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Die Reue des alten weißen Mannes: Komödie «Contra» im Ersten

Ein Professor beleidigt eine Studienanfängerin mit arabischen Wurzeln rassistisch. Es ist nicht der erste Zwischenfall. Um sich zu retten, muss er die Frau auf einen Debattier-Wettbewerb vorbereiten.
TV-Ausblick - Das Erste
Professor Pohl (Christoph Maria Herbst) spricht Naima (Nilam Farooq) Mut zu. © 2020 Constantin Film/Verleih GmbH/ARD Degeto/dpa

Es ist ein beliebtes Filmthema: Zwei Menschen sindsich zutiefst unsympathisch, müssen aber aufgrund äußerer Zwängekooperieren und lernen überraschende Seiten am jeweils anderenkennen. Darum geht es auch in Sönke Wortmanns Komödie «Contra», dieein ernstes Thema unterhaltsam und doch tiefgründig nahebringt. Der Kinohit von 2021 läuft am Montag um 20.15 Uhr im Ersten.

Ein zynischer Rhetorikprofessor überzieht darin die Studentin Naima in
der Vorlesung mit rassistischen Bemerkungen und macht sich über sie
lustig. Um den Disziplinarausschuss gnädig zu stimmen, soll er sie
deshalb auf einen bundesweiten Debattier-Wettbewerb vorbereiten. Ein
schwieriges Unterfangen, denn bei beiden sind die Widerstände gegen
die Zusammenarbeit ziemlich groß.

Nach Vorbild aus Frankreich

Grundlage ist der französische Film «Die brillante Mademoiselle
Neila», der 2018 ins Kino kam. Daniel Auteuil spielte damals den
wortgewandten Professor, der die Studentin Neila wegen ihrer
algerischen Wurzeln fertig macht. Ein älterer, verbitterter weißer
Mann und eine junge Frau mit Migrationshintergrund aus der
berüchtigten Vorstadt - für die Constantin Film Produktion war das eine
spannende Konstellation, die sie auf deutsche Verhältnisse übertragen
wollten.

Statt in Paris spielt «Contra» in Frankfurt am Main. Christoph Maria
Herbst («Der Vorname») verkörpert den Rhetorikprofessor Richard Pohl.
Für die Rolle der Studentin fiel die Wahl auf Nilam Farooq, bekannt
aus Filmen wie «Du Sie Er & Wir» und als langjährige TV-Kommissarin
in der ZDF-Krimireihe «SOKO Leipzig».

Für Naima geht mit ihrem Jurastudium ein Traum in Erfüllung. Sie will
Anwältin werden und hofft, ihrer Mutter und ihren Brüdern dadurch ein
besseres Leben bieten zu können. Endlich in Deutschland ankommen und
nicht nur mit Bleiberecht geduldet werden! Und dann das: «In meinem
Kulturkreis bedeutet Pünktlichkeit noch etwas», wirft Professor Pohl
Naima an den Kopf, als sie wenige Minuten zu spät in die Vorlesung
kommt. Naimas Kommilitonen filmen Pohls peinlichen Auftritt, der in
den sozialen Medien bald für Aufsehen und Entsetzen sorgt.

Widerwillig befreundet

Mit dem Professor will Naima nach dieser schmerzlichen Erfahrung
nichts mehr zu tun haben. Doch dann erkennt sie die Chance, die ihr
die Teilnahme am Debattier-Wettbewerb bietet, zumal sie rhetorisch
sehr talentiert ist. Auch Pohl hat zunächst keine Lust, die Studentin
zu schulen, sieht aber keine andere Möglichkeit, seiner drohenden
Suspendierung zu entgehen. Widerwillig lassen sich beide auf das
gemeinsame Training ein und lernen am jeweils anderen überraschende
Seiten kennen. Alles läuft bestens, bis Naima die wahren Beweggründe
für die Hilfsbereitschaft des Professors herausfindet: Nicht etwa
Überzeugung und Reue, sondern Eigennutz.

«Contra» kommt um manche Klischees nicht herum. Doch Wortwitz und
Feingefühl für leise Zwischentöne machen die Komödie sehenswert. Auf
unterhaltsame Weise führt der Film vor Augen, dass es eben nicht nur
die großen Dinge sind, in denen sich Rassismus und Diskriminierung
äußern. Es sind viele kleine Begebenheiten, unüberlegte Bemerkungen,
Blicke, Verhaltensweisen, die Menschen ausgrenzen und verletzen. Kein
«Man darf doch wohl noch sagen» oder «Das war doch nicht so gemeint!»
- hier bezieht der Film eine eindeutige Position und stellt klar,
dass jeder Mensch eine Würde besitzt, die niemand verletzen sollte,
nicht mal im Scherz.

 

© dpa ⁄ Cordula Dieckmann, dpa
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