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Helen Mirren glänzt als Golda Meir

Die Schauspielerin Helen Mirren wird international gefeiert. Nun kommt sie als Israels Ministerpräsidentin Golda Meir in die Kinos. Zwei starke Persönlichkeiten für nahbare Momente - und viel Rauch.
Lou Kaddar (Camille Cottin) und Golda Meir (Helen Mirren) in einer Szene des Films «Golda: Israels eiserne Lady». © Sean Gleeso/Weltkino/dpa

Es ist ein Notizbuch des Grauens. Aufgenommen werden dort nur scheinbar harmlose Zahlen. Doch hinter jeder Ziffer stehen Opfer, getötete Soldatinnen und Soldaten. Im Film «Golda» notiert die von Helen Mirren gespielte israelische Ministerpräsidentin Golda Meir (1898-1978) die Zahlen in ihr kleines Büchlein. «Ich habe sie alle gezählt, jeden einzelnen von ihnen», sagt sie an einer Stelle. Guy Nattivs Blick auf die berühmte Politikerin konzentriert sich auf solche schweren Momente im Leben Meirs. Das lässt die häufig - so auch im deutschen Untertitel des Films - als «Israels Eiserne Lady» bezeichnete Meir nahbar wirken.

Viel Symbolik

Während Alan Gibson 1982 in «A Woman Called Golda» mit Ingrid Bergman weite Teile von Meirs Leben schildert, konzentriert sich Nattiv in «Golda» weitgehend auf eine der für Meir wohl härtesten Zeiten während des Jom-Kippur-Kriegs. Der Film erzählt die Situation während des 1973 für fast drei Wochen zwischen Israel auf der einen und Ägypten, Syrien und anderen arabischen Staaten auf der anderen Seite wütenden Krieges. Dabei verzichtet Nattiv weitgehend auf einschlägige Kampfszenen.

Oscar-Preisträger Nattiv («Skin») setzt vielmehr auf Symbolik. So schickt er Mirrens Golda Meir in den schwierigen Kriegssituationen immer wieder in die einsame Ewigkeit langer Gänge und Korridore in Gerichtsgebäuden, Krankenhäusern oder militärischen Kommandozentralen. Ein Weg führt sie mehrfach im Film durch eine Leichenhalle. Mit jeder neuen Sequenz werden mehr leblose Körper von Soldatinnen und Soldaten zu sehen sein.  

Es wird viel geraucht im Film. Kaum eine Szene, in der Meir sich nicht eine Zigarette anzündet, daran zieht oder in - meist hoffnungslos überfüllten - Aschenbechern zerdrückt. Mit dem auf diese Weise überall gegenwärtigen Rauch verweist der Film auf die Unklarheiten der Situation. Der Qualm verdichtet sich immer wieder, vieles liegt im Nebel, wirkt verwirrend, ist nur schemenhaft zu erkennen, klare Schritte oder Positionen scheinen unmöglich. Welche Aktionen planen die militärischen Gegner? Ist ein Erfolg gegen die Angreifer möglich? Und wie sicher ist die Unterstützung der verbündeten, aber von arabischem Öl abhängigen USA und ihres knallhart taktierenden Außenministers Henry Kissinger (Liev Schreiber)?

Verunsichert und entschlossen

Zwischen all den Unklarheiten agiert eine immer wieder verunsicherte, aber eben auch genauso entschlossene Golda Meir. Nattiv kann sich dabei ganz auf eine bereits Oscar-ausgezeichnete Mirren («Die Queen») verlassen. Sie zeigt die Facetten ihrer Figur: In einer von Männern beherrschten Welt - Meir war als Ministerpräsidentin Israels von 1969 bis 1974 eine der weltweit ersten weiblichen Regierungsspitzen - zeigt sie Härte am Kabinettstisch, stützt ihren mitten in der Krise strauchelnden Verteidigungsminister Mosche Dajan (Rami Heuberger), backt nebenbei noch Kuchen für eine Krisensitzung. Ihre Verletzlichkeit wird deutlich an den wiederkehrenden Zweifeln, den Tränen für die Toten und der Last ihrer eigenen schweren Krankheit. Meir litt an Krebs, dem sie später auch erlag.   

Über die Besetzung der Nicht-Jüdin Mirren für die Hauptrolle in einer israelischen Produktion mit israelischem Regisseur über eine israelische Ministerpräsidentin wurde kontrovers diskutiert. Nattiv äußerte sich dazu bei der Vorstellung des Films während der Berlinale. «Als jüdischer, israelischer Regisseur habe ich kein Problem damit», sagte er. «Für mich fühlte es sich an, als träfe ich eine jüdische Person.» Für ihn sei es nur wichtig gewesen, die Schauspielerin in ein israelisches Team einzubetten, um einen israelischen Film zu machen. Zudem spielten israelische und jüdische Schauspielerinnen und Schauspieler ohne Einschränkungen auf der ganzen Welt.     

Mirren sprach von Meir als «unglaublich starker Person», die ihr Leben völlig Israel gewidmet habe. «Der Film ist keine Biografie, es geht um den Teil, an dem sie am meisten gefordert wurde.» Für die Umsetzung der Rolle verwies die im Film kaum noch zu erkennende Mirren auf die Bedeutung von Kostümen und Maske. Nattiv sagte zu diesem Aspekt der Dreharbeiten: «Helen war 35 Tage nicht zu sehen, sondern nur Golda.»

© dpa ⁄ Gerd Roth, dpa
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