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Sandra Bullock wird 60 und nimmt eine Auszeit von Hollywood

Um Sandra Bullock ist es stiller geworden. Mit «Speed» startete die Schauspielerin vor 30 Jahren in Hollywood durch. Mit 60 Jahren lebt sie nun ihre Mutterrolle aus. Und sie kann immer noch Deutsch.
Sandra Bullock
Sandra Bullock

Auf der Kinoleinwand hat sich Sandra Bullock rar gemacht, konkrete Pläne für ein neues Projekt sind derzeit nicht bekannt. Die Schauspielerin wird am heutigen Freitag 60 Jahre alt. Sie hatte ihre Auszeit von Hollywood im April 2022 in einem ihrer seltenen Interviews angekündigt. «Ich möchte zu Hause sein», sagte Bullock damals dem US-Sender CBS. Sie könne nicht sagen, wie lange diese Pause dauern werde. Kurz zuvor hatte sie noch zwei Filme abgedreht. In der Actionkomödie «The Lost City» (2022) schlägt sie sich mit Channing Tatum durch einen Dschungel. Im selben Jahr stand sie Brad Pitt mit einem kurzen Auftritt in dem Thriller «Bullet Train» um einen Auftragskiller zur Seite. 

Im CBS-Interview schwärmte die Mutter von zwei Adoptivkindern auch von ihrer Mutterrolle und wie wichtig Familie in ihrem Leben sei. Zu Bullocks engsten Kreis gehörte damals auch ihr Partner, der US-Fotograf Bryan Randall. Die Oscar-Preisträgerin und Randall lernten sich laut «People.com» im Januar 2015 kennen, als er die Geburtstagsparty ihres Adoptivsohnes Louis fotografierte. In dem Jahr adoptierte Bullock ihr zweites Kind, die damals dreijährige Laila. Im Dezember 2021 sagte sie in der Facebook-Talkshow «Red Table Talk», sie habe mit Randall die «Liebe meines Lebens» gefunden, mit dem sie ohne Trauschein zusammenlebte. 

Trauer um ihren Partner

Da war Bullocks Partner wohl schon an der unheilbaren Muskel- und Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) erkrankt. Im vorigen August gab seine Familie den Tod des 57-Jährigen bekannt. Er sei nach einem dreijährigen Kampf gegen ALS gestorben. Er habe sich früh dafür entschieden, seine Erkrankung geheim zu halten, hieß es. 

Bullocks Familienleben war schon 2010 in die Schlagzeilen geraten, als ihre fünfjährige Ehe mit dem TV-Moderator und Motorradmechaniker Jesse James plötzlich zerbrach. Bei ihrem Oscar-Triumph als beste Hauptdarstellerin für das Drama «Blind Side - Die große Chance» im März des Jahres war James noch an ihrer Seite, doch nur wenige Tage später kamen gleich mehrere Affären ans Licht. Bullock sagte lange geplante Premierenauftritte, auch in Berlin, kurzfristig ab und reichte die Scheidung ein.

Beruflich saß Bullock mit Millionengagen und einem vollen Drehplan längst fest im Sattel. In Hollywood hatte «Sandy» den Ruf als Sweetheart weg - bodenständig und ohne Starallüren. Dazu konnte man sie für Comedy, Action und Drama gewinnen. 

Deutsche Wurzeln

Bullock wurde in den USA geboren, wuchs als Tochter einer deutschen Opernsängerin und eines Gesangslehrers, der in Bayern als US-Soldat stationiert war, aber zunächst in Nürnberg auf. Ihre Vorliebe für Gummibärchen und Nürnberger Bratwürste ist bekannt. Auch ihr Deutsch hat sie nicht verlernt. 

Bei ihrem Oscar-Auftritt 2010 sprach Bullock ihrer zehn Jahre zuvor am Krebs gestorbenen Mutter Helga Dank aus. Sie habe ihre beiden Töchter (Sandra und ihre sechs Jahre jüngere Schwester Gesine) zu Pflichtbewusstsein und Toleranz erzogen, sagte sie sichtlich gerührt auf der Weltbühne. Und in fast perfektem Deutsch schickte Bullock Backstage Grüße an ihre Verwandtschaft in Deutschland: «Ich liebe euch, ich vermisse euch, und ich sehe euch ganz bald. Gute Nacht, geht ins Bett, schlaft gut», sagte die frisch gekürte Oscar-Gewinnerin. 

Ihren ersten und bisher einzigen Oscar hatte Bullock dem Sozialdrama «The Blind Side» (2010) zu verdanken, in dem sie eine Mutter aus der Oberschicht spielt, die einen obdachlosen, schwarzen Jungen in ihre Familie aufnimmt und ihn zum Football-Profi macht.

Durch «Speed» zum Star

Schon an der Highschool spielte Bullock Theater, dann studierte sie Schauspiel. Auf erste Theaterrollen in New York folgten kleine Auftritte in Film und Fernsehen. 1993 fiel sie als Polizistin an der Seite von Sylvester Stallone in dem Science-Fiction-Film «Demolition Man» auf. Die erste große Kino-Rolle kam 1994 mit Co-Star Keanu Reeves in dem Action-Knaller «Speed». Es folgten weitere Hits wie der Liebesfilm «Während Du schliefst...» (1995) oder die Verfilmung des John-Grisham-Romans «Die Jury» (1996). In «Miss Undercover» (2000) glänzte Bullock als Polizistin, die bei einer Miss-Wahl verdeckt ermittelt. In «Selbst ist die Braut» (2009) war sie die zickige Chefin, die ihren Sekretär (Ryan Reynolds) mies
behandelt, bevor sie sich in ihn verliebt.

Auch ihre Buddy-Komödie «Taffe Mädels» (2013) mit Melissa McCarthy sahnte an den Kinokassen ab, übertroffen noch von dem Weltraumdrama «Gravity», in dem sie an der Seite von George Clooney als Astronautin ins Weltall abhebt. Das brachte ihr die zweite Oscar-Nominierung ein. 

In der Gangsterkomödie «Ocean's 8» (2018) gibt Bullock bei einem rein weiblichen Diebesring den Ton an. In dem postapokalyptischen Netflix-Thriller «Bird Box – Schließe deine Augen» (2018), unter der Regie der Dänin Susanne Bier, verkörpert sie eine Mutter von zwei Kindern, die vor einer mysteriösen Bedrohung fliehen muss. Die Hamburger Regisseurin Nora Fingscheidt konnte Bullock für den Thriller «The Unforgivable» (2021) als verhärmte, frühere Gefängnisinsassin gewinnen. 

Mutterrolle mit Ängsten

Der Hollywood-Star hat einen engen Bezug nach New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana, wo ihre Adoptivkinder herkommen. Beide haben afroamerikanische Wurzeln. Im CBS-Interview sprach Bullock unter Tränen über ihre Ängste, die sie als Mutter eines schwarzen Kindes habe, das in der Gesellschaft mehr Gefahren ausgesetzt sei. Nach der Adoption der damals dreijährigen Laila aus einem Pflegeheim sagte Bullock im Dezember 2015 der US-Zeitschrift «People», dass es anfangs viel Geduld und Beschwichtigung gebraucht habe, die Kinder einander näherzubringen. Laila habe «Pink und Glitzer» in das Haus gebracht. «Meine Familie ist zusammengemischt und divers, verrückt, liebenswert und unterstützend», sagte Bullock. «Das ist Familie.»
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

© dpa ⁄ Barbara Munker, dpa
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