Robert Eggers hat bisher vier Langfilme als Regisseur umgesetzt, die auf ganz unterschiedliche Weise beeindrucken. In ihnen zeigt er sein Gespür für Geschichten, die tief in die menschliche Psyche eintauchen, visuell spektakulär sind und zugleich ein beklemmendes Gefühl erzeugen.
Auch wenn Eggers’ Filme alle in vergangenen Zeiten spielen, beweisen sie, wie zeitlos und faszinierend alte Mythen auch heute noch sein können.
Robert Eggers: Vom Kostümdesigner zum gefeierten Regisseur
Robert Eggers begann seine Karriere als Kostüm- und Bühnenbildner am Theater, wo er ein Auge für historische Details und visuelle Gestaltung entwickelte. Schon früh arbeitete er an eigenen Geschichten, die er dann als Autorenfilmer verwirklichen konnte. Das bedeutet, dass Eggers nicht nur Regie führt, sondern auch die Drehbücher zu seinen Filmen selbst schreibt.
So war es bereits bei seinen ersten Kurzfilmen wie „Hansel and Gretel“ (2007) oder „The Tell-Tale Heart“ (2008) und so ist es auch nun bei seinen bekannten Spielfilmen. Dadurch verwirklicht er jedes Projekt von der ersten Idee bis zur finalen Umsetzung.
Seine Arbeit ist geprägt von ausführlichen Recherchen über die historische Zeit, in der die Handlung spielt. In seinen Filmen vermischt er den realen Horror mit übernatürlichen Elementen, die Raum für Interpretationen lassen.
Es bleibt den Zuschauer:innen überlassen, zu entscheiden, was wirklich geschehen ist und was den Fieberträumen seiner Figuren entspringt.
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1) The Witch (2015): Robert Eggers’ grausames Horrorfilm-Debüt
„The Witch” (Originaltitel: „The VVitch: A New-England Folktale”) erzählt die Geschichte einer puritanischen Familie im Neuengland des 17. Jahrhunderts, die aus ihrer Gemeinde verbannt wird. Wie es scheint, waren die Ansichten des tief religiösen Vaters William (Ralph Ineson) selbst für die strengen Siedler:innen zu fanatisch.
Er, seine Frau Katherine (Kate Dickie) und seine Kinder, darunter seine Tochter Thomasin (Anya Taylor-Joy), verlassen die Zivilisation und bauen sich einen Hof am Rand eines düsteren Waldes.
Zu dem kargen Leben in der Isolation breitet sich ein teuflischer Schrecken über die Familie aus – in Form einer Hexe, die eine grausame Vorliebe für Kinder hat. Als die Geschwister beginnen, sich gegenseitig der Hexerei zu beschuldigen, nimmt der Wahnsinn seinen Lauf.
Echte Hexen, echter Schrecken
Robert Eggers setzte bei seinem beeindruckendem Debütfilm stark auf historische Authentizität: Er recherchierte jahrelang historische Quellen und Gerichtsakten der Hexenprozesse, ließ seine Darsteller:innen in authentischem Frühneuenglisch sprechen und die Sets mit authentischen Werkzeugen errichten.
Das Übernatürliche in The Witch manifestiert sich – wie in den meisten Filmen von Robert Eggers – in alptraumhaften Visionen, Anspielungen auf alte Mythen und okkulten Ritualen.
2) Der Leuchtturm (2019): Das klaustrophobische Seemannsdrama
Nach seinem Debüt wird auch Eggers’ zweiter Spielfilm intensiv und beklemmend: In „Der Leuchtturm“ (Originaltitel: „The Lighthouse”) geht es um zwei Leuchtturmwärter, die die Aufgabe haben, für vier Wochen einen Leuchtturm auf einer abgelegenen Insel vor der Küste Maines zu betreiben.
Gleich zu Anfang stellt der alte Seemann Thomas (Willem Dafoe) klar: Nur er darf in der Nacht nach oben zum Licht gehen, der junge Ephraim (Robert Pattinson) muss dafür tagsüber schwere Arbeiten verrichten. Dazu verfällt Thomas immer wieder in wahnhafte Monologe über Religion, Mythen und Männlichkeitsvorstellungen.
Die einzige Ablenkung, die sich den beiden bietet, ist der Alkohol. Als Ephraim entgegen den abergläubischen Warnungen von Thomas eine frevelhafte Tat begeht, bricht ein Sturm über die Insel herein, der ihr Schicksal auf dem Leuchtturm besiegelt.
(Alp)-Traumhaftes Spiel von Dafoe und Pattinson
In diesem intensiven Drama bringt Robert Eggers seine Faszination für düstere Seemannsgeschichten zum Ausdruck. Die schwarz-weißen Bilder sind retrohaft im 4:3 Format gedreht, es dominieren starke Kontraste und Schattenspiele, die die psychologischen Konflikte der beiden Figuren widerspiegeln. Herausragend sind die schauspielerischen Leistungen von Willem Dafoe und Robert Pattinson, deren Figuren immer stärker dem Wahnsinn verfallen.
Eggers ließ sich von einer wahren Geschichte inspirieren: der Tragödie vom Smalls Leuchtturm aus dem Jahr 1801. Damals wurden zwei Leuchtturmwärter auf einer walisischen Insel von einem gefährlichen Sturm eingeschlossen – ein Ereignis, das nur einer von ihnen überlebte.
Auch hier ergänzt Eggers das menschliche Drama mit mythischen und symbolischen Visionen. Von der Legende der Meerjungfrauen bis zu Verweisen auf den Horror-Autoren H.P. Lovecraft – Robert Eggers lässt in diesem Film die Grenzen von Realität, Wahnsinn und Fantasie meisterhaft verschwimmen.
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3) The Northman (2022): Die epische Wikinger-Sage
„The Northman“ erzählt die Geschichte von Amleth (Alexander Skarsgård), dem Sohn eines Wikingerkönigs. Als Kind musste er zusehen, wie sein Vater Aurvandil (Ethan Hawke) von dessen eigenem Halbbruder Fjölnir (Claes Bang) ermordet wird. Amleth kann entkommen und schwört Blutrache.
Jahre später gibt er sich als Sklave aus und lässt sich unerkannt in die Gefolgschaft seines Onkels einreihen. Eine blinde Seherin (Björk) und ein Zauberer (Ingvar Sigurdsson) bekräftigen Amleth in seiner Mission. Womit er aber nicht gerechnet hat, ist, dass seine eigene Mutter (Nicole Kidman) seinem Mordplan im Weg steht.
Schon Shakespeare war fasziniert
Wenn Dir der Name Amleth und die Geschichte irgendwie bekannt vorkommen, ist das kein Zufall. Robert Eggers hat sich für The Northman an der Geschichte orientiert, die bereits William Shakespeare zu „Hamlet” inspirierte. Ursprünglich handelte es sich hierbei nämlich um eine nordische Sage aus Dänemark.
Mit einem Budget von umgerechnet über 61 Millionen Euro hatte Robert Eggers für The Nortman genug Ressourcen, um eine echte Wikingerwelt an nordischen Locations zu bauen. Der Film wurde in Irland und Island gedreht und kontrastiert beeindruckende Naturaufnahmen bei Tag mit feuerbeleuchteten Szenen bei Nacht.
Wie es sich für ein Wikinger-Epos gehört, gibt es brutale Schlachten und Schwertkämpfe. Was diesen Film so besonders macht, ist aber ein magischer Realismus, bei dem gruselige heidnische Rituale mit Visionen von nordischen Göttergestalten verschmelzen.
4) Nosferatu – der Untote (2025): Robert Eggers‘ neuer Blockbuster
Robert Eggers war praktisch sein ganzes Leben lang von der Nosferatu-Geschichte fasziniert. Bereits im Alter von neun Jahren sah er Friedrich Wilhelm Murnaus Ur-Horrorfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens” (1922) im Kino und war nachhaltig beeindruckt von Max Schrecks furchterregender Darstellung des Grafen Orlok. Knapp 100 Jahre später traut sich der geschichtsversessene Filmemacher nun, dem Stummfilmklassiker neues Leben einzuhauchen.
Nosferatu ist im Grunde genommen die Geschichte von „Dracula”, dem Vampirfürsten, der eine neue Stadt heimsucht und dort mit seinem Blutdurst und der Liebe zu jungen Frauen für Angst und Verderben sorgt. Murnau hatte für seine Verfilmung damals allerdings nicht die Rechte von Bram Stokers Romanvorlage erhalten und den Grafen Dracula kurzerhand in Orlok umbenannt. Durch seinen expressionistischen visuellen Stil und das furchterregende Spiel von Max Schreck gilt Nosferatu heute als Meilenstein des Horrorfilms.
Wiederauferstehung eines Filmklassikers
Robert Eggers transportiert in seiner Nosferatu Neuverfilmung den Schwarz-Weißen Gothic-Look mit modernen filmischen Mitteln in die heutige Zeit. Er orientiert sich eng an der Vorlage und erzählt gleichzeitig die Geschichte – an der er mehrere Jahre gearbeitet hat – neu.
In seiner Version steht die junge Ellen Hutter (Lily-Rose Depp) stärker im Vordergrund – und „Es”-Darsteller Bill Skarsgård hat sich bei seiner Verwandlung in Graf Orlok laut Eggers so stark transformiert, dass er kaum noch wiederzuerkennen ist.
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