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So arbeitet Polizei in Wirklichkeit - die Miniserie «Spuren»

Selten waren die Höhen und Tiefen der Polizeiarbeit so detailliert und schlüssig im TV zu sehen wie in der Serie «Spuren». Nina Kunzendorf glänzt als Königin eines ganzen Ameisenstaats von Ermittlern.
TV-Ausblick ARD - «Spuren»  Folge 3 «Blutregen»
Schauspielerin Nina Kunzendorf

Stefanie Berghoff wollte in ihrem schwäbischen Dorf nur eine Runde joggen gehen und kam nie wieder zurück. Als die sterblichen Überreste der jungen Frau nach einer riesigen Suchaktion schließlich im Wald gefunden werden, ist Stefanie bereits seit 72 Stunden tot. Getötet wurde sie durch Gewaltanwendung. Tatwaffe unbekannt, Täter ebenso. Barbara Kramer und ihr Kollege Thomas Riedle (Nina Kunzendorf und Tilman Strauß) bauen ein großes Team auf, das den Mordfall in akribischer Kleinarbeit lösen soll.

Selten sind die Höhen, Tiefen, Erfolge und Rückschläge der Polizeiarbeit so detailliert, schlüssig und alltagsnah im deutschen Fernsehen zu sehen gewesen wie in der Miniserie «Spuren», die das Erste am 15. Februar ab 20.15 Uhr zeigt. Die vier Folgen laufen alle an einem Abend. In der Mediathek stehen sie bereits.

Sie untersuchen sogar Wildfallen

Das Geschehen lehnt sich an zwei echte Fälle im Südwesten an - den Morden an einer Joggerin aus Endingen und an einer Medizin-Studentin in Freiburg. Man versetzte die fiktive Handlung in den fiktiven 927-Seelen-Ort Buchingen im Stuttgarter Raum. «Wenn es wirklich ein Zufallstäter ist, dann wird es eine lange Strecke», seufzt Kramer als Chefin der «SOKO Sonntag» nach dem ersten Mord aus Erfahrung. Akribisch tragen die Ermittler Spuren zusammen, sichern Handykontakte, Aufnahmen von Wildfallen, DNA-Spuren. An Tag 7 geschieht ein zweiter Mord. 

Nina Kunzendorf glänzt als Königin eines wahren Ameisenstaats von Ermittlern, von der Hundeführerin bis zu den Elektronikprofis. «Spuren» macht auf angenehme Weise klar, was eigentlich selbstverständlich ist: Die wenigsten Kriminalfälle werden mit atemberaubenden Verfolgungsjagden und Schusswechseln aufgeklärt, die meisten mit Kleinarbeit - und eben langem Atem.

Kunzendorf: «Schwäbisch kann ich auch»

Schauspielerin Kunzendorf ist seit mehr als zehn Jahren Berlinerin, in der Serie spielt sie eine Beamtin, die den Südwesten Deutschlands Richtung Hauptstadt verließ. Das ist nicht ganz abwegig. Die 53-Jährige ist in Mannheim aufgewachsen. «Schwäbisch kann ich auch, weil meine Mama Schwäbin ist», wie sie der Deutschen Presse-Agentur sagte. «Ich hätte gern Schwäbisch gesprochen, aber wir haben uns dagegen entschieden. Nun ist es ja auch tatsächlich eine Figur, die lange weg war, in Berlin. Und ein bisschen sollte sie auch ein Fremdkörper sein.» 

Der Effekt hat umso mehr Wirkung, da viele schwäbelnde Menschen mitspielen. «Der Dialekt der anderen Schauspieler macht natürlich dann auch einen großen Teil der Authentizität aus», erläuterte der Theater- und Fernsehstar im Interview der dpa. «Du bist sofort mehr im Bauch, in der Heimat, im Zuhause, im "Wo komme ich her?" Ich glaube, dass das tatsächlich viel ausmacht.»

Gibt es eine Fortsetzung? «Lust hätte ich allemal!»

Dieses Serienprojekt sei eigentlich gar kein Krimi. «Ich würde sagen, es ist viel eher ein Polizeifilm», sagte die Schauspielerin. «Wir schauen dabei zu, wie akribisch, kleinteilig, detailliert und oft auch sehr frustrierend Polizeiarbeit ist.» Sie finde das «sauspannend», so Kunzendorf. 

«Als deutscher Krimi-Zuschauer ist man gewohnt, dass man am dritten Tag irgendwie über eine Handyüberwachung eine Spur findet und dann am fünften weiß, wo der Verdächtige gestern war», so die Hauptdarstellerin über Klischee-Krimis im TV. «Und am siebten hat man dann den Täter. Ein Ermittlungserfolg jagt den nächsten.» Meistens gebe es zwei Kommissare, einen Polizeichef, der drängele und vielleicht noch ein oder zwei Assistenzkräfte. «Bei "Spuren" schauen wir einer 40-köpfigen SOKO bei der Arbeit zu.»

Wenn es nach der TV-Kommissarin geht, wird «Spuren» fortgesetzt. «Das kann ein Einzelprojekt sein, sprich ganz doof: Man weiß am Ende, wer es war, aber ich finde, das hat Potenzial, weitererzählt zu werden. Lust hätte ich allemal!»

© dpa ⁄ Christof Bock, dpa
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