präsentiert er ihn als eine lieblose zugewucherte Fabrikanlage.
Wo wir gerade beim Thema Setting sind: In welcher Stadt spielt The Crow eigentlich? Was den Originalfilm von 1994 betrifft, ist die Antwort schnell gefunden: in Detroit. Im Unterschied dazu könnte das The Crow-Remake von 2024 in so ziemlich jeder Großstadt angesiedelt sein, denn der Ort wird im Rahmen der Geschichte nicht thematisiert. Ein während des Films eingeblendetes Straßenschild mit der Aufschrift „Ashland Avenue“ weist allerdings darauf hin, dass der Streifen in Chicago spielen könnte.
Siehe auch: Horror in Hollywood – Hier liest Du Geschichten von Filmsets, an denen viel schiefging.
Die Figur The Crow und ihre Unterschiede: Aura vs. Aua
Obwohl Brandon Lee sicher nicht der beste Schauspieler aller Zeiten war, gelang es ihm im The Crow-Original, seiner Hauptfigur eine unvergleichliche Aura zwischen tief empfundener Liebe, Verletzlichkeit, Freundschaft und Rachegelüsten zu geben, und das auch noch mit Humor.
Bill Skarsgård gelingt das in der The Crow-Version von 2024 nicht, was allerdings auch am Skript des Streifens liegt. Seine Hauptfigur kennt nämlich nur zwei Gefühle, die trennscharf nacheinander eintreten: „schwer verliebt“ und „blinder Hass“. Das wirkt wenig überzeugend, denn im Lauf des Films ist keine Charakterentwicklung erkennbar.
Action-Gehalt: Emotionale Reise vs. blutiges Geballer
Während die Darstellung von Gewalt im The Crow-Original von 1994 nur eines der Register ist, die Regisseur Alex Proyas zieht, scheint es im Remake ausschließlich darum zu gehen. Denn während Proyas im Film von 1994 darauf achtet, Gewaltszenen dosiert einzusetzen und sie Story-dienlich zu gestalten, ist das Ende der The Crow-Neuverfilmung eine einzige Metzel-Orgie.
Im Original ist jederzeit nachvollziehbar: Eric Draven befindet sich auf einem Rachefeldzug und richtet seine Opfer mit viel Leidenschaft hin, vom Messerstecher Tin Tin (Laurence Mason) bis hin zum Ober-Bösewicht Top Dollar (Michael Wincott). Im Remake von 2024 sieht The Crow ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch rot – und schießt unkontrolliert um sich.
The Crow in der Film-Kritik: Hier liest Du, wie wir die The Crow-Neuverfilmung finden.
Die Musik: Kult-Soundtrack vs. modernere Songs
Der Soundtrack ist der einzige Punkt des The Crow-Vergleichs, der sowohl im Original als auch im Remake gelungen ist. Im Original gibt es Songs von legendären Rock-Helden wie The Cure, den Stone Temple Pilots und Violent Femmes zu hören.
Hier hörst Du noch einmal den Soundtrack des Originals.
Im Soundtrack von 2024 kommen zusätzlich zu alten Recken wie Joy Division auch modernere Künstler:innen wie Shelly-Darstellerin FKA Twigs und die Indierocker Foals vor. Diese sorgen für einen guten Mix und holen The Crow musikalisch in die Gegenwart.
Original vs. Remake: Welche Version ist besser?
Nachdem wir die Unterschiede der The-Crow-Filme gegenübergestellt haben, wird es Dich sicherlich nicht überraschen: Unserer Meinung nach ist das Original von 1994 deutlich besser als das Remake von 2024.
Das liegt zum einen an der liebevolleren Gestaltung des ursprünglichen Films, aber auch an der besser erzählten Story, der facettenreicheren Hauptfigur und dem filmdienlicheren Action-Gehalt. Der Soundtrack ist in beiden Fällen gelungen, doch der rettet die Neuverfilmung leider auch nicht vor der Belanglosigkeit.
Dieser Artikel The Crow: Original vs. Remake – Die größten Unterschiede zwischen den Filmen von 1994 und 2024 im Vergleich kommt von Featured!