In der heutigen Zeit gilt Maria Lassnig als eine der wichtigsten österreichischen Malerinnen, Medienkünstlerinnen und Grafikerinnen der letzten Jahrzehnte. Lassnig (1919 – 2014) hat den Erfolg noch selbst erlebt. Doch der Weg dahin war beschwerlich. Wichtiger als ihr Können war in der von Männern dominierten Kunstwelt oft ihre Beharrlichkeit. Sie hat nie aufgegeben. Doch der harte Kampf um ihre Kunst hat auch sie selbst härter werden lassen.
Birgit Minichmayr, Star am Wiener Burgtheater und in einigen Kinofilmen wie «Alle anderen», «Schachnovelle» und zuletzt «Andrea lässt sich scheiden», porträtiert Maria Lassnig in einer schauspielerischen Tour-de-Force.
Fast völlig auf Masken- und Kostümkunst verzichtend, zeigt sie die Künstlerin in verschiedensten Lebensphasen. Allein mit Mimik und Gestik, etwa Veränderungen im Gang oder im Blick, erschließt sie die unterschiedlichen Altersstufen der Porträtierten und gibt dem Film damit eine schöne Eigenwilligkeit. Das Publikum meint, mit ihr immer einige Zentimeter über dem Erdboden zu schweben.
Neben dem außerordentlichen Können der Hauptdarstellerin fasziniert der Film mit seiner formalen Originalität. Da steht scheinbar Dokumentarisches neben Fiktionalem, brechen surreale Augenblicke traditionell gestaltete Momente wirkungsvoll auf. Drehbuchautorin und Regisseurin Anja Salomonowitz gelingt es dabei virtuos, in den Kosmos der bildenden Kunst und der Welt des Kunstgeschäfts einzutauchen, ohne bemüht oder gar belehrend zu wirken. Dies und das Spiel von Birgit Minichmayr sprengen die Grenzen zwischen Kino und bildender Kunst auf höchst originelle Art.