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Red Rooms: Das Ende des Psychothrillers erklärt

Der neue französische Psychothriller „Red Rooms – Zeugin des Bösen” dreht sich um zwei junge Frauen, die obsessiv einen Gerichtsprozess gegen einen mutmaßlichen Serienkiller verfolgen, der drei Mädchen gefoltert, ermordet und seine Taten fürs Darkweb gefilmt haben soll. Doch was bedeutet das Ende des Films? Und was steckt eigentlich hinter der mysteriösen Protagonistin Kelly-Anne? Erfahre es in unserer Erklärung zu Red Rooms.
Red Rooms: Das Ende des Psychothrillers erklärt
Red Rooms: Das Ende des Psychothrillers erklärt © 24 Bilder

Inhaltswarnung: Der folgende Text enthält Beschreibungen von sexueller und physischer Gewalt gegen Kinder. Wenn Dich diese Themen belasten, solltest Du besser nicht weiterlesen.

Red Rooms – Zeugin des Bösen ist ein Film, der Dich nicht so schnell wieder loslässt. Was als Gerichtsfilm beginnt, entpuppt sich schnell als eine Reise in die abstoßendsten Gefilde menschlicher Verkommenheit. Es geht um den Mord an drei jugendlichen Mädchen, einen Täter, der sie gefoltert und gefilmt hat und Menschen, die für solches Videomaterial im Darkweb Geld bezahlen.

Es ist ein albtraumhafter Trip, der noch dazu durch den Umstand erschwert wird, dass Du als Zuschauer:in an der Seite der Protagonist:innen Kelly-Anne (Juliette Gariépy) lange eine unangenehm voyeuristische Position einnimmst. Denn warum das intelligente und erfolgreiche Model den Prozess gegen den mutmaßlichen Serienmörder Ludovic Chevalier (Maxwell McCabe-Lokos) mit solch einer Obsession verfolgt, wird erst im Finale des Films – zumindest in Ansätzen – klar.

Doch wird der Serienkiller am Ende verurteilt? Was genau macht Kelly-Anne im letzten Drittel des Films eigentlich? Und welche Beweggründe könnte sie für ihr Handeln haben? All diese Fragen versuchen wir in dieser Erklärung zu beantworten.

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Red Rooms: Das passiert bis zum Finale

Kim, 16 Jahre. Justine, 14 Jahre. Camille, 13 Jahre. Das sind die drei Mädchen, die Ludovic Chevalier entführt, gefilmt und grausam ermordet haben soll. Die schrecklichen Taten hat er in sogenannten „Red Rooms” gezeigt. Das sind Streaming-Channels im Darkweb, in denen es ein zahlungskräftiges Publikum für Perversionen dieser Art gibt.

Nun wurde Ludovic geschnappt und sitzt auf einer Anklagebank vor Gericht. An jedem Prozesstag dabei: Kelly-Anne, ein junges und erfolgreiches Model, das täglich vor dem Gericht auf der Straße übernachtet, um morgens einen Platz im Gerichtssaal zu ergattern. Sie ist reich, schön und scheint sich neben Poker auch ausgezeichnet im Darkweb auszukennen.

Juliette Gariepy und Laurie Babin in Red Rooms - Zeugin des Bösen

Kelly-Anne und Clémentine sind grundverschieden und doch durch den Prozess verbunden. — Bild: 24 Bilder

Eines Tages begegnet sie dort der labilen Clémentine (Laurie Babin), die von Ludovics Unschuld überzeugt ist und ihn sogar vor den Medien, die das Gerichtsgebäude belagern, voller Inbrunst verteidigt. Kelly-Anne lässt die extra für den Prozess angereiste Clémentine bei sich in ihrem Luxusloft wohnen. Doch ist ihr Interesse an den brutalen Verbrechen und dem mutmaßlichen Täter wirklich dasselbe?

Diese Frage muss sich auch Clémentine an dem Tag stellen, als im Gerichtssaal die Videos der Morde an Justine und Kim gezeigt werden. Kelly-Anne und Clémentine müssen auf Wunsch der Opferfamilien draußenbleiben und hören nur Bruchstücke von dem, was die beiden Mädchen vor ihrem Tod erleiden mussten. In diesem Moment legt Kelly-Anne offen, dass sie die Videos bereits gesehen hat.

Trotz Kelly-Annes Warnungen beharrt Clémentine darauf, dass sie ihr die Videos zeigt. Kelly-Anne willigt ein. Doch was auch immer sich Clémentine davon erhofft hat – vielleicht einen Beweis für die Unschuld von Chevalier –, stellt sich nicht ein. Verstört verabschiedet sie sich am nächsten Morgen von Kelly-Anne und verlässt die Stadt. Ihre letzten Worte an Kelly-Anne spiegeln auch unsere drängendste Frage in Red Rooms wider: „Warum machst du das?”

CHING_SHIH und Kelly-Annes Auftritt bei Gericht

Nach Clémentines Weggang wird Kelly-Anne zunehmend zielgerichtet. Sie scheint einen Plan zu verfolgen. Über das Darkweb nimmt sie Kontakt zu jemandem auf, der oder die sich CHING_SHIH nennt. CHING_SHIH fragt, wie Kelly-Anne sie gefunden hat. Das Model antwortet: „Bin auf dem blutroten Meer gesegelt.” Sie unterhalten sich in einem geheimen Code. 

CHING_SHIH steht vermutlich für die chinesische Piratenkönigin Zheng Yi Sao oder auch Ching Shih aus dem frühen 19. Jahrhundert. Kelly-Annes Antwort könnte sich auf den Namen von Ching Shihs Flotte beziehen, die „Rote Flaggen Flotte” genannt wurde. Gleichzeitig ist es wohl auch ein Verweis auf die blutige Natur dessen, was CHING_SHIH verkauft. Es geht nämlich um die Auktion einer brisanten Ware, wie sich später herausstellt.

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CHING_SHIH erklärt, dass die Nachfrage groß sei und ob Kelly-Anne es sich leisten könne. Als diese bejaht, wird ihr angekündigt, dass sie überprüft werden muss. Sie soll Bescheid geben, wenn sie dafür bereit ist.

Abseits ihres Zuhauses und Computers ist Kelly-Annes Verhalten aber zunehmend schwer einzuschätzen. Besondere Aufmerksamkeit scheint sie Francine Beaulieu (Elisabeth Locas) zu schenken, der Mutter der ermordeten Camille und damit des einzigen Opfers, dessen Video von ihrer Ermordung nie gefunden wurde. Kelly-Anne hat sämtliche privaten und beruflichen Accounts der Mutter gehackt und verschafft sich nun nach und nach auch Zugriff zu der Sicherheitsanlage von Francines Haus.

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Endgültig seltsam wird es, als Kelly-Anne zu einem Prozesstag verkleidet als Camille in blonder Perücke und Schuluniform sowie mit blauen Kontaktlinsen und Zahnspange erscheint. Will sie jemanden provozieren? Den Killer? Die Eltern? Oder beginnt sie sich etwa mit dem Mordopfer zu identifizieren? Auch das bleibt im Unklaren. Kelly-Anne wird von Polizisten aus dem Saal getragen. Es ist ihr letztes Mal im Gericht.

Was wird bei der Darkweb-Auktion versteigert?

Nach ihrer seltsamen Aktion im Gerichtssaal verliert Kelly-Anne endgültig ihren Job bei der Modelagentur, die sich vor der negativen Presse schützen will. Obwohl die junge Frau von der Nachricht getroffen scheint, schreibt sie kurz darauf CHING_SHIH, dass sie bereit für die Überprüfung ist. 

Der Test, bei dem Kelly-Anne unter anderem ein Bild von sich und einem Papier mit einer vorgegebenen Text-Zahlen-Kombination in den Chat schicken muss, soll wohl die Identität von ihr beweisen. Oder dass sie zumindest kein Bot ist. CHING_SHIH scheint zufrieden mit dem Ergebnis der Überprüfung und gibt Kelly-Anne eine Telefonnummer. Um 19 Uhr beginnt die Auktion. Sie soll eine Stunde vorher von einem nicht zurückverfolgbaren Telefon auf der Nummer anrufen, dann bekommt sie den Zugangscode.

Kelly-Anne nimmt an einer Darkweb-Auktion teil — Bild: 24 Bilder

Später ruft Kelly-Anne die Nummer von einer Telefonzelle aus an. Mit dem Zugangscode in der Tasche kehrt sie zurück zu ihrer Wohnung und wirkt zunehmend nervös. Es scheint so, als befürchte sie, dass sie verfolgt wird. Ob das nur Kelly-Annes Einbildung ist oder tatsächlich passiert, ist nicht wirklich offensichtlich. Dass sie aber allen Grund hat, nervös zu sein, wird spätestens beim Start der Auktion klar. Sie begibt sich nämlich in die tiefsten und illegalsten Tiefen des Darkweb.

Zurück in ihrer Wohnung setzt sich Kelly-Anne sofort an ihren PC, verkauft alle ihre Aktien und tauscht sie in Bitcoins um. Als die Auktion startet, wird endlich klar, was hier versteigert wird: Es ist das dritte, noch fehlende Video von Camilles Ermordung. Der abstoßende Titel: „Camille: traurige traurige Nacht”.

Camilles Video: Der Verlauf der Auktion erklärt

Während die Auktion läuft, spielt Kelly-Anne Online-Poker, um bei den unglaublichen Summen, die geboten werden, mithalten zu können. Es ist ein riskantes Spiel, denn sie setzt alle Ersparnisse, die sie aus dem Verkauf ihrer Aktien erhalten hat. Zum Schluss muss sie alles auf eine Karte beziehungsweise einen Bluff setzen. Und gewinnt. Ihr Geldvorrat reicht mit dem erspielten Geld geradeso, um auch die Auktion für sich zu entscheiden.

Das Video von Camilles Ermordung gehört ihr. Für 21,59 Bitcoins. Nach aktuellem Kurs sind das momentan um die 1.424.986 Euro. 

Kurz darauf wird ihr das Video zugeschickt. Sie schaut es sich an. Ihr Gesicht ist währenddessen fast unleserlich, hypnotisiert, tieftraurig und nur mühsam kontrolliert. Dennoch meint man, ein leichtes Lächeln an ihren Mundwinkeln erkennen zu können. Danach trinkt sie eine Flasche Champagner.

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Was ihre Reaktion zu bedeuten hat? Schwer zu sagen. Das Gesehene scheint sie definitiv tief zu treffen. Kämpft sie darum, weiter hinzuschauen? Hat sie vielleicht doch eine perverse Faszination für den Inhalt dieses Videos? Oder hat sie etwas in dem Video erkannt, was ihr Grund zur Freude gegeben hat? Zum Beispiel einen zweifelsfreien Beweis für Ludovic Chevaliers Schuld? Zumindest letzterer scheint in dem Video zu stecken, wie sich am Ende von Red Rooms zeigt.

Der Einbruch ins Haus von Camilles Mutter

Am Ende von Red Rooms zieht sich Kelly-Anne erneut die blonde Perücke über und verlässt ihr Wohngebäude heimlich durch die Parkdecks. Dabei hackt sie sich sogar in die Kameras ein und schaltet sie auf Standbild, um unbemerkt zu entkommen und keine Spuren zu hinterlassen. 

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Sie geht mitten in der Nacht zum Haus von Francine, Camilles Mutter, und bricht ein. Ein Leichtes für Kelly-Anne, da sie ja zuvor bereits das Sicherheitssystem geknackt hat und nun einfach die Vordertür benutzen kann. Francine schläft und Kelly-Anne schleicht sie zunächst ins Zimmer von Camille. 

Dort setzt sie sich auf das Bett und macht makabererweise Selfies von sich mit einem breiten Grinsen und Peace-Fingerzeichen. Es ist genau die Pose, die Camille auf dem Foto zeigt, das während dem Prozess und in den Medien verwendet wird.  

Anschließend schleicht sich Kelly-Anne in das Schlafzimmer von Francine und legt, ohne diese zu wecken, einen USB-Stick auf ihren Nachttisch. Danach verlässt sie ungesehen das Haus.

Das Ende von Red Rooms erklärt: Wird Ludovic Chevalier verurteilt?

Red Rooms endet mit einer Nachrichtensendung, die darüber berichtet, dass sich Ludovic Chevalier in allen Anklagepunkten schuldig bekannt hat. Der Nachrichtensprecherin zufolge wurde der Prozess auf halber Strecke abgebrochen, nachdem eindeutige Beweise gegen den Angeklagten aufgetaucht sind. 

Die Beweise umfassen offenbar neben hohen Kryptozahlungen an Chevalier auch das Video vom Mord an Camille. Darauf kann der Täter eindeutiger identifiziert werden als auf den anderen beiden Videos, wo teils nur seine generelle Statur und seine Augenfarbe zu erkennen waren. Es wird erwartet, dass Chevalier zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wird.

Maxwell McCabe in Red Rooms - Zeugin des Bösen

Dank Kelly-Anne bricht Ludovic Chevaliers Verteidigung zusammen — Bild: 24 Bilder

All das deutet stark darauf hin, dass Kelly-Anne auf dem USB-Stick, den sie im Schlafzimmer von Camilles Mutter hinterlassen hat, alle von ihr gesammelten Beweise und das Video gespeichert hatte. Es ist also Kelly-Anne zu verdanken, dass das Monster Chevalier nun mit Sicherheit hinter Gittern landen und niemandem mehr schaden können wird. 

Zu guter Letzt wird auch noch ein Interview mit Clémentine in der Sendung gezeigt. Sie spricht darüber, dass sie angeblich in den Serienkiller verliebt war und sie etwas Sanftes, Schönes und Trauriges in dessen Augen berührt habe. Möglicherweise ist das aber auch der Grund, warum sie ihre Besessenheit von einem auf den anderen Tag verloren hat. Hat Clémentine in den Augen von Chevalier sein wahres Wesen erkannt, als sie mit Kelly-Anne die beiden Mordvideos anschaute? 

Jetzt will sie ihn auf jeden Fall angeblich aus dem Kopf bekommen und drückt den Opfern in dem Interview ihr Beileid aus. Ob ein solches Rampenlicht im Fernsehen der naiven und fragilen Clémentine gut tut, ist aber zu bezweifeln.

Was ist das wahre Motiv von Kelly-Anne?

Neben der Frage, wie Menschen einander so schreckliche Dinge antun können, bleibt die Protagonistin Kelly-Anne bis zum Schluss das größte Rätsel in Red Rooms. Denn auch wenn ihr Plan am Ende offensichtlich wird und sie mit dem Videobeweis die Verteidigung des Serienkillers zu Fall bringt: Das Motiv für ihre offensichtliche Obsession für den Prozess bleibt bis zum Schluss im Dunkeln.

Kelly-Anne opfert im Laufe des Films so einiges. Und damit ist nicht nur die enorme Summe an Geld gemeint, die sie bei der Auktion ausgibt. Sie verliert auch ihren Job, was sie offensichtlich schwer trifft. Dabei stellt sich aber auch die Frage, warum sie überhaupt zu dem Prozess kommt. Denn wenn es ihr nur um die Überführung von Chevalier gehen würde, hätte sie das auch von daheim an ihrem Computer machen können.

Dass es ihr zumindest nicht nur um reine Gerechtigkeit gehen kann, darauf weist auch ihre Verkleidung als Camille hin. Ihr öffentlicher Auftritt bei Gericht könnte noch als Kriegserklärung an Chevalier gedeutet werden. Doch warum hat sie sich in der Nacht ihres Einbruchs die Perücke aufgesetzt und die Selfies auf Camilles Bett aufgenommen? 

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Identifiziert sie sich in gewisser Weise, wie schon zuvor von uns hypothetisiert, mit dem Mordopfer? Oder steckt eine ganz anders gelagerte Obsession hinter ihrem Verhalten und auch ihrem Drang, den Serienkiller hinter Gitter zu bringen? Hat sie vielleicht sogar selbst schon schlechte Erfahrungen in ihrer Vergangenheit gemacht, die sie nun antreiben?

Kelly-Anne bleibt ein Rätsel ohne Lösung. Ob sie eine Heldin ist oder vielleicht doch selbst tiefer in den dunklen Ecken des Darkwebs steckt, als Dir und uns als Zuschauer:innen lieb ist: Am Ende weiß das wohl nur sie selbst. 

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© Vodafone GmbH ⁄ Tim Seiffert
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